Geld fürs Haus mal anders

Ein paar Alternativen zum klassischen Hypothekarkredit

Wer ein Haus baut oder eine Wohnung kauft, kommt am Hypothekarkredit häufig nicht vorbei. Für bestimmte Fälle gibt es aber spannende Alternativen.

von Gewinn - Geld fürs Haus mal anders © Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Österreicher finanzieren ihre eigenen vier Wände immer noch am häufigsten mit einem Hypothekendarlehen. Gibt es gar nichts anderes? Doch. Und die Alternativen können in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll sein.

Beim klassischen Hypothekarkredit bietet der Häuslbauer oder Wohnungskäufer der Bank seine Immobilie als Pfand an. Das hat einen entscheidenden Vorteil: "Eine Hypothek ist gegenüber allen Alternativen die Möglichkeit, die Immobilie mit Abstand am günstigsten zu finanzieren", sagt Christian Noisternig, Leiter des Bereichs Privatkunden, Geschäftskunden und Freie Berufe der Unicredit Bank Austria. Der Nachteil:

Man muss über einen sehr langen Zeitraum, meist 20 bis 30 Jahre, regelmäßige Rückzahlungen leisten können. "Bei unvorhergesehenen Einkommenseinbußen kann schnell die Schuldenfalle zuschnappen", erklärt Gabriele Zgubic, Abteilungsleiterin der Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer Wien. "Hat man einen variabel verzinsten Kredit, was in Österreich der Regelfall ist, können Zinserhöhungen die Rückzahlungsraten empfindlich vergrößern", sagt die Expertin. Will oder muss man die Wohnung oder das Haus verkaufen, kann das Pfandrecht dem Eigentümer einen Strich durch die Rechnung machen.

Außerdem gibt es einige Kosten, die am Hypothekarkredit dranhängen und ordentlich ins Gewicht fallen können: Kontoführungsgebühren, Bearbeitungsgebühren und, nicht zuletzt, die Pfandrechtseintragungsgebühr für das Grundbuch, die schnell auch einmal mehr als 1.000 Euro betragen kann. Was wenige Leute wissen: Es gibt Alternativen.

  • Immobilienleasing Banken, Bausparkassen und Leasinggesellschaften bieten auch Immobilienleasing an. Hier erwirbt beispielsweise die Bank als Leasinggeber die Immobilie. Der Kunde bekommt das Nutzungsrecht. Über die Vertragslaufzeit, die zum Beispiel zwanzig Jahre betragen kann, muss er eine monatliche Leasingrate zahlen. Danach kann er die Immobilie der Bank zu einem bestimmten Betrag abkaufen. Immobilienleasing ist im privaten Bereich in Österreich bisher kaum verbreitet. Wer ein solches Leasing überlegt, sollte jedenfalls mehrere Angebote vergleichen. Eines sollten Interessierte aber wissen: Als Leasingnehmer müssen sie in der Regel zusätzlich Reparaturen und Wartungskosten selbst bezahlen.
  • Polizzendarlehen Wer schon länger eine kapitalbildende Lebensversicherung hat, könnte sich seinen Wohntraum eventuell auch mithilfe eines Polizzendarlehens teilfinanzieren. Die Versicherung leistet hierbei eine Vorauszahlung an den Versicherten. In der Regel ist diese mit der Höhe des aktuellen Rückkaufwerts der Lebensversicherung gedeckelt. "Diese Vorauszahlung ist ein Darlehen, für das der Versicherungsnehmer Zinsen bezahlt", erklärt Zgubic. Die Prämienzahlung und Verzinsung des Kapitals laufen dabei weiter. Die Tilgung des Darlehens erfolgt mit der fälligen Versicherungssumme. In Österreich ist das Polizzendarlehen eher noch ein Exot. In Deutschland nicht. Dort nutzen diese Finanzierungsform vor allem Personen mit geringerer Bonität, die eher keine Riesenbeträge benötigen.
  • Konsumkredit Es gibt auch im Rahmen einer Immobilienfinanzierung die Möglichkeit, einen Konsumkredit aufzunehmen, der nicht hypothekarisch besichert ist. Das könne aber -ähnlich wie das Polizzendarlehen -bestenfalls eine Ergänzung sein, sagt Zgubic. Ein Konsumkredit ist in der Regel höher verzinst als ein Hypothekarkredit. Und die Laufzeiten sind ebenfalls deutlich kürzer. Ein Konsumkredit eigne sich vor allem dann, wenn man seine Wohnung saniert oder eine neue Einrichtung kauft, so die Expertin.
  • Wohnbauförderung Eine weitere zusätzliche Möglichkeit der Teilfinanzierung ist die seit Jahrzehnten gängige Wohnbauförderung durch die öffentliche Hand. Grundsätzlich haben jeder österreichische Staatsbürger und jedes EU-Mitglied die Möglichkeit, eine Wohnbauförderung zu bekommen. "Darlehen sind je nach Bundesland unterschiedlich ausgestaltet", erklärt Zgubic. Die Eigenheimfinanzierung erfolgt aber auch hier entweder durch die Gewährung von Zinsenzuschüssen zum Hypothekardarlehen oder aber mittels eines Baukostenzuschusses.

Tatsächlich kommt bisher kaum ein privater Häuslbauer oder Wohnungskäufer am Hypothekarkredit einer Bank oder Bausparkasse vorbei. Die wenigsten können den Immobilienerwerb aus angesparten Eigenmitteln stemmen, so Zgubic. Die Alternativen sind vor allem dann interessant, wenn es nicht um besonders hohe Summen geht. Wer sich gerade seinen persönlichen Finanzplan zusammenstellt, findet zum Beispiel unter www.arbeiterkammer.at eine Checkliste und Tipps für das Gespräch mit der Bank.

Teure Hypothek

Nebenkosten von Hypothekarkrediten

  • Spesen für Schätzung und Bewertung
  • Kontoführungsspesen
  • Bearbeitungsgebühren
  • Kosten für die hypothekarische Besicherung (insbesondere die Pfandrechtseintragungsgebühr)
  • Prämien für von der Bank verlangte Versicherungen

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