Keine Rettung für
Thomas Cook Austria

Der drittgrößte heimische Reiseveranstalter Thomas Cook Austria AG hat Mittwochnachmittag beim Handelsgericht Wien Insolvenz beantragt. Eine Sanierung scheint unmöglich. "Eine Unternehmensfortführung wird nicht angestrebt", teilte der Kreditschutzverband AKV Donnerstagfrüh mit.

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Das gesamte unternehmerische Vermögen solle liquidiert werden. "Im Hinblick auf die hohen Haftungen für die verbundenen Gesellschaften ist derzeit nicht davon auszugehen, dass eine Sanierung des Unternehmens wirtschaftlich möglich sein wird", hieß es vonseiten der Gläubigerschützer.

Das Problem dürfte sein, dass der österreichische Ableger sehr hohe Haftungen und Bürgschaften für verbundene Unternehmen übernommen hat, die in der Konzerngruppe sind, heißt es in Branchenkreisen. Die Österreicher werden voraussichtlich auf diesen Haftungen sitzenbleiben.

Verbindlichkeiten in Höhe von 36 Mio. Euro

In der letzten Bilanz der Thomas Cook Austria AG sind für 2018 laut AKV Verbindlichkeiten in Höhe von 36 Mio. Euro angegeben worden. Zum Aktivvermögen gehörten insbesondere Forderungen gegen verbundene Konzerngesellschaften, denen aber ebenfalls Verbindlichkeiten und Haftungen gegenüberstünden.

»Es ist davon auszugehen, dass eine große Anzahl von ausländischen Gläubigern betroffen sein wird«

"Es ist davon auszugehen, dass eine große Anzahl von ausländischen Gläubigern betroffen sein wird", so der AKV. Dabei soll es um rund 15.000 Gläubiger gehen - hauptsächlich ausländische Hoteliers, wie Brancheninsider sagten.

Der Konkurs der österreichischen Thomas Cook Austria AG wird auf die Pleite der britischen Konzernmutter Thomas Cook Group plc und den daraus resultierenden Problemen für die Tochtergesellschaften zurückgeführt. Die börsennotierten Briten hatten am Montag bekanntgegeben, den Geschäftsbetrieb einzustellen, da die Verhandlungen zur geplanten Rekapitalisierung gescheitert sind. In Summe bestand ein Kapitalbedarf von 1,1 Mrd. Pfund (rund 1,2 Mrd. Euro).

Reisen bis 4. Oktober gestrichen

Thomas Cook Austria AG hat sämtliche Reisen mit Antrittsdatum bis einschließlich 4. Oktober 2019 gestrichen, gab der Abwickler für die Insolvenzversicherung, Allianz Partners (AWP), Donnerstagmittag unter Berufung auf das Tourismusunternehmen bekannt.

Zu den späteren Urlauben (mit Abreisedatum ab dem 5. Oktober) stehe die Vorgehensweise aktuell noch nicht fest. Dazu werde aber "in Kürze" eine Entscheidung des zuständigen Masseverwalters Günther Hödl erwartet.

Deutsches Unternehmen strebt Sanierung an

Die heimische Thomas Cook ist eine 100-Prozent-Tochter der deutschen Thomas Cook Touristik GmbH mit Sitz in Oberursel, die gestern ebenfalls Konkurs beantragt hat, dabei jedoch eine Sanierung und somit Fortführung des Unternehmens anstrebt.

Die Geschäfte in Ungarn und der Slowakei sind der österreichischen Gesellschaft unterstellt: An der slowakischen Neckermann Slovakia s.r.o. hält die Thomas Cook Austria AG laut Alpenländischem Kreditschutzverband 60 Prozent der Unternehmensanteile, an der N-U-R Neckermann Utazas Szolgaltato 100 Prozent.

Das Verfahren wird voraussichtlich heute im Laufe des Tages vom Insolvenzgericht in Wien eröffnet.

Bis zu 15.000 Gläubiger

Das Konkursverfahren über Thomas Cook Austria ist Donnerstagmittag am Handelsgericht Wien offiziell eröffnet worden. Das teilten die Gläubigerschutzverbände AKV und Creditreform mit. Sanierungsplanantrag wurde demnach keiner gestellt. Betroffen sind 60 Arbeitnehmer. Dazu kommen laut Antrag 10.000 Gläubiger, der AKV schätzte, dass es rund 15.000 werden könnten.

Die Aktiva liegen bei 41 Mio. Euro, die Passiva laut Gläubigerliste bei 33 Mio. Euro. Masseverwalter ist Günther Hödl. Die Anmeldefrist für Gläubiger endet am 2. Dezember. Die erste Tagsatzung findet am 16. Dezember statt.

Heimische Spitzenhotels bangen um Wintergäste

30 Prozent der rund 1.500 heimischen Spitzenhotels, vornehmlich aus der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie, haben Verträge mit dem pleitegegangenen Reiseveranstalter Thomas Cook und verbundenen Firmen wie beispielsweise Neckermann. Sie rechnen mit Schäden bis in den sechsstelligen Eurobereich, wie die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) auf Basis einer aktuellen Umfrage am Donnerstag mitteilte.

Bei mehr als drei Viertel dieser 30 Prozent - rund 350 Häusern - ist die Sorge demnach besonders groß. Denn sie haben auch für den kommenden Winter im Vertrieb auf Thomas Cook gesetzt. Der noch einzusetzende Masseverwalter müsse rasch klarstellen, dass die Hoteliers über diese Kontingente frei verfügen können, so die Interessenvertretung.

"Wir müssen verhindern, dass gute Betriebe ins Straucheln kommen, weil ein anderer schlecht gewirtschaftet hat. Es kann nicht sein, dass diese Betten im Winter leerstehen oder die Hotels kein Geld dafür sehen", warnt ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer vor weniger Umsatz und damit weniger Mitarbeitern in den Hotels. "Da geht es um viele Arbeitsplätze."