Schlachthof-Skandal: Was
Politik und Industrie sagen

Ändert sich nach dem aufgedeckten Skandal etwas? Wer nun Maßnahmen ergreifen will

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Ein Schwein vor der Schlachtung © Bild: iStockphoto.com/Bernhard Richter

Und wer will nun Maßnahmen ergreifen? Wir haben die Stellungnahmen von Politikern, Lebensmittelhändlern und Vertretern des Fleischergewerbes gesammelt und informieren darüber, wer nach dem Skandal konkret ändern will oder bereits geändert hat. Ein Überblick über die einzelnen Reaktionen:

Reaktionen aus dem Lebensmittelhandel

Auch der Lebensmittelkonzern Hofer hat sich zum Schlachthof-Skandal geäußert: Tierschutz sei für Hofer ein wesentlicher Bestandteil des unternehmerischen Handelns, so die Firma. Hofer habe seine Vorgaben im Bereich Tierwohl und artgerechte Tierhaltung in einer eigenen, sogenannten "Animal Welfare Policy" festgehalten. "Mit unserer Tierwohl-Policy bekennen wir uns zur Vermeidung von unnötigem Tierleid auf allen Stufen der Produktionskette, dazu gehören selbstverständlich auch Schlachthöfe. Hofer lehnt Tierquälerei strikt ab", heißt es in der Stellungnahme. "Die aktuelle Berichterstattung hat uns veranlasst, umgehend mit unseren Lieferanten in Kontakt zu treten und die Situation in den Schlachthöfen sowie insbesondere die Produktionsabläufe in persönlichen Gesprächen mit unseren Lieferanten zu thematisieren", teilt die Firma mit.

Unter anderem arbeite die Hofer-Marke "Zurück zum Ursprung" mit der im News-Artikel erwähnten Bio-Schlachterei Sonnberg zusammen. Aufgrund der strengen internen Regelung bezüglich der kurzen Transportzeit könnten jedoch nicht alle Tiere aus ganz Österreich in diesem Betrieb geschlachtet werden, so Hofer. Grundsätzlich seien aber alle Schlachthöfe, die für "Zurück zum Ursprung" arbeiten, verpflichtet, die strengen Kriterien einzuhalten. Auch im konventionellen Bereich setze Hofer gemeinsam mit seinen Partnern konkrete Schritte für artgerechte Tierhaltung. Im Rahmen eines regionalen Pilot-Projektes in Oberösterreich, das 2015 begonnen habe, würden über die Gesetzgebung hinausgehende Maßnahmen in der Schweinemast umgesetzt. Neben der Gentechnik-freien Fütterung hätten die Tiere während der Mast über 20 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben, Zugang zu natürlichen Beschäftigungsmaterialien sowie Transportzeiten zum Schlachthof von unter 30 Minuten.

»Wir veranlassen sofort Kontrollen durch unser Qualitätsmanagement«

Der Lebensmittelhändler Spar stellt klar: "Wir beziehen ausschließlich AMA-zertifiziertes Frischfleisch von österreichischen Schlachthöfen. Die Einhaltung der Tierschutz-Gesetzte ist Grundlage der Zusammenarbeit mit diesen Betrieben. Die laufende Überprüfung liegt einerseits bei den Veterinär-Behörden, andererseits führen wir selbst stichprobenartige Kontrollen durch. Nicht-Einhaltung der strengen österreichischen Tierschutz-Gesetze zieht natürlich Konsequenzen nach sich, die bis zur Auflösung der Zusammenarbeit führen können. Aufgrund der vorliegenden Informationen werden wir sofort Kontrollen durch unser Qualitätsmanagement veranlassen."

Die Rewe-Gruppe (u.a. Billa und Penny) betont ebenfalls, dass ihr das Tierwohl sehr wichtig sei. Stenge Kontrollen seien zur Verbesserung des Tierwohls wesentlich, auch im Zusammenhang mit dem Transport und der Schlachtung der Tiere, so Rewe. "Wir kontrollieren daher stichprobenartig auch im Rahmen des eigenen Qualitätsmanagements und es werden in unserem Auftrag auch unangemeldete Kontrollen von externen tierärztlichen Spezialisten durchgeführt", heißt es in der Stellungnahme. In der Regel würde sich die Rewe-Gruppe als Handelsunternehmen natürlich auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und behördlichen Kontrollen vor Ort verlassen. "Die in den Videos gezeigten Missstände sind klares Fehlverhalten seitens der Schlachthofmitarbeiter. Das ist vor allem auch ein Versagen der Behörden, so wurde offenbar vom anwesenden Tierarzt vor Ort nicht korrigierend eingegriffen", kritisiert der Konzern. Derartige Zustände seien inakzeptabel. "Wir fordern eine strikte Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Bei Verstößen ist der Schlachthof zur Anzeige zu bringen. Die Behörden haben dem nachzugehen und zu entscheiden, welche Konsequenzen für den Betrieb entstehen."

Und welche Konsequenzen zieht die AMA (Agrarmarkt Austria) aus dem Schlachthaus-Skandal zieht? Die AMA gibt in Hinblick auf den Schlachthof-Skandal folgende Stellungnahme ab: "Auf jedem Schlachthof gibt es einen entsprechend ausgebildeten Tierschutzbeauftragten mit gesetzlich definierten Aufgaben. Die Kontrolle der gesetzlichen Vorschriften bei der Schlachtung obliegt der Bezirkshauptmannschaft, also dem Amtstierarzt. Dieser entsendet einen amtlichen Tierarzt, der jede gewerbliche Schlachtung in Österreich überwacht. Im AMA-Programm zugelassenen Schlachthöfe werden auf die Einhaltung der gesetzlichen Tierschutz-Kriterien stichprobenartig und in jedem Anlassfall überprüft. Im Fall von Abweichungen werden Sanktionen verhängt. Schwere Tierschutzverletzungen werden darüber hinaus den Behörden gemeldet."

Reaktion aus dem Fleischergewerbe

Rudolf Menzl, Bundesinnungsmeister der Fleischer, bezieht wie folgt Stellung zu den Videos und dem News-Bericht über Schlachthöfe in Österreich:
"Der Artikel 'Arme Sau' zeigt sehr bedauerliche Einzelfälle. Der Untertitel 'So grausam geht es in Österreichs Schlachthöfen zu', suggeriert allerdings ein Gesamtbild der Branche, das so nicht richtig ist. Außer Frage steht: Um die Nachfrage nach Fleisch zu erfüllen, müssen Tiere geschlachtet werden."

Menzl führt weiters an: "Die Wertschätzung gegenüber dem wertvollen Rohstoff Fleisch muss gesteigert werden, das ist unbestritten. Schlachtbetriebe befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen hohen Auflagen und Preisdruck. Beim Kauf von Nahrungsmitteln darf der Preis nicht das wichtigste Kriterium sein. Es reicht nicht, einfach nur billig einzukaufen. Der richtige Weg ist, auf regionale Produkte zu setzen. Genau dafür stehen die österreichischen Fleischer: Wir verarbeiten Fleisch aus der Umgebung, verwenden eigene Rezepte und die Wertschöpfung bleibt in der Region. Wenn Sie von Ihrem Fleischer wissen wollen, woher das Fleisch kommt, wird er ihnen das auf Anhieb sagen können.

In ordentlich geführten, heimischen Schlachthöfen geschieht dies in einer Art und Weise, bei der den Tieren kein Schmerz oder unnötiger Stress zugefügt wird. Unser Berufsethos allein schreibt uns einen verantwortungsvollen Umgang mit Schweinen und Rindern vor. Auch gesetzlich ist uns in Österreich ein strenger Rahmen gegeben. Im Sinne einer hohen Fleischqualität, setzen wir alles daran, Stress für die Tiere zu vermeiden.

Konkret bedeutet das, dass die Tiere mit CO2 betäubt werden. Dabei ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Parameter essenziell. Um alle Anforderungen zu erfüllen, sind Ausbildung und auch Bezahlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zentral. Der niedrigste Nettolohn für einen Ausgelernten sind 1.486,-, der Durchschnitt liegt bei 1.604,- netto. Bei uns wird jede Überstunde bezahlt und auch unterschiedliche Zulagen geleistet. Zusätzlich wechseln wir in der Schlachtung die Arbeitsbereiche regelmäßig, um das Verantwortungsgefühl jedes einzelnen Mitarbeiters zu stärken. Der gesamte Schlachtvorgang wird immer von anwesenden Tierärzten kontrolliert. Zudem wird auch auf kurze Transportwege geachtet. In meinem Betrieb liefern die Bauern im Umkreis von 30 Kilometer die Tiere."

Reaktionen aus der Politik

Aus dem Büro von Tierschutz-Ministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) heißt es: "Es hapert nicht an den Gesetzen, sondern an der Umsetzung.
Die Zuständigkeiten liegen bei den Ländern. Wir haben schon Berichte angefordert. Bei einigen Bezirksverwaltungen sind schon Anzeigen eingegangen. Wir begrüßen die Diskussionen über CO2-Methoden und Alternativen. Aber im EU-Gesetz ist die CO2-Methode erlaubt. Österreich kann nicht im Alleingang die Gesetze ändern."

»Ich werde eine Anfragen-Serie an die Gesundheitsministerin vorbereiten«

Grünen-Nationalrat Wolfgang Pirklhuber, Sprecher für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Regionalpolitik, kritisiert die Preispolitik bei Fleischprodukten. "Preis-Rabatte bei Fleischprodukten im Lebensmittelhandel von 25 Prozent und mehr sind Lebensmittel-Dumping auf dem Rücken der Bäuerinnen und Bauern und führen zu einer noch höheren Konzentration in der gesamten Fleischbranche", sagt Pirklhuber. Alternativen seien ein Gebot der Stunde. Regionale und dezentrale Schlachtbetriebe würden zu geringeren Tiertransporten führen und die Qualitätsproduktion stärken. "Besonders wichtig ist, dass Tierschutzstandards auf allen Ebenen lückenlos eingehalten und kontrolliert werden. Derzeit ist jedoch die tierschonende Weide-Schlachtung ganz verboten und die Hof-Schlachtungen auf den bäuerlichen Betrieben wurden massiv eingeschränkt", prangert er an. Auf diesem Gebiet brauche es einen raschen Kurswechsel in Richtung stressfreier Schlachtung. Darüber hinaus sei es notwendig, die überregionalen Tiertransporte massiv einzuschränken, weil diese eine der Voraussetzungen für einen weiteren Industrialisierungsschub in der Fleischbranche darstellen würden. "Ich werde als Konsequenz des Schlachthof-Skandals eine Anfragen-Serie an die Gesundheitsministerin vorbereiten und auch die bereits im Jahr 2012 gestartete parlamentarische Arbeit zu den Hof-Schlachtungen wieder erneuern", teilt er mit.

Die Landwirtschaftskammer Österreich gehe im Interesse des Tierwohls davon aus, dass die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Transport und Schlachtung der Tiere eingehalten werden, erklärt die Landwirtschaftskammer in ihrer Stellungnahme. "Die Bäuerinnen und Bauern haben nämlich größtes Interesse an einem fachgerechten und schonenden Umgang mit ihren Tieren bis zu deren Schlachtung, da es um das Wohl der Tiere und im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten auch um die Qualität des Lebensmittels geht. Dazu gibt es seit Jahren auch entsprechende Kurse der Interessenvertretung."

Die Landwirtschaftskammer Steiermark plädiert für umgehende Verbesserungen: "Dort, wo die Behörden tatsächlich Übertretungen der Tierschutz-Schlachtverordnung feststellen, müssen umgehend Verbesserungen umgesetzt werden. Und: Keinesfalls ist von einzelnen inakzeptablen Videos auf die allgemeinen Gegebenheiten in den Schlachthöfen zu schließen", heißt es in der Stellungnahme. Die Landwirtschaftskammer spricht sich gegen Preisschleudereien des Lebensmittelhandels bei Fleisch, Fleischprodukten und anderen Lebensmitteln aus. Außerdem sei der Konsument gefragt: Ihm müsse Tierschutz und Tierwohl etwas wert sein. Gefordert werden klare Herkunftskennzeichnung von Fleisch auf den Speisekarten in der Gastronomie, Hotellerie und in den Großküchen sowie ein Bundesvergabegesetz nach Bestbieter-Prinzip. "Das Bestbieterprinzip ermöglicht, dass Fleisch mit höheren Qualitäts- und Tierschutzstandards gekauft werden kann. Die gesetzliche Lage ist schizophren: Es darf nur billigst eingekauft werden, heimische mit höheren Qualitätsstandards bleiben somit auf der Strecke", so die Landwirtschaftskammer.

Steiermark

Der steirische Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) zeigt sich erschüttert über die aufgezeigten Missstände in den Schlachthöfen und fordert, dass "die Vorfälle in den Schlachtbetrieben lückenlos aufzuklären und allenfalls rechtlich zu verfolgen sind." Es sei für ihn unabdingbar, dass auch bei der Schlachtung von Tieren die höchstmöglichen Tierschutzstandards eingehalten werden. Von Seiten der Veterinärdirektion sei dazu festgehalten worden, dass die Behörde bei der Überwachung des gesamten Prozesses von der Anlieferung der Tiere bis zur Verarbeitung des Fleisches streng darauf achtet, dass die tierschutz-, tierseuchen- und lebensmittelrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Die ständig anwesenden Fleischuntersuchungstierärzte seien angehalten, bei Feststellung von Mängeln auf deren Abstellung zu drängen und erforderlichenfalls Anzeige bei der Bezirksverwaltungsbehörde zu erstatten. "Wie die nunmehr veröffentlichten Videos zeigen, kommt es anscheinend bedauerlicherweise trotzdem zu Vorfällen, die nicht akzeptiert werden können. Ich habe daher den Veterinärdirektor beauftragt, die Kontrollen zu verschärfen und ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten, um derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden", sagt Drexler.

»Wir wollen eine Landtagsinitiative starten«

Der steirische Grünen-Landtagsklubobmann Lambert Schönleitner sieht den Tierschutz-Landesrat Jörg Leichtfried (SPÖ) und Agrar-Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) gefordert. Neun der zwanzig angezeigten Schlachthöfe sind in der Steiermark. Die Grünen fordern Konsequenzen und wollen eine Landtagsinitiative starten: "Artgerechte und ökologische Landwirtschaft ist im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch jener Landwirtinnen und Landwirte, die ohne Tierquälerei arbeiten", sagt Schönleitner.

Diese Zustände sind untragbar", teilt Schönleitner mit. Oberste Priorität müsse zu allererst "eine Intensivierung der Kontrollen durch die Behörden sein", so der Grüne. Aber auch die Bundesregierung müsse handeln: "Sie muss sich auf EU-Ebene für eine Verschärfung der Schlachtverordnung (EG 1099/2009) einsetzen – zum Beispiel müssen die tierquälerische CO2-Betäubung verboten werden", so die Grünen. Die damit den Aufruf des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) unterstützen. Diese aufgedeckten Missstände würden auch den vielen Landwirtinnen und Landwirten schaden, die artgerecht und ökologisch produzieren", sagt Schönleitner: Es gebe in der Steiermark gute Beispiele dafür, dass es anders geht und dass man beispielsweise stressfreie Schlachtungen durchführen kann. Als Beispiel nennt er den Schweine- Rinder- und Geflügelzüchter "Labonca", der selbst schlachtet.

Tierschutz-Landesrat Jörg Leichtfried (SPÖ) übt scharfe Kritik an den Missständen in heimischen Schlachthöfen: "Vorfälle, wie sie der VGT angezeigt hat, sind selbstverständlich auf das Schärfste abzulehnen und zu verurteilen. Den Vorwürfen ist von den zuständigen Stellen sofort nachzugehen und gegebenenfalls müssen harte, wenn nötig auch strafrechtliche Konsequenzen gezogen werden", so Leichtfried. Er appelliert zudem an das generelle Kaufverhalten der Menschen: "Bewusstes Einkaufen kann Tierleid verringern", sagt der Tierschutz-Landesrat. In Zukunft werde es notwendig sein, sowohl die externen als auch die betriebsinternen Kontrollmechanismen noch besser zu machen. "Eine Entwicklung wie etwa in Deutschland, wo Großschlachthöfe unter erbärmlichen Bedingungen für Mensch und Tier 'Fabriksfleisch' produzieren, wollen wir in der Steiermark definitiv nicht", teilt er mit.

Oberösterreich

Landesrat Reinhold Entholzer (SPÖ) gibt zu dem Schlachthof-Skandal an: "Die veröffentlichten Videos werden von den jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörden analysiert. Festgestellte Tierschutzvergehen werden gesetzlich geahndet." Darüber hinaus würden die amtlichen Tierärztinnen und Tierärzte geschult, um die amtliche Kontrolle zu verbessern. Konkret müsse bei den Betriebsbesuchen verstärkt Augenmerk auf den Umgang mit den Tieren gelegt werden.

Eine permanente Überwachung sei nicht möglich und so kann auch die beste amtliche Kontrolle einzelne Fehlhandlungen nicht vollständig verhindern. "Für eine nachhaltige Verbesserung ist daher der Schulterschluss zwischen Schlachthofbetreiber und amtlicher Kontrolle erforderlich, indem gemeinsame Ziele definiert werden. Wenn die Schlachthofunternehmer den Tierschutz als Selbstverständlichkeit ansehen und nicht nur als Einhaltung einer gesetzlichen Materie, dann entspricht das auch den Wünschen und Interessen der Konsumenten", sagt Entholzer.

»Auf die Verwendung des Elektrostabes wird ab sofort verzichtet«

Heinrich Breuer, Amtstierarzt der Bezirkshauptmannschaft Ried im Innkreis, versichert, dass "die in den Videos gesichteten Verstöße strafrechtliche Konsequenzen haben." Mit den Verantwortlichen eines betroffenen Schlachthofes und den hauptverantwortlichen Tierärzten seien Sofortmaßnahmen und langfristige Maßnahmen besprochen worden. "Jene Personen, die im Bereich Zutrieb tätig sind, wurden umgehend auf ihre Verstöße hingewiesen und belehrt. Auf die Verwendung des Elektrostabes wird verzichtet und das Zutriebsteam um einen weiteren Mitarbeiter aufgestockt", teilt der Amtstierarzt mit.

Alle Tierärztinnen und Tierärzte, die in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung im Bezirk tätig sind, seien hinsichtlich Tierschutz im Bereich Anlieferung, Abladung, Zutrieb, Betäubung und Schlachtung einer weiteren Schulung unterzogen worden. "Die Verantwortlichen des Schlachthofes sind seit dieser Veröffentlichung in Beratung mit Fachleuten aus Dänemark und dem zuständigen hauptverantwortlichen Tierarzt, um auch bauliche Maßnahmen umzusetzen, die im Bereich Abladung, Zutrieb und Betäubung das Wohlbefinden der Schlachttiere erhöhen", sagt Breuer abschließend.

Dietmar Nemeth, Magistrat der Stadt Linz und Direktor des Geschäftsbereiches Gesundheit und Sport, sagt zu den aufgedeckten Zuständen: "Bei den auf Video dokumentierten Vorfällen wurden bei einem bestimmten Schlachthof tierschutzrechtliche Bestimmungen verletzt, die mittlerweile zur Anzeige gebracht worden sind."

Sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe sei eine unangekündigte Kontrolle durch Amtstierärzte der Stadt Linz erfolgt, wobei keine Übertretungen festgestellt wurden. "In einem weiteren Termin wurde die Firmenleitung am 13.11.15 auf die Einhaltung der Tierschutzbestimmungen hingewiesen sowie auf die Notwendigkeit sofortiger Nachschulungen und Bewusstseinsarbeit bei den betroffenen Mitarbeitern", sagt Nemeth. Technische Überwachungsmöglichkeiten würden zurzeit von der Firmenleitung, die das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter eingeräumt habe, geprüft. Die Amtstierärzte der Stadt würden – in Abstimmung mit den vor Ort tätigen beauftragten amtlichen Tierärzten des Landes Oberösterreich – die Kontrollen auf dem Schlachthof weiter intensivieren.

Kärnten

»Es sollen nun Kameras montiert werden«

Die Stadt Klagenfurt hat aufgrund der Anzeige des VGT ein Verwaltungsstrafverfahren gegen den privaten Betreiber des betroffenen Schlachthofes eingeleitet. Das übersandte Videomaterial werde auch auf strafrechtliche Relevanz geprüft und an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. "Über Veranlassung des zuständigen Referenten, Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler, gab es eine Krisensitzung mit Behörde und Schlachthofbetreiber, wobei ein Maßnahmenkatalog vereinbart worden ist. In den bisher aufgrund der baulichen Situation nicht einsehbaren Bereichen sollen Kameras montiert werden, bisher gab es hier stichprobenartige Kontrollen. Bauliche Veränderungen beim Viehzutrieb sollen Gedränge vermeiden und den Stress für die Tiere vermindern. Die Mitarbeiterschulungen werden intensiviert, für jede einzelne Position im Ablauf wird es konkrete Handlungsanweisungen geben. Diese Schulungen werden von der Behörde dann überprüft", so die Stellungnahme der Stadt Klagenfurt.

Bei den regelmäßigen Kontrollen des Amtstierarztes, der sein Büro vor Ort hat und täglich den Betrieb beobachten kann, seien keine Unregelmäßigkeiten oder Tierquälereien aufgefallen. Weiters vor Ort seien bei der Schweineschlachtung fünf Tierärzte und im Rinderbereich vier Tierärzte, wobei jeweils ein Tierarzt den Weg von der Anlieferung der Tiere bis zur Betäubung begleite. Es sei allerdings wegen der baulichen Strukturen nicht möglich gewesen, ständig in alle Bereiche Einsicht zu haben. Das solle sich nun durch die Kameras ändern. "Die Stadt ist entsetzt über die Vorfälle im verpachteten Schlachthof und das Verhalten des Unternehmens. Es wird alles getan, um solche erschütternden Vorgänge künftig zu unterbinden", heißt es in dem Statement.

Der Kärntner Landesrat Gerhard Köfer(Team Kärnten Stronach) hält es für "wichtig und notwendig, dass die katastrophalen Zustände im Schlachthof aufgedeckt und öffentlich gemacht wurden. Aus meiner Sicht ist klar zu hinterfragen, warum es trotz der vorgeschriebenen Kontrollen zu solch unfassbaren Missständen kommen konnte." Es könne durchaus eine Parallele zum HCB-Skandal in Kärnten gezogen werden: Wieder hat niemand beziehungsweise wollte niemand etwas von diesen Vorgängen wissen. "Wozu brauchen wir tausende Landesbeamte und personell bestens aufgestellte Behörden, wenn es zu solch untragbaren Geschehnissen kommt?", fragt Köfer. Als Konsequenz fordert er, dass sofort alle Daten und Fakten zu Überprüfungen und Kontrollen von Schlachthöfen in Kärnten öffentlich gemacht werden. Es müsse jede Vertuschung ausgeschlossen werden können. Die Bürger hätten ein Recht darauf zu erfahren, was sich im Land abspielt und welches Fleisch sie konsumieren.

Agrarlandesrat Christian Benger (ÖVP) teilt zum Skandal mit: "Ich habe umgehend nach Bekanntwerden dieser Bilder Sofortmaßnahmen ergriffen und eine lückenlose Aufklärung mit allen Konsequenzen beauftragt. Solche Vorkommnisse dürfen sich in Kärnten nicht wiederholen. Alle Verantwortlichen müssen an einen Tisch, um ein klares Maßnahmenpaket zu erarbeiten, unter anderem sind verschärfte Kontrollen, eine permanente Videoüberwachung durch den zuständigen Tierarzt sowie bauliche Änderungen zur Verminderung des Stressfaktors bei den Tieren notwendig."

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Kommentare

strizzi1949
strizzi1949 melden

Schon komisch! Wenn man nun die diversen offiziellen Stellungnahmen liest, ist ja bei uns in Österreich alles in Ordnung! Das Video ist wohl auf dem Mars gedreht worden, aber doch nicht bei uns!!!
Aber das ist ja typisch bei uns - wenn ein Misstand aufgedeckt wird, wird von offizieller Seite einmal alles dementiert und schön geredet! Für wie blöd halten uns die eigentlich?

christian95 melden

Statt die Misstände abzustellen wird jeder der so einen Skandal aufdeckt verfolgt.

christian95 melden

Es wird nicht mehr lange dauern bis SPÖ+ÖVP mit Unterstützung der Grünen erklären werden: "Der Strache und Jörg Haider sind dafür verantwortlich".

Nudlsupp melden

Wie borniert kann man eigentlich sein? :-)

Oberon
Oberon melden

Jörg Leichtfried (SPÖ) versucht dem Kunden durch ins Gewissen reden - "Bewusstes Einkaufen kann Tierleid verringern" - den "schwarzen Peter" zuzuschieben. Klar, ist auch einfacher, als sich um die wirkich
Verantwortlichen zu kümmern.
Rudolf Menzl, Bundesinnungsmeister der Fleischer, verkündet dieses: "Der Artikel 'Arme Sau' zeigt sehr bedauerliche Einzelfälle. Der Untertitel 'So ...

Oberon
Oberon melden

...grausam geht es in Österreichs Schlachthöfen zu', suggeriert
allerdings ein Gesamtbild der Branche, das so nicht richtig ist..."
Den Begriff "Einzelfälle" kennen wir Österr. bereits, daher - absolut unglaubwürdig. Eher wird es _so_ sein: Einige Vorfälle wurden publik, andere, die es auch nicht besser machen, hatten bis jetzt Glück.
Daher - alle Schlachthausbetreiber ans Licht der ....

Oberon
Oberon melden

... Öffentlichkeit, und da dürfen sie dann dem interessierten Publikum den Sinn von Tierquälerei erklären. Nur Mut, meine Herren!

fuerTiere
fuerTiere melden

Zuerst betäubt man die Tiere: Rinder mit einem Bolzenschussgerät, Schweine und Hühner entweder mit einem Stromstoß oder mit Gas. Die Körper hängt man auf Haken und schlitzt die Blutbahnen auf, damit die Tiere ausbluten. Die Köpfe trennt man ab. Dann zieht man den Tieren die Haut ab. Schweine "brüht" man vorher: Man legt sie in heißes Wasser, damit man die Borsten besser entfernen kann.

Wergznase melden

Oh nein, da gibt es welche, die Lebewesen töten um Nahrung zu haben ! Nur, das ist eben der Lauf der Natur. Auch wenn man Vegetarier oder Veganer ist, tötet man Lebewesen. Erst der Frutarier ist konsequent in seiner Ideolodie und wendet sich auch gegen die Willkür, dass Tiere gar nie und nimmer leiden dürfen, aber bei Pflanzen ist uns das plötzlich völlig egal....

@fuerTiere: Welchen Schritt soll man weglassen ? Die Betäubung ? Das Aufhängen an Haken ? Das Aufschlitzen der Blutbahnen ? Das Abtrennen der Köpfe ? Das Abziehen der Haut ? Das Brühen ? Wem wäre jeweils damit geholfen ?

BankruptObama melden

Der Lauf der Natur ist das ganz sicher nicht. Eine artgerechte Tierhaltung wäre der Lauf der Natur! Und keine Ausbeutung und Quälerei der Nutztiere von der Geburt an bis zu ihrem Tod!

Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandeln.

rosebud12 melden

Richtig!!! Weise Worte von einem der ganz Großen - Mahatma Gandhi

Wergznase melden

Der Lauf der Natur ist, dass Lebewesen töten um Nahrung zu haben. Nicht alle, denn es gibt ja Parasiten und Aasfresser sowie einzelne Organismen, die ausschließlich Biomasse erzeugen und nicht, wie der großteil, zumindest treilweise Biomasse umwandeln. Aber der Mensch zählt auf Grund seiner Natur nicht dazu, ergo wird er wohl töten bzw töten lassen müssen, um Nahrung zu haben.

Wo in der Natur gibt es eine "artgerechte Tierhaltung", die nicht auf maximalen Profit für den Halter ausgerichtet ist ?

Ich bin auch dafür, dass man Tiere artgerecht hält und deren Qualen minimiert. Aber bei Aktivisten vermischen sich solche akzeptablen Forderungen mit fundamentalistisch-ideologischen. Und jene haben dann in der Tat ein Problem mit der Natur.

Der steirische Landesrat Drexler zeigt sich erschüttert... ja und wann ändert er was? schreiben kann jeder gleich, Handeln sieht anders aus....

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