Krankenhaus mit Vorzügen

Mit einer privaten Krankenversicherung kann man sich zusätzliche Leistungen sichern. Aber für wen lohnt sich das? Hier eine Orientierungshilfe

von Gewinn - Krankenhaus mit Vorzügen © Bild: News/Karin Netta

Franziska B. ist erst Mitte Zwanzig, besitzt aber schon seit fünf Jahren eine private Krankenversicherung. Als feststand, dass sie eine Kiefer- OP braucht, war die junge Frau - zumindest hinsichtlich der Kosten -erleichtert: "Mir wurden alle OP-Kosten erstattet, ich hatte ein tolles Zimmer und wurde von einem privaten Zahnarzt operiert", erinnert sich die Vorarlbergerin. Die Versicherung kostet Franziska B. 80 Euro pro Monat.

Eine private Krankenversicherung bietet zweifellos mehr Vorteile und Annehmlichkeiten, je nach Art des Umfangs und des gewählten Versicherungspaketes. Meist wird sie als Zusatzversicherung zur gesetzlichen Krankenversicherung abgeschlossen - am häufigsten für ein besseres Service im Spital. Was verlockend klingt, ist finanziell aber nicht für jeden so leicht zu stemmen. "Im Falle der privaten Krankenversicherung stellt sich für viele die Frage, ob sie überhaupt leistbar ist", sagt Rainer Fasoli, Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Oberösterreich. Aber wann lohnt sich der Abschluss und was bietet eine private Krankenversicherung?

1. Einzelbett im Spital

Im Spital haben Versicherte Anspruch auf ein Zweibett oder sogar ein Einbettzimmer und können sich ihren behandelnden Arzt und das Krankenhaus frei aussuchen. Ebenso bekommen die Patienten die Transportkosten zum Krankenhaus erstattet. Ist das eigene Kind im Spital, gibt es einen Begleitkostenersatz für die Eltern. "Neben dieser privaten Krankenversicherung können mit einem Privatarzttarif auch ambulante Heilbehandlungen beim Wahlarzt, tagesklinische Behandlungen im Krankenhaus, ärztlich verordnete Medikamente, Heilbehandlungen und Behelfe wie Brillen oder Kontaktlinsen versichert werden", sagt Fasoli.

2. Prämien

Die jeweilige Prämie der Versicherung richtet sich nach dem Gesundheitszustand. Je besser dieser ist, desto günstiger ist die Versicherung in der Regel. Bestehende Erkrankungen können die Versicherungsbeträge erhöhen. Manche Versicherer schließen diese dann komplett vom Schutz aus. Daher sollte man den privaten Schutz eher in jungen Jahren abschließen. Im Schnitt können die Kosten für eine private Krankenversicherung zwischen 60 und 250 Euro im Monat betragen, je nach Alter und Paket. Tipp: Mit einem Selbstbehalt, der nur einmal pro Kalenderjahr anfällt, wenn man ins Spital muss, kann die Prämie günstiger gemacht werden, erklärt Peter Eichler, Vorstand von Uniqa Österreich. In diesem Fall zahle sich jedes zweite Kalenderjahr, in dem man nicht im Spital war, aus, sagt Eichler. Wer sich für eine private Krankenversicherung entscheidet, sollte viele Angebote einholen und miteinander vergleichen.

3. Antrag genau prüfen

Gerade beim Abschließen eines Versicherungsvertrags sei es wichtig, diesen und die Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß und vollständig auszufüllen, sagt AK-Experte Fasoli. Denn werden Antrags-oder Gesundheitsfragen falsch oder unvollständig beantwortet, führe dies im Schadensfall häufig dazu, dass die Versicherung die Leistung ablehnt und vom Vertrag zurücktritt. Außerdem sollte man auf Wartezeiten achten. Diese sind im Vertrag genau festgelegt. Erst wenn die Wartezeit abgelaufen ist, beginnt der Versicherungsschutz. "Die meisten Versicherer wenden keine allgemeine Wartezeit mehr an", sagt Wolfgang Ostermayer, von der Allianz Gruppe Österreich. Besondere Wartezeiten wie etwa für eine Schwangerschaft und Entbindung oder eine Zahnbehandlung gebe es aber nach wie vor.

4. Zusatzpakete

Neben der klassischen privaten Krankenversicherung gibt es viele weitere Zusatzangebote, zum Beispiel eine private Zahnzusatzversicherung. Gerade in den letzten Jahren würden die Versicherungen im niedergelassenen Bereich, also zum Beispiel bei Arztpraxen, an Bedeutung gewinnen, sagt Ostermayer. Wer beispielsweise eine Krankenhaustagegeld- Versicherung abschließt, bekommt bei stationärer Heilbehandlung das im Vertrag vereinbarte Tagegeld ausbezahlt. Diese Versicherung leistet zudem auch bei Arbeitsunfähigkeit.

5. Kosten abklären

Will man bei der Versicherung einen Schaden melden, sollte man den Krankenhausaufenthalt, wenn möglich, bereits vorab abklären. Denn bei manchen Leistungen braucht man die Zustimmung des Versicherers. Außerdem sollte man alle Originalrechnungen und Rezepte aufbewahren. Hier sollte ersichtlich sein, dass aus den eingereichten Unterlagen die medizinische Notwendigkeit, zum Beispiel die ärztliche Verschreibung, erkennbar ist.

Von einem Versicherer-Wechsel rät Fasoli ab. Denn je älter man bei Vertragsabschluss ist, desto teurer wird die Versicherung. "Eventuell findet man im fortgeschrittenen Alter überhaupt keinen Versicherer mehr, der bereit ist, das Krankheitsrisiko zu übernehmen", sagt der AK-Experte. Mehr Informationen zur privaten Krankenversicherung gibt es unter ooe.arbeiterkammer.at oder auf der Seite des Vereins für Konsumenteninformation www.vki.at.