Rudersportler im Musikverein

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Das ist eine der Neuigkeiten, die wir gebraucht haben wie das Ozonloch oder die Burschenschaft Vandalia: Thomas Angyan, der dann 32 Jahre lang den Wiener Musikverein geleitet haben wird, scheidet Ende Juni 2020 aus dem Amt. Er wolle, ließ er höflich verlauten, "das Ruder an die nächste Generation weitergeben". Das Rudern zählt zu den Kraftausdauer-Sportarten, und ich kann nur jedem Nachfolger des regierenden Weltmeisters erfüllende Zeiten in der Kraftkammer wünschen. Der Musikverein ist eine besondere Institution: Eine Gruppe kunstsinniger Privatpersonen formiert das Direktorium, die Zuwendungen der öffentlichen Hand sind minimal wie die politischen Einflussmöglichkeiten, und bis vor Kurzem war klar: Man hat den besten Intendanten und rührt an diesem Idealzustand nicht einmal mit der Pinzette. Denn was sonst noch soll die Führung eines solchen Instituts leisten als die Errichtung von vier neuen, dem Nichtgängigen verschriebenen Sälen, dazu ein umfangreiches Jugendprogramm, und all das in Ergänzung der eigentlichen Kompetenz: der Führung eines weltrenommierten, nur dem Besten der Besten verschriebenen Instituts, vergleichslos an Tradition, Strahlkraft und Auslastung? Zuletzt aber, so war zu hören, hat man Angyans Verbleib nicht mehr mit dem lang selbstverständlichen Engagement betrieben (um es elegant zu formulieren). Ich wünsche dem Vehikel sturmfreie Zeiten.

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