Klasse statt Masse

von Anna Gasteiger © Bild: News/Ricardo Herrgott

Laut News-Informationen soll ORF-Sportchef Hans Peter Trost vor Annahme eines Golden Handshakes stehen, ORF-Rechte-Experte Martin Szerencsi gilt als möglicher Nachfolger. Trost leitet den ORF-Sport seit 2009, davor war er Leiter für Finanzen, Produktion und Administration innerhalb der Informationsdirektion. Er folgte auf Hans Huber, der wiederum 2007 Elmar Oberhauser beerbte. Trost bestätigt, dass er sich "interessehalber" ein Ausstiegs-Angebot ausarbeiten ließ. Er habe aber nicht vor, es anzunehmen: "Ich möchte bleiben." Davon, dass er, wie jüngst in einem "Kurier"-Artikel behauptet, als ORF-Personalhoffnung der FPÖ gelte, wisse er nichts. Auch nichts von möglicher Unzufriedenheit seitens Generaldirektor Alexander Wrabetz.

Trost ist 58. Bis zur Regelpensionierung mit 65 bleiben ihm also sieben Jahre. Sollte sich bis dahin doch noch etwas tun -in die eine oder andere Richtung -, stünde mit Szerencsi wieder ein Rechteverhandler als Nachfolger bereit. Sportrechte sind das Thema der Stunde; öffentlich-rechtliche Sender spielen dabei aber eine eher unglückliche Rolle. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Bundesliga ab Sommer 2018 hinter die Sky-Bezahlschranke wandert, über ein kleines Free-TV-Rechtepaket wird noch verhandelt. Die Champions League ist ab 2018 ebenfalls nur mehr im Bezahlfernsehen zu sehen. Die Ski-Rechte konnte sich der ORF jüngst wieder sichern; die Formel 1 will Wrabetz 2020 freiwillig aufgeben.

Eine schwierige Situation: Einerseits brauchen Sender wie ORFeins (Sport-)Events dringend als "Reichweiten-Garanten", wie es RTL-Chefin Anke Schäferkordt jüngst bei den Österreichischen Medientagen ausdrückte, andererseits strapazieren die zunehmend astronomischen Summen, die dafür zu bezahlen sind, öffentlich-rechtliche Budgets über Gebühr. Die Zahl der Mitbewerber ist gestiegen: In Österreich interessieren sich neben dem ORF und Sky auch Puls 4/ATV, Servus TV und diverse andere Pay- und Onlineplattformen für Sportrechte, in den USA bietet u. a. Facebook mit.

Wohin der Weg führen könnte, hat ORF-Sportchef Trost selbst in Interviews skizziert: in Richtung Qualitätsjournalismus (grundsätzlich eine gute Idee bei einem gebührenfinanzierten Sender). Kritische Analysen und Recherchen statt affi rmativer Jubel-Berichterstattung. Brillanz in Nischen statt des Versuchs, alles irgendwie abzudecken. So wären vielleicht ein paar Namen mehr ins Nachfolge-Spiel zu bringen - jene von Journalisten.

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