Was zum Schluss wirklich zählt

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Die Geschichte der beiden Dreizehnjährigen auf ihren ziellosen Wegen, aus der Barackensiedlung ins Kriminal, blieb mir bis heute haften: Der Grazer Regisseur Alfred Ninaus hatte mir seinen soeben fertig geschnittenen Film "Lauf, Hase, lauf" gezeigt; und mit allem Ernst und aller Dringlichkeit, deren ein zuinnerst ehrlicher Künstler mächtig ist, hatte der damals schon prominente Wilfried das Titellied gesungen. Das war sie, die Stimme des sozialen Mitleids, die drüben in Bayern Konstantin Wecker erhob und die sich hierzulande in den Kundgebungen der Liedermacher zu artikulieren versuchte. Wilfried Scheutz hat vieles auf den Weg befördert, und nicht jeder hat daraus die richtigen Schlüsse gezogen: 15 Jahre, nachdem er mit "Ziwui Ziwui" die Synthese aus Rock und österreichischer Volksmusik hergestellt hatte, stieg Hansi Hinterseer mit bekannt finsteren Folgen in die Moonboots. Aber aus demselben Humus kam auch Hubert von Goisern. Und dann wieder Gabalier, ein stetiger Wechsel von Licht und Dunkel eben. Wilfried Scheutz hat mich stets ein wenig an Peter Turrini von damals erinnert: ein Riese, ein urzeitliches Vieh mit einer verletzungsgefährdeten Seele. "Spann deine Schwingen, flieg, Ikarus! Nicht das Gelingen, nur der Versuch zählt am Schluss": Das war nicht dahergesungene Wirtshausphilosophie, das kam von innen. Alles in allem war es ein gelungenes Leben. Das zählt zum Schluss.

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