Die Staatsanwälte wollen auch die Verbindungen zwischen Deutsche Bank und der Ratingsagentur Stanley and Poor's klären, dessen Sitz in Mailand am Donnerstag durchsucht worden war. In den vergangenen Tagen waren vier Manager der Bank über die Verbindungen zwischen dem Geldhaus und Parmalat vernommen worden. Die Ermittler hatten die Erklärungen der Manager als "unzulänglich" bezeichnet.
Trotz der Durchsuchung im Mailänder Sitz der Deutschen Bank versicherte Staatsanwalt Francesco Greco, dass offiziell noch keine Vorwürfe gegen italienische oder ausländische Banken erhoben worden seien. Die Ermittler überprüften weiterhin die Verbindungen zwischen den Banken und dem Lebensmittelkonzern. Die Mailänder Staatsanwaltschaft setzte auch Anti-Geldwäsche-Experten ein, um zu klären, ob die enorme Geldsummen, die Parmalat über Töchtergesellschaften in Steueroasen untergebracht worden waren, auch auf illegale Weise gewaschen wurden.
Der Firmengründer des insolventen italienischen Lebensmittelkonzerns Parmalat, Calisto Tanzi, ist inzwischen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der 65-jährige Großindustrielle, der vor fast einem Monat verhaftet wurde, klagte über Schmerzen im Arm, was Anzeichen von Herzproblemen sein könnte. Tanzi, der sich im öffentlichen Krankenhaus Fatebenefratelli in Mailand befindet, sei alternativ ruhig und zutiefst beängstig und deprimiert, betonte der Rechtsanwalt. Er bekräftigte den Willen seines Mandanten, mit der italienischen Justiz zu kooperieren.
Tanzis Frau Anita, der den Unternehmer am Donnerstag in der Mailänder Haftanstalt San Vittore besuchte, hatte sich über den Zustand ihres stark abgemagerten Mann besorgt erklärt.
Der mit der Parmalat-Sanierung beauftragte Insolvenzkommissar, Enrico Bondi danke den Gläubigerbanken, die sich bereit erklärten, den konkursbedrohten Nahrungsmittelkonzern mit weiteren Finanzierungen zu unterstützen.
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi sprach sich inzwischen gegen eine Verschärfung der Strafen wegen Bilanzfälschung und Betrugs aus.
(apa, red)