Exotenduell auf der Reiteralm

"Jamaika Mike" und Haitis "Rasta Piquet" liefern sich Duell um "Cool Runnings Cup"

Bühne frei für die Ski-Exoten. Mit der Riesentorlauf-Qualifikation auf der Reiteralm steigen am Donnerstag (10.00 und 13.30 Uhr) schillernde Figuren wie "Jamaika Mike" und Haitis "Rasta Piquet" in die WM ein. Eine Teilnahme am Hauptbewerb in Schladming ist für das Duo sportlich unerreichbar, deshalb entschieden sich die Paradiesvögel für ein Rennen im Rennen. Der Jamaikaner Michael Williams (43) und der Haitianer Jean-Pierre Roy (49) rittern um den "Cool Runnings Cup 2013".

von Der jamaikanische Skifahrer Mike Williams. © Bild: GEPA pictures/Wolfgang Grebien

Die Regeln sind klar: Williams, der nach einem Kreuzbandriss stark gehandicapt und mit einer speziellen Kniestütze ins Rennen geht, und Roy addieren die Zeiten aus den Quali-Bewerben am Donnerstag (Riesentorlauf) und Samstag (Slalom), der Schnellere bekommt eine Goldmedaille, der Verlierer erhält als Trost eine Silberne. Sogar ein Podest soll für die Siegerehrung am Fuße der Reiteralm aufgebaut werden. Damit sollen die Exoten zumindest ein bisschen "echte" WM-Luft schnuppern dürfen. Denn für die Verfrachtung durch den Weltverband FIS auf die Nebenbühne Qualifikation, die 2007 eingeführt wurde, haben die kleinen Ski-Nationen weiter wenig Verständnis. "Solche Leute gehören auf die Hauptbühne, nicht auf die Nebenbühne", forderte Mexikos Skiprinz Hubertus von Hohenlohe.

Hohenlohe ältester Teilnehmer

"Die Leute wollen doch die Gladiatoren sehen: die Schnellsten und die Langsamsten. Alles dazwischen interessiert doch keinen", sagte der in Mexiko geborene und in Marbella, Wien und Cortina lebende von Hohenlohe (hier im Interview). "So wird es aber nur ein Betriebsskirennen unter äußerst schwierigen Bedingungen", weiß der Stammgast bei Großereignissen vor seiner 15. WM. Denn auf der Reiteralm haben im WM-Vorfeld die Besten der Welt trainiert, die Piste dort ist dementsprechend spiegelglatt. Serienausfälle scheinen vorprogrammiert zu sein. Für von Hohenlohe ist Olympia 2014 in Sotschi wohl das letzte große Ziel seiner sportlichen Laufbahn. Die WM 2015 in Vail könnte aber eventuell noch ein Anreiz sein, schließlich leben zahlreiche Mexikaner in der WM-Region. Nach Ansicht seines Vorarlberger Trainers und Freundes Kilian Albrecht wird von Hohenlohe die Olympia-Quali packen. Dafür fehlen dem 38. der WM-Abfahrt 2005 in Bormio lediglich noch ein, zwei passable Ergebnisse bei FIS-Rennen. Von Hohenlohe, mit 54 Jahren der älteste Teilnehmer in Schladming, ist deutlich schneller als Leute wie "Jamaika Mike" unterwegs, die Qualifikation fürs WM-Hauptrennen ist aber auch für ihn ein Ding der Unmöglichkeit. Lediglich die Top-25 der gar nicht schlecht besetzten Qualirennen lösen das Ticket für den Hauptbewerb.

Für Roy, der 1965 mit seiner Familie nach Frankreich flüchtete und als Chef einer IT-Firma arbeitet, ist es nach Garmisch-Partenkirchen die zweite WM-Teilnahme. Im Riesentorlauf war er vor zwei Jahren als 127. der langsamste der ins Ziel gekommenen Athleten. Dasselbe Schicksal ereilte ihn als 78. auch im Slalom, der Rückstand auf den Vorletzten aus Südafrika betrug knapp 26 Sekunden. Doch sein Trainer Thierry Montillet, dessen Cousine Carole 2002 Abfahrts-Olympiasiegerin war, meinte zuversichtlich: "J.P. hat sich verbessert, zumindest ein bisschen. Und das Wichtigste ist, dass er keine Angst mehr hat."

Ski-Großmacht Haiti?

Die sportlichen Leistungen sind für Roy aber eigentlich nur nebensächlich. Denn Roy hat nach einem verheerenden Erdbeben im Jänner 2010 in Haiti beschlossen, dass er seiner Heimat zu mehr Anerkennung in der Welt verhelfen möchte. "Haiti ist nur für Erdbeben und Cholera bekannt. Die Leute wissen gar nicht, welch schöne Frauen und Strände es bei uns gibt. In Haiti kann man fantastisch Urlaub machen." Die Zukunftsvision von Roy und Montillet ist der Aufbau eines echten Skiteams. In Schladming ist mit dem 32-jährigen Benoit Etoc ein weiterer Athlet für Haiti im Einsatz. Der "Rising Star" genannte "Youngster", im Zivilberuf Rettungswagenfahrer, ist deutlich jünger, fitter und schneller als Roy und Williams und deshalb vom "Cool Runnings Cup" ausgeschlossen.

Zu Olympia 2014 in Sotschi will Haiti neben Etoc auch noch einen Snowboarder und einen Eisschnellläufer entsenden. Das durchwegs in Frankreich stationierte und von Rossignol gesponserte Skiteam freut sich, ein siebenjähriges Talent in der Mannschaft zu haben. Spätestens diese Nachwuchshoffnung soll eines Tages dafür sorgen, dass Haiti im Hauptrennen einer WM vertreten ist.

Kommentare