Kika/Leiner: Signa hat
die Möbelhäuser gekauft

Nun ist es offiziell: Signa, das Unternehmen des Immobilienentwicklers Rene Benko, hat die Möbelhäuser Kika und Leiner von der Steinhoff-Gruppe gekauft. Der Deal wurde bereits bei den Wettbewerbshütern angemeldet. Ein neuer Warenkreditversicherer ist in Sicht, das Urlaubsgeld für die Mitarbeiter gesichert.

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Möbelhäuser - Kika/Leiner: Signa hat
die Möbelhäuser gekauft

Die Mitarbeiter der Möbelketten Kika und Leiner können aufatmen: Der Immobilienentwickler Rene Benko hat mit seiner Firmengruppe Signa die beiden österreichischen Unternehmen von ihrer südafrikanischen Mutter, der Steinhoff-Gruppe, gekauft. Vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden in Österreich, Tschechien und der Slowakei, kann das operative Geschäft damit weitergehen.

Von Signa gebe es ein fixes und starkes Bekenntnis, den Betrieb weiterzuführen. "Signa war der einzige ernst zu nehmende Interessent, der die Unternehmen weiterführen wollte", sagte Markus Fellner, Anwalt der Steinhoff-Gruppe in Europa. Allerdings sei eine Restrukturierung nötig: "Der eine oder andere Standort muss sicher geschlossen werden."

In der Börsenmitteilung von Steinhoff wird Firmenchef Danie van der Merwe damit zitiert, dass beide Firmen Verluste machen und "signifikante" Investitionen brauchen, um den Turnaround zu schaffen. Wobei Fellner einschränkt, dass die Verluste in Österreich anfielen, in Osteuropa mache die österreichische Gruppe keine Verluste.

Zweistelliger Millionenbetrag fließt in nächsten Tagen

Über nötige Beiträge Signas zur Sanierung gibt es keine offiziellen Aussagen, aber in Verhandlerkreisen wurde bestätigt, dass es sich um einen Sanierungsbeitrag von mehr als 100 Mio. Euro handle und daraus ein zweistelliger Millionenbetrag schon in den nächsten Tagen fließen werde. Steinhoff hält in seiner Mitteilung fest, dass es ab sofort davon entbunden ist, den operativen Betrieb von Kika und Leiner zu stützen. Der Mangel an Liquidität hätte "signifikante" weitere Geldeinschüsse erfordert, so Steinhoff.

Klar ist dafür, dass Signa das operative Geschäft der beiden Unternehmen zu einem symbolischen Betrag übernimmt. Anders ist das mit den Immobilien, in denen Kika und Leiner eingemietet sind. Eigentümerin der Objekte ist die Steinhoff-Tochter Hemisphere. Es geht um 46 Immobilien in Österreich und 22 in Osteuropa. Die Objekte werden laut Aussendung von Steinhoff nach aktuellem Stand (Bilanz vom 30. Juni 2018) mit 490 Mio. Euro bewertet. Allerdings finden noch weiter Bilanzprüfungen statt. Je nachdem wie diese ausfallen, könnte Signa das ganze Immobilienpaket oder auch nur Teile davon kaufen, oder entscheiden, für Kika und Leiner lediglich Mietverträge in den Objekten fortzuführen, erläuterte Fellner. Frist für die Grundsatzentscheidung über den Kauf der Immobilien ist der 15. August, heißt es in der Aussendung von Steinhoff.

Deal kostet wohl über 600 Millionen Euro

Rechnet man einen Kaufpreis von 490 Mio. Euro für die Immobilien und einen Sanierungsbeitrag von über 100 Mio. Euro zusammen, so lässt sich Signa den Deal wohl über 600 Mio. Euro kosten.

Der Vertrag sieht einige Fristen vor. So müssen die Zustimmungen der Wettbewerbsbehörden der drei Länder bis zum 30. September 2018 vorliegen, sonst würde der Kauf der operativen Geschäfte platzen. Allerdings wird derzeit nicht mit Widerstand der Behörden gerechnet, da Signa bisher nicht im Möbelhandel dieser Länder tätig ist.

Das Closing des Immobiliendeals soll keinesfalls vor dem 30. September erfolgen. Sollte es aber bis inklusive 2. Jänner 2019 zu keinem Abschluss kommen, können beide Seiten vom Verkauf der Immobilien zurücktreten.

Die Kika/Leiner-Mutter Steinhoff war im Dezember 2017 ins Schleudern geraten, nachdem Vorwürfe der Bilanzfälschung erhoben worden waren. Das hat unter anderem dazu geführt, dass die Leiner-Zentrale in Wien bereits knapp vor dem Jahreswechsel an Benko verkauft wurde. Anfang Juni hat ein Kreditversicherer die Absicherung von Einkäufen bei den Möbelhäusern verweigert, seither war die Lage prekär.

Kika/Leiner einigt sich mit Warenkreditversicherer

Nachdem der Verkauf von Kika/Leiner nun offiziell fixiert ist, verfügt die Möbelkette auch demnächst wieder über eine Warenkreditversicherung. Die Verträge mit dem Warenkreditversicherer würden heute unterzeichnet und alle Lieferanten noch am Abend per Brief informiert, sagte Kika/Leiner-Chef Gunnar George.

Den Namen des Warenkreditversicherers wollte George auf Nachfrage nicht nennen. Anfang Juni hatte der deutsche Versicherer Euler Hermes entschieden, etwaige Forderungsausfälle für Kika/Leiner-Lieferanten nicht mehr abzusichern. Ohne Warenkreditversicherung können Hersteller ihre Lieferungen nur auf eigenes Risiko oder gegen Vorkasse an den Händler liefern. Der Rückzug von Euler Hermes hatte Kika/Leiner neben der Krise der Konzernmutter Steinhoff zusätzlich unter Druck gebracht. Aufgrund der finanziell angespannten Lage verkaufte Steinhoff die heimische Möbelkette in einer Notaktion an Signa.

Urlaubsgelder können zeitgerecht ausgezahlt werden

Auch die Ende Juni fälligen Urlaubsgelder für die rund 5.000 Mitarbeiter in Österreich können zeitgerecht ausgezahlt werden, bestätigte der Kika/Leiner-Chef. In den nächsten zwei bis drei Wochen müssen noch die Wettbewerbshüter dem Deal zustimmen. Es wird aber nicht mit Widerstand der Behörden gerechnet, da Signa bisher nicht im Möbelhandel tätig ist.

Nach dem grünen Licht der Wettbewerbshüter wollen die neuen Eigentümer mit der Kika/Leiner-Geschäftsführung ein "umfassendes Sanierungs- und Zukunftskonzept" erarbeiten. Es gehe darum, die Flächenproduktivität zu steigern. Zuletzt waren die Umsätze rückläufig.

Der normalerweise im Juni publizierte Jahresabschluss von Kika und Leiner wird sich aufgrund der Bilanzierungsschwierigkeiten der ehemaligen Mutter Steinhoff wahrscheinlich bis Ende des Jahres verzögern, erwartet der Kika/Leiner-Chef. Erst wenn Steinhoff eine Bilanz lege, könne Kika/Leiner dies auch tun.

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