Politik verschweigt die Mafia

von Gerfried Sperl © Bild: News

Weder in Österreich noch in Deutschland wird die Rolle der italienischen Mafia in der Flüchtlingsfrage thematisiert. Politik und Justiz schweigen, obwohl es in verschiedenen Medien unwidersprochene Reportagen und Analysen gibt. Erst im Mai veröffentlichte "Zeit online" für das deutschsprachige Publikum einen Text mit dem Titel "Mafia verdiente Millionen mit Flüchtlingszentrum". Konkret ging es um ein Lager der katholischen Organisation "Fraternita di Misericordia" in Kalabrien. Mindestens 36 Millionen Euro sollen in die Säcke der 'Ndrangheta geflossen sein. 68 Personen, darunter ein Priester, wurden verhaftet und sitzen heute noch. Ein Polizeisprecher sagte: "Das ist nur die Spitze eines Eisberges."

Petra Reski, eine in Venedig lebende Journalistin, hat in ihrem jüngsten Buch, "Bei aller Liebe", Schleppertarife genannt, die von der Mafia faktisch festgesetzt und teils abkassiert werden. Mindestens tausend Euro pro Person kostet es, auf einem überfüllten Boot von Libyen nach Sizilien gebracht, und weitere tausend, um von Palermo nach Köln geschleust zu werden. Die unbewiesene Annahme von Kennern der Situation: Es liege nicht nur im Interesse der Mafia, sondern auch im Interesse von bestochenen Beamten und Staatsanwälten, dass der Strom der Flüchtenden nicht versiegen möge. Denn so renne der Euro weiter, aber die Bevölkerung sei nicht mehr so alarmiert wie 2015/16.

Im österreichischen und im deutschen Wahlkampf kommt die Mafia nicht vor - vielmehr wird auf NGOs geschimpft, die einen regelrechten Flüchtlingstourismus aufziehen würden. Was in Einzelfällen angeblich stimmt (gemeint sind lokale, kommerzielle NGOs), aber insgesamt ein Vorwand ist, die Wirklichkeit zu verschleiern. Laut Reski verantworteten deutsche Staatsanwälte sich bezüglich der Mafiageschäfte mit der Formel: "Es fehlen nicht die Beweise, sondern die Gesetze." Und bei Tatverdächtigen gibt es, immer nachträglich, dieselbe schleierhafte Erklärung wie bei islamistischen Tätern: "Er war polizeibekannt, aber nicht unmittelbar ein Gefährder."

Was die wahlkämpfende Politik der sogenannten "Großparteien" interessiert und womit sie Stimmen lukrieren, ist die Tatsache, dass es unter den Flüchtlingen auch terroristische Islamisten gibt. Worüber sie nicht reden, weil sich das nicht in Umfrageprozente ummünzen lässt, ist der Menschenhandel. Die nigerianische Mafia, mit der italienischen in lukrativer Kooperation, richtet noch in Afrika junge Frauen für die Prostitution ab und schleust sie via Palermo und Neapel auf die europäischen Sklavenmärkte. Hier kommen zu den "Schleppergebühren" noch die "Kaufpreise" für Prostituierte dazu.

Interessant ist, dass es in Sachen Mafia viel Nebel gibt, obwohl relativ sicher ist, dass sie nicht nur - wie etwa im Falle Erfurt -zu den größten Immobilienbesitzern gehört, sondern im deutsch-österreichischen Raum auch große Teile von Pizzeria-Ketten kontrolliert. Dazu kommen, wie Reski schildert, jene Flüchtlingszentren, die sowohl von EU-Geldern als auch von nationalen Steuerleistungen profitieren.

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