So retten Politiker ihr Geld

Was machen eigentlich Politiker mit dem Geld, das ihnen am Monatsende übrigbleibt?

Höhere Mindestlöhne, niedrigere Steuern und so weiter: Die Liste der Wahlzuckerl ist lang. Doch wer kümmert sich um die Sparer? News fragte Spitzenpolitiker nach ihren Anlagerezepten und Vorsorgestrategien.

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WIRTSCHAFT - So retten Politiker ihr Geld

ÖVP-Chef Sebastian Kurz will wieder höhere Sparzinsen und das erste Eigenheim steuerlich entlasten. FPÖ- Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache möchte die Bausparprämie von 1,5 auf fünf Prozent erhöhen, die betriebliche Vorsorge stärker fördern, die Kapitalertragsteuer auf Sparguthaben aussetzen und keinesfalls eine Erbschaftssteuer. Neos-Kandidat Matthias Strolz will, dass man ein Elftel des Einkommens steuerfrei in die Altersvorsorge stecken kann. Liste-Pilz-Kandidat Peter Kolba will das Bausparen fördern und fairere Vorsorgeprodukte. Die Grünen Ulrike Lunacek und Werner Kogler wollen eine Grundsicherung und Grundpension, die private Vorsorge sollte nicht mit Steuergeldern gefördert werden. KPÖ-Plus-Kandidat Mirko Messner verteufelt die private Vorsorge und die SPÖ will sich im Detail nicht äußern.

Hier lesen Sie nun, wie die Politiker ihre eigenen Geldangelegenheiten regeln, welche Tipps sie auf Lager haben und was sie verändern möchten.

Kurz: private Vorsorge

Sebastian Kurz rät, einen professionellen Anlageberater zu Rate zu ziehen. Man sollte auf die Experten hören und "Kapitalanlagen möglichst breit streuen, um Risiko zu minimieren. Natürlich ist es sinnvoll, neben staatlichen Sicherungssystemen auch privat für Risiken und für die Pension vorzusorgen." Hätte Kurz 1.000,10.000 oder 100.000 Euro zu veranlagen -egal: "Wenn man auf Veranlagungen setzt, die besonders österreichische Betriebe berücksichtigen, profitiert man vom im internationalen Vergleich stabilen Finanzmarkt Österreichs und trägt gleichzeitig zur Stärkung unseres Standorts bei." Der Kauf der eigenen vier Wände wäre in jedem Fall eine gute Investition: "Wir möchten auf jeden Fall die Schaffung des ersten Eigenheims unterstützen. Wir wollen die staatlichen Nebenkosten beim ersten Eigenheim wie Grunderwerbssteuer, Grundbuchgebühr oder Gebühren für Eintragung des Pfandrechts abschaffen." Und damit man sich überhaupt eine Immobilie leisten kann, will er die Steuer-und Abgabenlast spürbar senken.

"Wer ein Leben lang in Österreich hart arbeitet, muss eine sichere Pension bekommen", vertraut Kurz auf das "staatliche" Pensionssystem nach dem Umlageverfahren. "Gleichzeitig braucht es im Sinne einer neuen Gerechtigkeit einen klaren Unterschied zwischen den Leistungen für jene, die schon lange in das System einzahlen, und für jene, die vor Kurzem zugewandert sind und noch nie eingezahlt haben. Außerdem wollen wir neben der staatlichen Pension auch die staatliche und betriebliche Vorsorge stärken." Stärken will Kurz die Wiener Börse "als wichtige Finanzspritze für unseren Standort. Es braucht vor allem für KMU einen leichteren Zugang zur Börse und einen Abbau von Bürokratie. Zudem soll eine bessere Vermittlung der Funktionsweise der Börse in Schulen und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu einem stärkeren Bewusstsein über die Chancen des Kapitalmarktes für Private und Unternehmen beitragen."

Wie veranlagen Sie, Herr Strache?

"Ich bitte um Verständnis, dass das ein sehr private Frage ist und ich mein Anlageverhalten nicht öffentlich ausbreiten möchte", gibt sich der FPÖ-Chef reserviert, "nur so viel: Ich bin kein Hasardeur, sondern agiere bedacht und konservativ. Ich weiß auch, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass mein Einkommen es mir ermöglicht, für meine Familie und mich vorsorgen zu können. Ein Großteil der Österreicher hat diese Möglichkeit nicht. Und wenn sie in bescheidenem Rahmen vorsorgen, laufen sie Gefahr, dass ihnen, Stichwort Inflation, real weniger bleibt, als sie eingezahlt haben."

Es sei für Durchschnittsverdiener viel schwieriger geworden, Eigentum zu schaffen: "Das liegt vor allem daran, dass ihnen durch die hohe Steuerlast weniger netto vom Brutto bleibt und dass die Wohnungsund Grundstückspreise in manchen Regionen massiv angezogen haben. Daher halte ich auch eine Erbschaftssteuer für unfair: Wenn Menschen sich im Laufe ihres Lebens ein Eigenheim geschaffen und dafür auch schon Steuern und Abgaben gezahlt haben, kann es nicht sein, dass der Staat bei den Erben noch einmal zuschlägt."

Ein großer Fehler der ÖVP und SPÖ sei es gewesen, "die staatliche Bausparprämie und, daran gekoppelt, auch die Prämie für die Zukunftsvorsorge zu halbieren. Derzeit liegt die Bausparprämie mit 1,5 Prozent am absoluten Minimum. Wir sind für eine Erhöhung der Bausparprämie auf fünf Prozent. Die Möglichkeiten zur Eigenvorsorge sind auf jeden Fall zu fördern. Die Möglichkeit der betrieblichen Vorsorge ('Zukunftssicherung') ist pro Mitarbeiter pro Jahr auf 300 Euro limitiert. Das muss deutlich angehoben werden."

"Österreichs Sparer wurden seit 2010 um satte 48 Milliarden Euro ärmer. Diese gewaltige Summe ergibt sich aus dem Kaufkraftverlust durch die Inflation, der rund 20 Milliarden Euro beträgt. Dazu muss man noch den Verlust durch vorenthaltene Zinsen addieren, der in etwa 28 Milliarden Euro ausmacht. Wir sind für ein Aussetzen der Kapitalertragsteuer auf Sparguthaben. Derzeit kassiert der Finanzminister Steuern auf Zinsen, die man in Wirklichkeit nicht bekommt", poltert Strache. "Das ist in Wahrheit eine Enteignung der heimischen Sparer. Einzig auf das Budget und die öffentliche Verschuldung wirken sich die niedrigen Zinsen positiv aus."

Wie sorgen Sie vor, Herr Strolz?

"Wir haben für unser Eigenheim noch einen großen Kredit ausstehend, leider in Schweizer Franken, wie viele andere Österreicher", verrät Neos-Spitzenkandidat Matthias Strolz. "Wir sparen für die endfällige Rückzahlung mit einer fondsgebundenen Lebensversicherung und mit einem kleinen Wertpapierportfolio an."

Und worin würden Sie investieren, wenn Sie 100.000 Euro zu veranlagen hätten? "Bräuchte ich dieses Geld nicht für die Deckung der Grundbedürfnisse unserer Familie, so würde ich tatsächlich in ausgewählte Aktien gehen. Die sind derzeit dem Sparbuch klar überlegen. Eventuell zur Risikostreuung bei 100.000 Euro einen Teil davon auch in einen mehr berechenbaren Mischfonds. Eine konservative Beimischung in Form von Staatsanleihen ist sicherlich zur Risikostreuung zu überlegen. Wobei eben die Zinssätze hier derzeit nicht sehr lockend sind."

Persönlich hat Strolz "eine überschaubare Position in einem Immobilienfonds einer österreichischen Bank. Viel geht da nicht weiter. Zur Risikostreuung, wenn ich auf die Rückzahlung eines endfälligen Eigenheimkredits anspare, macht es mitunter Sinn." Durch Steuersenkungen sollten Menschen in ihre eigenen vier Wände auch zur Eigenvorsorge investieren können, meint Strolz. "Das ist immens wichtig. Sonst endet das mitunter in drei Jahrzehnten in Altersarmut. Die Jahrgänge, die heute 45 oder jünger sind, werden bis zu 30 Prozent kleinere Pensionen als ihre Väter haben. Die Töchter sind mit den Erwerbskurven ihrer Mütter nicht vergleichbar."

Sparen sei dringend notwendig: "Das gilt für den Einzelnen und für den Staat gleichermaßen. Wenn der Konsum dauerhaft nicht durch gesparte Mittel, sondern durch Schulden finanziert wird, werden Krisen wahrscheinlicher. Sparen in jeder Form -also auch mittels Wertpapieren - sollte erleichtert, aber auch erklärt werden. In Österreich ist der Anteil an Aktien am Geldvermögen sehr gering. Die Österreicher konnten vom aktuellen Aktienboom nur wenig profitieren. Wir plädieren jedenfalls dafür, dass jeder Erwerbstätige die Möglichkeit haben soll, ein Elftel des Einkommens steuerfrei in eine kapitalgedeckte Altersvorsorge zu investieren, so wie das bei Politikern bereits erlaubt ist. Dieses Recht muss allen Bürgerinnen und Bürgern zustehen."

Und weil ein funktionierender Finanzplatz positive Effekte auf die gesamte Volkswirtschaft hat, möchte Strolz die Wiener Börse stärken. "Privatisierungen bis zu einem gewissen Grad können wir uns ebenso vorstellen. Erdfeste Infrastruktur wollen wir aber weiterhin in staatlicher Hand behalten."

Was die Liste Pilz vorschlägt

Konsumentenschützer Peter Kolba von der Liste Pilz scheint den Banken nicht sehr zu vertrauen: "Ich hatte eine Lebensversicherung angespart und 2017 gekündigt. Ich habe den ausbezahlten Betrag - da kaum Zinsen -in einem Banksafe verwahrt. Im Fall einer Bankinsolvenz kann ich auf das Geld dann weiter zugreifen, weil es abgesondert ist. Geld am Konto dagegen bedeutet, auf die Einlagensicherung zu vertrauen. Das tue ich derzeit nicht."

Hätte er 1.000.000 Euro, worin würde er investieren? "Ich bin kein Investor, sondern ein kleiner Sparer. Ich habe keine Ahnung von Aktien. Wem es auch so geht, dem würde ich raten: Finger weg davon. Goldmünzen in einem Banksafe wären unter Umständen sinnvoll."

Sollte man nicht zuerst in sein eigenes Zuhause investieren? "Über den Wunsch, sich eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim zu leisten, sind viele kleine Sparer von Finanzkeilern und Banken in hochriskante endfällige Fremdwährungskredite gejagt worden. Daher: Haus oder Wohnung nur kaufen, wenn man einen guten Teil aus eigenen Mitteln bezahlen kann", rät Kolba. Er geht davon aus, "dass die staatlichen Pensionen insoweit sicher sind, dass man eine bekommen wird. In welchem Alter und in welcher Höhe, kann fraglich sein. Doch mit der Angst um die Pensionen wurden die Menschen vor der Finanzkrise in hochspekulative Fremdwährungsprodukte hineingejagt. Das Bausparen war ein sehr überschaubares System, insofern sollte man es wieder stärker fördern."

Sollte man nicht auch den heimischen Kapitalmarkt stärker fördern? "Der Finanzplatz Österreich ist durch eine Reihe von Anlageskandalen - von AMIS über AvW, MEL, geschlossene Fonds -in Verruf geraten. Mangels effi zienter Instrumente, Schadenersatz durchzusetzen, blieben viele als Opfer zurück. Zuerst die Rahmenbedingungen erheblich Richtung Anlegerschutz verbessern, dann kann man darüber nachdenken", so Kolba.

Grüne wollen Grundsicherung

Grünen-Chefin Ulrike Lunacek und ihr Stellvertreter Werner Kogler wollen eine erwerbsunabhängige Grundsicherung und eine steuerfinanzierte Grundpension von 890 Euro sowie ein flächendeckendes Pflegeangebot garantieren. "Wer darüber hinaus im Alter weitere Einkommensteile haben will, sollte privat ansparen, aber bitte nicht die anderen Steuerzahler dafür heranziehen. Private Vorsorge soll privat sein", betont Kogler.

Für sich persönlich sorgt er "gerade einmal mit einer Lebensversicherung vor. In der Steiermark wohne ich in meinem Heimatwahlkreis in einer Kaufimmobilie, in Wien in einer Mietimmobilie." Hätte er jetzt noch 1.000,10.000 oder 100.000 Euro zu investieren, würde er "in ethische Investments investieren, in grüne Technologie im Besonderen und in die Bank für Gemeinwohl. Es macht jedenfalls Sinn, "in österreichische Staatsanleihen zu investieren, wenn man Stabilität im Portfolio haben will". Bei der Wiener Börse ortet er ein Defizit in puncto Transparenz und Anlegerschutz.

KPÖ gegen private Vorsorge

"Private Vorsorge zerstört den Generationenvertrag", ist der radikale Standpunkt von Mirko Messner, Spitzenkandidat der KPÖ Plus (Zusammenschluss der KPÖ und der Plattform Plus der Jungen Grünen): "Die Bilanz der Pensionskassen und Pensionsfonds zeigt hinreichend, dass Vorsorgeprodukte immer riskant sind. Private Vorsorge ist von der Profitentwicklung abhängig und zerstört den Generationenvertrag. Denn Versicherte kommen bei der Vorsorge über Pensionsfonds in einen tiefen Zwiespalt. Sie sind an einer möglichst hohen Rendite interessiert, um ihre Pension zu sichern. Das erzeugt gleichzeitig massiven Druck auf die Beschäftigten jener Unternehmen, deren Aktien von den Fonds gehalten werden." Sein Vorsorgerezept: "Weiterentwicklung des bewährten Umlageverfahrens als Solidarprinzip mit dem Generationenvertrag und der Drittelfinanzierung durch Versicherte, Dienstgeber und Staat." Steuerlich begünstigte private Vorsorge nütze vor allem Menschen mit hohen Einkommen.

SPÖ überlegt noch

Keine Zeit für Detailfragen zur Vorsorge und zum Sparen hat die vom Wahlkampf gestresste SPÖ. So viel steht zumindest im Plan A des Kanzlers Christian Kern: Für Erbschaften ab einer Millionen Euro will der SPÖ-Spitzenkandidat eine Erbschaftssteuer einführen. Mit den geschätzten 500 Millionen Euro möchte Kern einen Pflegegarantiefonds speisen. Die "staatliche" Pensionsvorsorge, das Umlageverfahren, sei das Nonplusultra. Eine kapitalgedeckte zweite und dritte Säule, also die private und betriebliche Vorsorge, würde das Pensionssystem nicht sicherer machen. Das hätte schon die Finanzkrise bewiesen.