Die Kurz-Methode

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Kontrapunkt - Die Kurz-Methode

Im Wissen um die Unwissenheit einer Mehrheit der Bevölkerung kann man als Politiker Forderungen erheben, denen der Applaus sicher ist. Dass diese Forderungen aber bereits Gesetzeskraft haben, bleibt den Menschen verborgen. Sie beklatschen diese besondere Form des Populismus.

So geschehen am Wochenende. ÖVP-Obmann Sebastian Kurz findet die Strafen für Gewalttäter viel zu niedrig und kündigt Schritte an. Die meisten Medien schauen nicht nach und verkünden den neuesten, populären Vorstoß des in den Umfragen Führenden.

Dass sich auf Twitter Journalisten melden, die sich auskennen, bleibt der Mehrheit der Bevölkerung verborgen. Manfred Seeh zum Beispiel schreibt an die Adresse Kurz: "Dass Vizekanz ler Brandstetter das StGB vor kurzem in diese Richtung reformiert hat, wissen Sie doch?" Oder Florian Klenk: "Gerade wurden die Strafen doch angehoben".

Es gehört schon eine Portion Unverfrorenheit dazu, mit Unwissenheit und Vorurteilen zu spielen. Aber das ist eine erfolgreiche Kurz-Methode geworden und Kanzler Christian Kern reagiert darauf auch noch - relativierend. Das kommt beim Problem Gewalt nicht gut an.

Gerfried Sperl
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Zum Autor: Gerfried Sperl ist Kolumnist für News. Was meinen Sie zum Thema? Schreiben Sie ihm unter sperl.gerfried@news.at