LASK-Affäre: Alles, was recht ist

Dem Fußball-Traditionsklub drohen nach den News-Enthüllungen harte Konsequenzen.

Dem Fußball-Traditionsklub drohen nach den News-Enthüllungen harte Konsequenzen. Auch der Fußball-Weltverband hat den Ball aufgenommen.

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Fussball - LASK-Affäre: Alles, was recht ist

Information vom 27.05.2021

Jürgen Werner ist nicht mehr Vizepräsident von Fußball-Bundesligist LASK. In einem Brief erklärte der Ex-Spieler, langjährig erfolgreiche Spielervermittler und Funktionär am Donnerstag, dass er "mit dem heutigen Tag" zurücktrete. Vor dem Hintergrund von Untersuchungen der Liga-Organe gegen ihn bzw. gegen den LASK machte der 59-Jährige Vorverurteilungen und eine "aktuelle Medienkampagne" für den Schritt verantwortlich. Diese würden seine "Belastungsgrenze" übersteigen.

"Die sich ständig wiederholenden Vorwürfe haben mich erschöpft. Meine Familie und ich erhalten Hassbotschaften und Drohungen von Menschen, die wir nicht einmal kennen", schrieb Werner. "Die gezielten Vorwürfe, die seit Wochen gegen mich in Boulevardmedien platziert werden, sind falsch bzw. völlig aus dem Zusammenhang gerissen."

Um weiteren Schaden abzuwenden, habe er sich nach vielen Gesprächen mit Freunden und seiner Familie entschlossen, sein Amt dauerhaft niederzulegen. "Wer diesen Rücktritt als Schuldeingeständnis wertet, der irrt", hielt Werner fest. Er wolle gegen die "bösartigen medialen Vorverurteilungen" auch rechtlich vorgehen. Vom LASK gab es vorerst keine offizielle Stellungnahme. Wie aus dem Club-Umfeld zu vernehmen war, soll bereits am Freitag in einer Vollversammlung ein neuer Vizepräsident gewählt werden. (APA)

Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass der Linzer Athletik Sport Klub gewissermaßen vermeintliche Geldwäscheexperten in seinem Führungsgremium hat. Siegmund Gruber, der LASK Präsident, hat 2005 eine Dissertation dazu verfasst, er tat dies gemeinsam mit Stefan Lutz, ebenfalls Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder und von den Linzern für den Senat 5 der Fußball Bundesliga nominiert. Jenes Gremium, das nach den News Enthüllungen im April nun die mutmaßlichen Malversationen um verbotene Deals mit Spielerrechten aufklären soll. In ihrer Dissertation schreiben Gruber und Lutz u. a. über organisierte Kriminalität und halten etwa fest: "Bei den als säkular bezeichneten Vereinigungen kann es sogar der Fall sein, dass sie zunächst gar nicht als kriminell auffallen, sie sich oft als völlig normales, legales Unternehmen oder als harmloser Verein tarnen." Im Zentrum der Affäre steht der langjährige Spielerberater und heutige LASK Vizepräsident Jürgen Werner. Er bestreitet alle Vorwürfe, möchte sich inhaltlich aber seit Wochen nicht mehr äußern. Aktuell, so verlautet der Fußballverein, lägen alle Transferrechte beim LASK. Es gilt selbstredend die Unschuldsvermutung. Nachfolgend unternimmt News den Versuch, die Problemzonen des Linzer Fußballvereines überblicksmäßig darzustellen offensichtlich hat, laut "Krone", mittlerweile auch der Weltfußballverband FIFA ein Auge auf die mutmaßlichen Umtriebe der letzten Jahre geworfen.

Richtige Bilanzen?

Am Dienstag der vergangenen Woche bestätigte der Vorstandsvorsitzende der Fußball Bundesliga, dass gegen den LASK ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Der Senat 5 plant eine Verhandlung mit Einvernahmen Anfang Juni. Untersucht werden soll, ob der LASK Verstöße gegen die Lizenzierungsbestimmungen begangen hat. Die entscheidende Frage dazu lautet: Wie wurde vom LASK unter dem Präsidenten, dem Steuerberater Siegmund Gruber, in der Buchhaltung und in den Bilanzen mit den angeblich außenstehenden Investoren eingeräumten Transferbeteiligungen umgegangen? Alle Bundesliga Vereine sind gegenüber der Liga Zentrale im jährlichen Lizenzierungsverfahren zur vollständigen und wahrheitsgetreuen Offenlegung ihrer Bücher und Bilanzen verpflichtet.

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Zwischen 2014 und 2020 dürfte der LASK laut News Recherchen im Firmenbuch und in den darin aufliegenden Bilanzen insgesamt rund 6,7 Millionen Euro in seinen Spielerkader investiert haben: für neu verpflichtete Profispieler. Ungefähr im selben Zeitraum hat Jürgen Werner Beteiligungen an Transferrechten von mehr als 20 LASK Fußballern verkauft bzw. vermittelt. Und: Er hat laut Unterlagen selbst Transferrechte oder zumindest Beteiligungen daran an mehr als 40 LASK Kickern gehalten. Laut "Krone", die sich auf einen ehemaligen Mitarbeiter von Jürgen Werner beruft, könnten es sogar Hunderte Fußballer gewesen sein. Wie auch immer Jürgen Werner bestreitet all diese Zahlen.

Die spannende Frage, welcher der Senat 5 nachgehen könnte, lautet nun: Wie wurden mögliche Transferbeteiligungen in den LASK Büchern dargestellt? Gibt es Überschneidungen bei den Spielernamen und den Transferwerten in den LASK Bilanzen, wenn man sie mit den Listen bzw. Verträgen von Jürgen Werner abgleicht? Das wäre dann nicht nur für Werner, sondern auch für seinen Präsidenten Gruber problematisch. Gruber hat nämlich nicht nur einen Teil der Bilanzen unterschrieben, er müsste als Vereinschef eigentlich auch die Lizenzanträge, die wahrheitsgetreue Angaben enthalten müssen, unterfertigt haben. Auf die Frage, wer im Linzer Verein von den Werner Deals wusste, erhielt News bis dato leider keine Auskunft.

Wie wurde ausbezahlt?


Eine weitere spannende Frage, die ebenfalls für den Senat 5 interessant sein sollte, lautet: Wurden vom LASK Beteiligungen aus Transfergeschäften an Investoren ausbezahlt? Wenn ja: Unter welchem Titel floss dieses Geld? Jürgen Werner behauptete bereits vor Wochen gegenüber News, dass es bei Millionentransfers von Spielern wie João Victor lediglich Provisionen für die Investorengesellschaften namens IFI oder später die Hahnen AG gegeben habe; es habe sich dabei keinesfalls um Transferbeteiligungen gehandelt.

Diese Behauptung steht allerdings im Widerspruch zu Unterlagen, die News vorliegen. Am Beispiel des Millionentransfers von João Victor zu Wolfsburg lässt sich Folgendes festmachen: Laut den News vorliegenden Dokumenten war die Schweizer Hahnen AG an den Transferrechten von Victor beteiligt und hat Anteile daran über Vermittlung von Jürgen Werner und seinem Partner Manfred Schill im Frühjahr 2019 weiterverkauft und verrechnet. Unterlagen dazu liegen dem Senat 5 mittlerweile ebenfalls vor. João Victor wurde vom LASK im Juli 2019 um mehrere Millionen Euro an den VW Werksklub VfL Wolfsburg in die deutsche Bundesliga verkauft. Überdie exakte Transfersumme gibt es unterschiedliche Aussagen, Informationen und Unterlagen: Zunächst wurden 2,5 Millionen Euro kolportiert. Eine Summe, die auch das geht aus einem Dokument vor, das News vorliegt auch der Beteiligungsabrechnung des Transfers zugrunde liegt. Die "Kronen Zeitung" wiederum berichtete im Juli 2019, sie wisse aus hundertprozentiger Quelle aus Wolfsburg, dass für João Victor tatsächlich 3,5 Millionen Euro an den LASK geflossen sein sollen.

Tatsache ist jedenfalls, dass Wolfsburg die vereinbarte Transfersumme wie hoch diese auch immer gewesen sein mag aufgrund der strengen FIFA Vorschriften mit Sicherheit ausnahmslos an den LASK überwiesen hat. Und noch eine spannende Frage tut sich aus Sicht des Senats 5 auf: Gab es im Zusammenhang mitdem João Victor Transfer einen Geldfluss vom LASK an die Hahnen AG? Und falls ja: Unter welchem Titel wurde dieser Zahlungsfluss verbucht? Um ein geflügeltes Wort zu gebrauchen: Wos woar mei Leistung? Der Strafenkatalog der Liga würde bei einem Lizenzverstoß von einer Geldbuße über eine Transfersperre bis zum Lizenzentzug und einem damit verbundenen Zwangsabstieg reichen.

Zweites Verfahren?

Neben dem Senat 5 könnte in der Bundesliga auch der Senat 2 tätig werden; zumindest wenn man den Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Christian Ebenbauer in einem ORF Interview folgt. Dieser könnte so deutete es der Bundesliga Chef an ein weiteres mögliches Delikt untersuchen, das eine verbandsrechtlich nicht gewünschte Ämterkumulierung zum Inhalt hat. Um den vom Senat 2 möglicherweise zu untersuchenden Verdacht zu illustrieren, kann auch hier der Transfer von João Victor nach Wolfsburg als Beispiel dienen: Den Transfer wickelte für den LASK nämlich dessen Vorstandsmitglied Jürgen Werner ab, der seit dem 26. Mai 2019 frisch gekürter LASK Vizepräsident war und im Juli 2019 sogleich einen Millionentransfer verkünden durfte.

Faktum ist allerdings, dass Spielervermittler laut den Bestimmungen des Österreichischen Fußball Bundes (ÖFB) nicht als sogenannte "Offizielle" in Vereinen tätig sein dürften. Und "Offizieller" ist man schnell: Die Rechtspflegeordnung des ÖFBdefiniert als solche "alle Personen, die bei einem Verein eine Tätigkeit im Zusammenhang mit dem Fußball ausüben, unabhängig von ihrer Position".

Aufgrund der Aussagen von Liga Vorstandschef Ebenbauer ist anzunehmen, dass der für die Verfolgung dieses Verbots zuständige Senat 2 ein Verfahren einleiten dürfte, beidem untersucht werden soll, ob Jürgen Werner beim LASK als "Offizieller" tätig war, obwohl er möglicherweise in offiziell noch bei der Vermittlung von Fußballern seine Hände mit im Spiel hatte. Der mögliche Strafrahmen würde in diesem Fall von der Geldbuße über einen Punkteabzug bis zum Zwangsabstieg reichen.

Unter Beobachtung der FIFA

Einfach gestalten sich im Vergleich dazu die Ermittlungen der FIFA, von denen zuletzt die "Kronen Zeitung" berichtete: Der Fußball Weltverband ermittelt seit dem ersten News Bericht, seine Regelhüter haben die Entwicklungen in Österreich offenbar mit Argusaugen verfolgt. Darüber will der LASK, wie Jürgen Werner am Wochenende in einem Sky Interview erklärte, nicht Bescheid wissen. Das wäre allerdings auch keine Überraschung: Warum sollte die FIFA zum jetzigen Zeitpunkt ausgerechnet bei den nationalen Verbänden nachfragen, die möglicherweise über Jahre hinweg vom LASK getäuscht worden sein könnten? Der mögliche Strafrahmen der FIFA würde jedenfalls bis zur Europacup Sperre reichen.

Österreichs Fußball Bundesliga steht jedenfalls nicht nur unter Beobachtung der internationalen Verbände, sondern auch in der Verantwortung gegenüber jenen Vereinen, die sich regelkonform verhalten und kein "finanzielles Doping" von risikobereiten Investoren angenommen haben. Schon jetzt steht die Frage im Raum, ob es bei der Prüfung von Lizenzierungsunterlagen nicht einer deutlichen Nachschärfung bedarf. Und ob die Bundesliga nicht Gerüchten in der Szene und möglichen Verdachtsmomenten zu Ungereimtheiten früher und gründlicher nachgehen hätte müssen.