Panama Papers: Welche
großen Namen involviert sind

Immer mehr namhafte Männer scheinbar an Geldwäscheskandal beteiligt

Gerade die, die am meisten für die Gesellschaft beizutragen hätten, scheinen einen Volkssport daraus zu machen, Geld vor den Behörden zu verstecken um keine Steuern zahlen zu müssen. Und sie hatten wohl bis dato auch keine Angst davor, dass ihr bekannter Name dadurch in den Dreck gezogen wird. Für die folgenden Prominenten ist es dafür aber dank den "Panama Papers" zu spät.

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Fakten - Panama Papers: Welche
großen Namen involviert sind

Offshore-Geschäfte sind nicht per se illegal. Die Namen, die nun in Zusammenhang mit den "Panama Papers" auftauchen, müssen nun aber beweisen, dass die Briefkastenfirmen, bei denen sie beteiligt waren, nicht zur Steuerhinterziehung oder Geldwäsche genutzt werden.

1. Der britische Premier David Cameron

Ob Cameron jetzt noch den Kopf aus der Schlinge ziehen kann? Der britische Premier David Cameron gab gestern zu, eine Beteiligung an der Briefkastenfirma seines verstorbenen Vaters zu haben. Zusammen mit seiner Frau hat er vor seinem Amtsantritt als Regierungschef Anteile im Wert von rund 37.000 Euro am Blairmore Investment Trust besessen, gestand er dem Fernsehsender ITV. Blairmore beschäftigte dem "Guardian" zufolge rund 50 Mitarbeiter auf den Bahamas, um Firmenpapiere zu unterzeichnen und so die britischen Steuern zu umgehen. Das Geschäftsmodell war aber nicht illegal.

Der Investmentfonds von Camerons 2010 verstorbenem Vater habe über Jahrzehnte die Zahlung von Steuern vermieden. Ian Cameron war als Börsenmakler tätig und hinterließ seinem Sohn ein stattliches Vermögen. Er starb vier Monate nachdem sein Sohn als britischer Premierminister vereidigt wurde.

Camerons Rechtfertigung: Das Büro des Regierungschefs erklärte dazu am Dienstag: "Damit das klar ist - der Premierminister, seine Frau und ihre Kinder profitieren nicht von irgendwelchen Briefkastenfirmen." In dem Fernsehinterview erklärte Cameron nun, er habe die Aktien im Jänner 2010 verkauft, vier Monate vor seinem Amtsantritt als Premierminister. Er habe dadurch vermeiden wollen, dass ihm jemand vorwerfe, er lasse sich im Amt von persönlichen Interessen leiten.

2. Argentinien Präsident Mauricio Macri

Der argentinische Präsident erscheint in einer in den "Panama Papers" erwähnten Offshore-Firma als Direktor. Der Staatsanwalt Federico Delgado will nun herausfinden, ob Macri "mit bösartiger Absicht" in einer eidesstattlichen Offenlegung seines Vermögens etwas weggelassen hat.

Macris Rechtfertigung: Macri erklärte vor der Presse, er habe dies nicht in seine Steuererklärung aufgenommen, weil er zu keinem Zeitpunkt Aktionär des Unternehmens gewesen sei.

3. Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping

In den "Panama Papers" werden Verwandte von mindestens acht aktiven und früheren Mitgliedern des höchsten Machtorgans der Kommunistischen Partei genannt. Darunter sind auch Verdächtige, die schon in früheren Enthüllungen über den Reichtum des "roten Adels" um Staats- und Parteichef Xi Jinping erwähnt wurden. Die "Panama Papers" werden als politisch peinlich für den Präsidenten gesehen, der im Kampf gegen Korruption auch hohe Kader nicht aussparen will.

Die Rechtfertigung: In den chinesischen Medien werden die Vorwürfe totgeschwiegen. Außenminister Wang Yi kündigte lediglich an, den Kampf gegen Korruption weiter voranzutreiben.

4. Frankreichs Marine Le Pen

Die Enthüllungen trafen auch das Umfeld der rechtsextremen französischen Front National (FN) in Frankreich. Die Tageszeitung "Le Monde" berichtete, Vertraute von Parteichefin Marine Le Pen hätten ein "ausgeklügeltes Offshore-System" entwickelt, um über Tarnfirmen und falsche Rechnungen Geld aus Frankreich zu schaffen. Verschiedene französische Medien hatten Berichte über Geschäfte von zwei Vertrauten Le Pens aufgegriffen

Die Rechtfertigung:Die Vorsitzende von Frankreichs rechtsextremer Front National, Marine Le Pen, sieht ihre Partei im Zusammenhang mit Berichten über Steueroasen mit "erhobenem Haupt und sauberen Händen". Niemand habe eine strafbare Handlung begangen oder sich unangemessen verhalten, sagte Le Pen der französischen Nachrichtenagentur AFP. Sie sehe ihre Partei vielmehr als Opfer einer Diffamierungskampagne.

5. Islands Präsident David Gunnlaugsson

Gunnlaugsson hat vor neun Jahren mit seiner künftigen Ehefrau auf den britischen Jungfraueninseln eine Briefkastenfirma gegründet und dort Millionen Euro geparkt. Ende 2009 überschrieb er seiner Partnerin für einen symbolischen Dollar seinen ganzen Anteil. Er war aber schon Mitte des Jahres ins Parlament eingezogen und hatte dabei sein Vermögen verschwiegen. Nachdem bekannt wurde, dass er und seine Frau involviert sind, gingen in Island Tausende Menschen auf die Straße und forderten dessen Rücktritt.

Gunnlaugsson kündigte daraufhin seinen Rücktritt an und revidierte später, er habe nur vorgeschlagen, dass sein Stellvertreter Ingi Johannsson das Regierungsamt vorübergehend übernehme. Die Regierungskoalition enthob ihn seines Amtes - nun wird der bisherige Landwirtschaftsminister Sigurdur Ingi Johannsson bis zu den vorgezogenen Parlamentswahlen im Herbst sein Amt übernehmen.

Seine Rechtfertigung: Gunnlaugsson erklärte, weder er noch seine Frau hätten zu irgendeiner Zeit Geheimnisse vor den isländischen Steuerbehörden gehabt.

6. Ukraines Präsident Petro Poroschenko

Auch der Name des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko tauchte in den Dokumenten auf. Er ist einer der reichsten Männer der Ukraine und hat sein Vermögen unter anderem mit Schokolade gemacht. Zwei Abgeordnete der Präsidentenpartei haben in der Causa die Einrichtung einer juristischen Untersuchungskommission angeregt. Doch das Antikorruptionsbüro wird nicht weiter ermitteln. Die Behörde erklärte: "Gemäß der geltenden Gesetze gehört der Präsident nicht zur Liste der Funktionsträger, gegen die das Büro Ermittlungen aufnehmen kann."

Seine Rechtfertigung: Den Verdacht, in Panama Vermögen vor dem Fiskus versteckt zu haben, wies der Präsident zurück. Er sagte, er habe die Gesellschaft in der Steueroase aufgesetzt, um seine geschäftlichen von seinen politischen Interessen zu trennen, nachdem er Präsident wurde.

Laut "Falter" und ORF ist Poroschenko Kunde bei der Raiffeisen Zentralbank Österreich. "Im Auftrag von Offshore-Gesellschaften auf den British Virgin Islands vergab die Raiffeisengruppe hohe Millionenkredite an Unternehmen im Einflussbereich Poroschenkos", schreibt die Wiener Wochenzeitung "Falter". Kreditvereinbarungen von Offshore-Gesellschaften zugunsten von Dritten gelten bei Korruptionsexperten als mögliches Indiz für Geldwäsche.

7. Bollywood Schauspieler Amitabh Bachchan

Amitabh Bachchan ist der bekannteste Bollywood-Schauspieler der vergangenen Jahrzehnte. Auch sein Name wurde in Zusammenhang mit den "Panama Papers genannt. Bachchan ist seit mehr als 40 Jahren einer der bekanntesten Schauspieler auf dem Subkontinent. Darüber hinaus ist er Produzent, war für mehrere Jahre als Politiker tätig und moderierte zwischen den Jahren 2000 und 2014 regelmäßig die indische Ausgabe der Sendung "Wer wird Millionär?"

Seine Rechtfertigung: "Mein Name wurde möglicherweise missbraucht", erklärte er. Weder kenne er eine der Briefkastenfirmen, die mit seinem Namen in Verbindung gebracht würden, noch habe er gegen Steuergesetze verstoßen.

8. Fußballer Lionel Messi

Der argentinische Fußball Lionel Messi bestreitet ebenfalls, Geld in einer Offshorefirma in Panama geparkt zu haben.

Seine Rechtfertigung: Die Vorwürfe seien "falsch und beleidigend", teilte die Familie in einem Kommuniqué mit, das sie der spanischen Nachrichtenagentur Efe übermittelte.

9. Russlands Präsident Wladimir Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin taucht in den Unterlagen zwar nicht namentlich auf, dafür aber einige seiner engsten Vertrauten. Sie sollen rund zwei Milliarden US-Dollar ins Ausland geschafft haben.

Die Rechtfertigung: Die russische Regierung vermutet den US-Auslandsgeheimdienst CIA hinter diesen Enthüllungen. Viele der an den Recherchen beteiligten Journalisten seien "frühere Mitarbeiter des Außenministeriums, der CIA und anderer Geheimdienste", sagte ein Kreml-Sprecher.

10. Anwaltskanzleichef Ramon Fonseca Mora

Ramon Fonseca Mora ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, einflussreicher Politiker und ambitionierter Schriftsteller - und Geschäftsführer der Kanzlei Mossack Fonseca. Seine Kanzlei ist das Kernstück der "Panama Papers" - sie soll in Panama in einem Zeitraum von 40 Jahren Briefkastenfirmen für Verdächtige in aller Welt eingerichtet haben. Die elf Millionen Dokumente müssen erst geprüft werden.

Seine Rechtfertigung: Der 63-Jährige sieht sich als Opfer einer "Hexenjagd". Am Montag saß er im Studio des Fernsehsenders Telemetro und erklärte selbstsicher, dass alles ganz anders ist. "Was wir tun, ist vollkommen legal", sagt er. Und mehr: Die Offshorefirmen, die seine Kanzlei gründet und verkauft, seien das Schmiermittel des globalen Finanzkapitalismus. "Die Welt braucht Kapitalgesellschaften." Um die Arbeit seiner Kanzlei zu veranschaulichen benutzt er folgendes Bild: "Wir sind wie ein Messerhersteller. Wenn einer mit dem Messer jemanden umbringt, ist ja auch nicht der Fabrikant daran schuld." Mit den Nutznießern der Offshorefirma habe seine Kanzlei nichts zu tun.

Die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca versucht nun einen Gegenangriff: Nach eigenen Angaben sei sie Opfer eines Hacker-Angriffs geworden. Die Dokumente seien durch einen Angriff von außen erbeutet worden, so Mitgründer Ramon Fonseca. Die Firma habe deswegen eine Strafanzeige gestellt.

11. FIFA-Chef Gianni Infantino

Auch Fifa-Chef Gianni Infantino geriet in Erklärungsnot. Der "SZ" zufolge zeichnete Infantino als Direktor der UEFA-Rechtsabteilung Verträge mit einer Briefkastenfirma, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im FIFA-Skandal waren.

Die Rechtfertigung: Ein FIFA-Sprecher erklärte, dass Infantino "persönlich" in seiner Zeit bei der UEFA mit den beiden TV-Rechtehändlern und deren Firma weder "geschäftlich" noch "wissentlich anderweitig zu tun gehabt" habe. Auch die UEFA erklärte zunächst, es gebe keine Verbindung, räumte vor wenigen Tagen jedoch ein, dass der fragliche Vertrag Infantinos Unterschrift trage.

Hypo-Chef Michael Grahammer

Der Vorstandsvorsitzende der Hypo Vorarlberg, Michael Grahammer, macht seine Karriere gar von den Fähigkeiten der Prüfer abhängig. "Sollten die Prüfer etwas finden, werde ich die Konsequenzen ziehen und zurücktreten", sagte er gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten". Gegenüber dem ORF schloss er erneut Geschäfte mit Firmen aus, die auf Sanktionslisten stehen.

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