Talent wird überschätzt

von Volker Piesczek © Bild: Matt Observe/News

Zu dieser Erkenntnis kommt K. Anders Ericsson in seinem Buch "Top". Gerade jetzt, zu Schulbeginn, könnte eine kleine Inspiration zum richtigen Lernen hilfreich sein. Die Lektüre zeigt, wie vermeintlich durchschnittliche Menschen mithilfe des "bewussten Lernens" plötzlich außergewöhnliche Leistungen erbringen und warum Wunderkinder keine Wunderkinder sind. Okay, Sie werden wohl kein zweiter Mozart, aber ein "Happy Birthday", ohne jemanden zu erschrecken, sollte schon drin sein. Selbst wenn Sie Ihrer Meinung nach in Sachen Gesang völlig talentfrei sind. Talent wird nämlich, so der Autor, maßlos überschätzt. Viel wichtiger sei es, den passenden "Schlüssel" für das jeweilige Gehirn zu finden. Wie funktioniere ich, damit ich mir Dinge merken, verstehen oder erlernen kann? Ericsson ist auch überzeugt, dass so gut wie jedes Kind Mathematik erlernen kann. Die Aussage "Ich bin darin nicht begabt" hält er für Humbug. "Ohne Fleiß kein Preis" will der Professor der Psychologie zwar gelten lassen, aber stundenlanges Büffeln ohne den richtigen Zugang bringt fast nichts. Beim bewussten Lernen nützt der Mensch die natürliche Anpassungsfähigkeit von Gehirn und Körper. Beim Weg zur Lösung einer Aufgabe steht nicht so sehr das Wie, sondern eher das Warum im Vordergrund. Es geht also ausschließlich um den Erwerb von Fähigkeiten. Das Wissen dafür ist dann eine angenehme Begleiterscheinung.

Volker Piesczek ist Moderator und Entertainer.