Das Leben des Chocolatiers

Pleite, bio und fair: Einblicke in die Welt des oststeirischen Unternehmers

"Niemals den Markt fragen, der kennt sich nicht aus." Chocolatier Josef Zotter (Jg. 1961) ist ein Querdenker, schreibt nachhaltige und faire Produktion groß und bricht mit einigen Tabus. Er ist großen Konzernen, konventioneller Werbung und Effizienzsteigerungsstrategien gegenüber skeptisch, hat aber auch was gegen "Regionalapostel". Einen Einblick in die Welt des oststeirischen Unternehmers gibt nun ein Buch, eigentlich ein erweitertes Interview in Buchform, erschienen unter dem verqueren Titel "Kopfstand mit frischen Fischen."

von Josef Zotter © Bild: APA/Neumüller

1996 machte Zotter als Cafetier pleite, die Schere zwischen zu schneller Expansion und qualitätsbewusster Produktion sei zu weit, das Konzept abseits von Cremeschnitten und Punschkrapfen nicht aufgegangen. "Eine schmerzliche Niederlage", blickt er im von Wolfgang Wildner und Wolfgang Schober betont lässig geführten Interview zurück. Doch schon damals war Zotter experimentierfreudig: Die erste Schoko-Eigenkreation war eine mit Kürbiskernen.

Ende der 1990er Jahre starteten Josef Zotter mit Ehefrau Ulli am elterlichen Hof in Bergl bei Riegersburg neu durch, ein altes Wirtschaftsgebäude wurde zur Schokoladenmanufaktur: "Dort, wo jetzt unser Shop steht, war der Kuhstall". Beim Aufbau des Vertriebs gab es auch Rückschläge und Absagen, etwa vom Meinl am Graben. Doch die Zeit war reif für neue, zum Teil gewagte Kreationen. Aus dem 20-Leute-Betrieb wurde inzwischen ein 130-Personen-Unternehmen, wobei der Chef auch das Bedrohliche des Erfolges sieht: "Bist Du deppert, wo geht denn das noch hin."

"Bio und fair"-Kurs

Von seinem Kurs, der "bio" und "fair" heißt, will Zotter keinen Millimeter abweichen. Gegen die Bezeichnung "Gutmensch" wehrt sich Zotter: "Da muss man doch kein Gutmensch sein, um mit den Kakaolieferanten auf Augenhöhe zu sprechen. Das ist doch menschlich das mindeste. Ich schenke ihnen ja nichts." Konsequent ist er auch beim "Essbaren Tiergarten", den er sich nicht zur Vertiefung der Wertschöpfungskette, sondern auf der Suche nach einem kompromisslosen Weg zulegte.

Inzwischen gerne zu Business-Talks mit Trendforschern, Politikern und Wirtschaftskapitänen eingeladen, tritt der Oststeirer auch für eine andere Form des Wirtschaftens und des Konsumierens ein. Er ist für mehr "Lebenskunde" im Bildungssystem, für steuerliche Entlastung von Arbeit und Öko-Technologien und für die Verteuerung von Importen, allerdings gegen "Regionalapostel": "Am Schluss hockt dann jeder hinter seinem Zaun und ballert auf alles, was sich da bewegt."

Das abwechselnd von zwei Seiten zu lesende Buch gibt auch Einblicke in das Zottersche Ideenlabor mit derzeit rund 300 Schoko-Kreaktionen und bietet reichlich Hintergründe und Fotomaterial.

Josef Zotter: Kopfstand mit frischen Fischen. Mein Weg aus der Krise. Erschienen im Eigenverlag 2012, 288 Seiten, 19,80 Euro,
ISBN 978-3-9503461-0-7
http://www.zotter.at

Kommentare