Türkis-blaue
Tauschgeschäfte

Die Regierung hat schon etliche strategisch wichtige Personalentscheidungen in Unternehmen in ihrem Einflussbereich getroffen - Jetzt ist die OeNB dran.

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Nationalbank - Türkis-blaue
Tauschgeschäfte

Die Regierung hat seit ihrem Antreten schon etliche strategisch wichtige Personalentscheidungen in Unternehmen in ihrem Einflussbereich getroffen - von den ÖBB bis zum Verbund. Jetzt ist die Oesterreichische Nationalbank an der Reihe: Denn bei dieser laufen einige Verträge aus. Bereits in den Generalrat der Notenbank bestellt wurden ÖVP-Vizeparteichefin und Casinos-Vorständin Bettina Glatz-Kremsner sowie der Wiener Investmentexperte und FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo. Im August endet das Mandat von OeNB-Präsident Claus Raidl, einem bekennenden ÖVPler. Seine Position soll, so ist in politischen Kreisen zu hören, die Chefin des Hayek-Instituts, Barbara Kolm, übernehmen. Die der FPÖ nahestehende Ökonomin ist auf einem Ticket der Freiheitlichen bereits in das ÖBB-Kontrollgremium und in den Unirat der WU Wien eingezogen. Der Juniorpartner in der türkis-blauen Koalition soll sehr beharrend sein, wenn es um Postenbesetzungen im staatlichen Bereich geht, heißt es.

Deshalb soll dafür im Gegenzug -sozusagen als politisches Tauschgeschäft - der wesentlich wichtigere Job des OeNB-Gouverneurs an die ÖVP gehen. Derzeit hat diese Aufgabe der SPÖler Ewald Nowotny inne. Sein Mandat läuft zwar erst 2019 aus, die Weichen für die Nachfolge werden schon jetzt gestellt. Und da wird es richtig spannend: Denn eigentlich sei diese Position dem ehemaligen ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner zugesagt worden, so Insider. Und zwar von niemand Geringerem als Bundeskanzler Sebastian Kurz, der bei Postenbesetzungen im Hintergrund die Fäden zieht. Doch werde daraus nun doch nichts. Vielmehr werden andere, durchaus qualifizierte Manager mit der richtigen Farbe für den mit viel Prestige und internationalen Kontakten versehenen Job ins Spiel gebracht. Ein Kandidat soll OeNB-Vizegouverneur Andreas Ittner sein. Auch Ökonom und Universitätsprofessor Gottfried Haber werden Chancen eingeräumt. Er sitzt bereits im Generalrat der Nationalbank. Der erfahrene Banker Stephan Koren soll ebenfalls gute Karten haben. Und als Überraschungskandidat wird auch noch der langjährige Erste-Group-Boss Andreas Treichl genannt.

Wer immer den Job bekommt; ein Schwerpunkt des neuen OeNB-Gouverneurs wird sicher das nähere Zusammenrücken von Nationalbank und Finanzmarktaufsicht sein. Denn unter der Ägide von Hartwig Löger wird im Finanzministerium bereits an entsprechenden Konzepten gearbeitet, wie Bundeskanzler Kurz gegenüber News bestätigt. Womit sich die türkis-blauen Tauschgeschäfte zumindest in Synergien niederschlagen sollten.


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