Matti Nykänen mit
55 Jahren gestorben

Finnlands bekanntester Skispringer, Matti Nykänen, ist tot.

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Steckbrief

  • Name: Matti Nykänen
  • Geboren: 17. Juli 1963 in Jyväskylä (FIN)
  • Gestorben: 4. Februar 2019
  • Debüt im Weltcup: 6. März 1981
  • Letzter Weltcupbewerb: 9. Dezember 1990
  • Größte Erfolge:
  • Olympia: 4 x Gold 1984 Sarajevo (Großschanze)
    1988 Calgary (Großschanze, Normalschanze, Team)
    1 x Silber 1984 Sarajevo (Normalschanze)
  • WM: 6 x Gold 1982 Oslo (Großschanze), 1984 Engelberg (Team)
    1984 Sarajevo (Großschanze), 1985 Seefeld (Team)
    1987 Oberstdorf (Team), 1989 Lahti (Team)
  • Vierschanzentournee: Gesamtsieger 1982/83, 1987/88

  • Weltcup: 4 Gesamtsiege: 1982/83, 1984/85, 1985/86, 1987/88
    46 Einzelsiege
  • Skiflug-WM: 1 x Gold 1985 in Planica

Sportliche Höhenflüge, private Abstürze - Matti Nykänen bewegte stets im Extrembereich. Die finnische Skisprung-Legende, die in der Nacht auf Montag 55-jährig starb, feierte Olympiasiege und setzte sportliche Maßstäbe, saß aber auch im Gefängnis und machte durch Alkohol-Eskapaden von sich reden. "Die Hölle ist nicht so schlimm, wie mein Leben jahrelang war", betonte Nykänen einmal.

»Er war ein Mensch mit Stärken und Schwächen«
© AFP PHOTO/MARK CARDWELL MARK CARDWELL / AFP Matti Nykänen 1988 bei den Olympischen Winterspielen in Calgary

Der Tod des früheren Sportidols, das nach Angaben des Chefs des Finnischen Skisprungverbandes, Mika Kulmala, seit einiger Zeit krank gewesen war, löste bei ehemaligen Konkurrenten und Funktionären tiefe Trauer aus. "Ich habe die Nachricht mit Entsetzen aufgenommen", betonte Deutschlands einstiger Top-Springer Jens Weißflog dem Internetportal "Sport1". "Er war ein Mensch mit Stärken und Schwächen", sagte der einstige Hauptkonkurrent Nykänens. "Aber das ist auch das, was einen Menschen ausmacht. Er stand zu seinen Schwächen."

Die Sportabteilung des finnischen Ministeriums für Bildung und Kultur bestätigte den Todesfall am Montagvormittag, nachdem zuvor das finnische Magazin "Seiska" darüber berichtet hatte. Der Internationale Skiverband drückte via Twitter seine Trauer aus. "Ruhe in Frieden, Matti", stand über einem Schwarz-Weiß-Bild des Finnen. Derselbe Wortlaut war auch auf der Instagram-Seite des Skisprung-Teams des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) zu lesen.

Weltcup-Gesamtsieger im Skispringen sowie Rekorde nach Nationen:

  • 1980 Hubert NEUPER (AUT)
  • 1981 Armin KOGLER (AUT)
  • 1982 Armin KOGLER (AUT)
  • 1983 Matti Nykänen (FIN)
  • 1984 Jens Weißflog (DDR)
  • 1985 Matti Nykänen (FIN)
  • 1986 Matti Nykänen (FIN)
  • 1987 Vegaard Opaas (NOR)
  • 1988 Matti Nykänen (FIN)
  • 1989 Jan Boklöv (SWE)
  • 1990 Ari-Pekka Nikkola (FIN)
  • 1991 Andreas FELDER (AUT)
  • 1992 Toni Nieminen (FIN)
  • 1993 Andreas GOLDBERGER (AUT)
  • 1994 Espen Bredesen (NOR)
  • 1995 Andreas GOLDBERGER (AUT)
  • 1996 Andreas GOLDBERGER (AUT)
  • 1997 Primoz Peterka (SLO)
  • 1998 Primoz Peterka (SLO)
  • 1999 Martin Schmitt (GER)
  • 2000 Martin Schmitt (GER)
  • 2001 Adam Malysz (POL)
  • 2002 Adam Malysz (POL)
  • 2003 Adam Malysz (POL)
  • 2004 Janne Ahonen (FIN)
  • 2005 Janne Ahonen (FIN)
  • 2006 Jakub Janda (CZE)
  • 2007 Adam Malysz (POL)
  • 2008 Thomas MORGENSTERN (AUT)
  • 2009 Gregor SCHLIERENZAUER (AUT)
  • 2010 Simon Ammann (SUI)
  • 2011 Thomas MORGENSTERN (AUT)
  • 2012 Anders Bardal (NOR)
  • 2013 Gregor SCHLIERENZAUER (AUT)
  • 2014 Kamil Stoch (POL)
  • 2015 Severin Freund (GER)
  • 2016 Peter Prevc (SLO)
  • 2017 Stefan KRAFT (AUT)
  • 2018 Kamil Stoch (POL)
© AFP PHOTO/JONATHAN UTZ JONATHAN UTZ / AFP Matti Nykänen 1988 bei den Olympischen Winterspielen in Calgary

Bei Olympia in Sarajevo 1984 und Calgary 1988 gewann Nykänen insgesamt vier Goldmedaillen und einmal Silber. Viermal holte er sich den Gesamt-Weltcup - das gelang außer ihm bisher nur dem Polen Adam Malysz. Doch der sportliche Erfolg bekam ihm nicht. "Ich stand viele Jahre im Mittelpunkt, alle haben sich um mich gerissen. Ich hatte es satt, es war zu viel. Ich war unglücklich und habe angefangen, in mir drinnen eine Mauer hochzuziehen", erzählte Nykänen einst.

Alkoholmissbrauch

Er begann zu trinken, jahrelang benebelte der Alkohol seine Sinne. Mit Bierbauch und aufgedunsenem Gesicht versuchte er sich nach seiner Skisprung-Karriere als Stripper und Popsänger. "Ich hätte niemals so viel trinken sollen. Wenn du trinkst, lebst du wie in einer Blase, siehst keinen Sinn", beschrieb er diese Zeit des Alkoholmissbrauchs.

Auch mit dem Gesetz geriet der zweifache Vierschanzentournee-Sieger in Konflikt. Nach einer Messerattacke auf einen Freund saß er im Gefängnis. Nach seiner Entlassung im September 2015 griff er dann seine Ex-Frau tätlich an.

Die Diskrepanz zwischen den sportlichen Höhen und den privaten Tiefen wird immer zur Erinnerung an Nykänen gehören. "Ich denke, der überwiegende Teil, der von Matti Nykänen gehört hat, weiß, was er sportlich geleistet hat. Das überwiegt", meinte Weißflog. Der Ostdeutsche hatte sich bei den Olympischen Winterspielen 1984 packende Schanzen-Duelle mit Nykänen geliefert.

© ANTTI AIMO-KOIVISTO / LEHTIKUVA / AFP Matti Nykänen 2004

"Er war ohne Zweifel einer der bedeutendsten finnischen Sportler aller Zeiten", schrieb der finnische Sportminister Sampo Terho bei Twitter über Nykänen, der in seiner Heimat 1985 und 1988 zum Sportler des Jahres gewählt worden war. Den ersten seiner 46 Weltcup-Siege sicherte er sich am 30. Dezember 1981 in Oberstdorf, seinen letzten am 1. Jänner 1989 in Garmisch-Partenkirchen.

Am kommenden Wochenende gastieren die Skispringer in Lahti. Im Rahmen des Weltcups werde es wohl eine Gedenkfeier geben, kündigte Finnlands Skisprung-Chef Kulmala an.

Matti Nykänen erhält Staatsbegräbnis


Die verstorbene finnische Skisprung-Legende Matti Nykänen bekommt ein Staatsbegräbnis. Sportminister Sampo Terho bestätigte am Montag gegenüber der Zeitschrift "Seiska", dass der Staat sämtliche Kosten für das Begräbnis übernimmt. Die Beisetzung soll dennoch in kleinem Kreis stattfinden. Ein Termin ist nicht bekannt.

Nykänen, der vor zwei Wochen 55-jährig nach längerer Krankheit gestorben war, ist der sechste Sportler, der in Finnland ein Staatsbegräbnis erhält. Davor wurde diese Ehre unter anderem 1973 Jahrhundert-Läufer Paavo Nurmi und 1989 dem Ski-Langläufer Tapani Niku zuteil.

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