Gestresst? "Ohne Denken
gibt es kein Problem"

Stress ist für die meisten von uns zu einem täglichen Begleiter geworden. Das muss nicht sein, meint Su Busson. Die systemische Beraterin, Matrix-Trainerin und Yogalehrerin aus Wien erklärt in ihrem neuen Buch "stressbefreit. Wahrheiten für ein Leben im Flow", wie man Stress gar nicht erst entstehen lässt. Im Interview mit news.at gibt sie einen Vorgeschmack darauf.

von Lifestyle - Gestresst? "Ohne Denken
gibt es kein Problem" © Bild: iStockPhoto.com

Frau Busson, Sie erwähnen, dass es im Leben kein „falsch“ gibt, deshalb: Woran kann man erkennen, dass man sein Leben nicht optimal angeht? Was sind erste Warnzeichen?
Aus höchster Perspektive und im Bewusstsein, dass alles eins ist, gibt es kein „richtig“ und „falsch“ und alles ist vollkommen, wie es ist. Aus unserer üblichen, menschlichen Perspektive schaut das oft ganz anders aus.

Typische Warnzeichen: Stress. Frustration. Widerstand. Druck. Stagnation. Krampf und ständiger Kampf. Das alles sind Zeichen, dass wir uns vom natürlichen Flow des Lebens abgeschnitten haben und auf einer niedrigen Bewusstseinsebene befinden. Die Lebenskraft, die Freude, die Leichtigkeit und Wunder werden weniger. Wir sind innerlich unruhig und agieren bzw. reagieren aus Angst statt klar im Kopf zu sein und inspiriert zu handeln. Sehr menschlich, aber nicht optimal.

Stichwort „optimal“: Ist das Streben nach ständiger Verbesserung bis hin zu Perfektionismus nicht eine der größten Stressfallen?
Absolut. Gerade dadurch stressen und blockieren wir uns. Vor lauter Denken, wie es sein sollte, übersehen wir wie perfekt es ist. Die beste Version von uns selbst und die Schönheit des Lebens kommen dann uns Licht, wenn wir aufhören nach Idealvorstellungen zu streben und uns wieder mit dem tiefsten Teil in uns – ich nenne diesen Teil gerne Flow-Selbst – verbinden. Dieser Teil ist immer stressbefreit, heil und perfekt. Auf diesem „Fundament“ können wir aufbauen, auf natürliche Weise wachsen und unser ureigenes Potenzial entfalten. Und wir können auch mit etwaigen Problemen und Herausforderungen wesentlich besser umgehen – frei von Stress und Angst.

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Sie beginnen Ihr Buch sehr pragmatisch und bleiben es über weite Strecken auch, bis Sie zum Ende hin einen vergleichsweise fast schon spirituellen Weg einschlagen. Bewusste Stilistik, um auch Skeptiker zu ködern oder einfach so passiert?
Ködern möchte ich niemanden. In diesem Buch möchte ich vielmehr eine ganzheitliche Sichtweise auf das Thema Stress anbieten. Und ich bin ein Fan von pragmatischer Spiritualität – von Spiritualität, die im Alltag Relevanz hat. Das Bewusstsein, dass alles eins ist und wir ein Ausdruck ein und derselben universellen Quelle sind, ist äußerst hilfreich, um im Hier und Jetzt entspannt das Beste aus unserem Dasein machen zu können.

Dieses Bewusstsein ändert allerdings nichts daran, dass wir in einem menschlichen Körper stecken und somit Begrenzungen unterliegen und uns oft vom Rest der Welt getrennt fühlen statt all-eins. Da beginnt der Stress. Sowohl durch die Erinnerung daran, wer wir wirklich sind, als auch durch ein Verständnis dafür, wie unser körperliches Vehikel funktioniert, können wir uns von Haus aus viel Unruhe ersparen.

»Hinter allen Gedanken ist reines Sein. In diesem Zustand gibt es keine Angst, keine Sorge und keinen Stress.«

Sie gehen oft auf das „Kopfkino“ ein – gibt es überhaupt Leute, die es steuern können und wieviel Sinn macht es, seine Gedanken steuern zu wollen?
Gedanken zu steuern funktioniert nicht und macht den Kopf meist noch viel unruhiger. Der Großteil des Denkens spielt sich unbewusst ab, jenseits unserer Kontrolle. Selbst bewussten Denkprozessen gehen unbewusste voraus.

Und was wirklich zählt, was wir wirklich suchen und brauchen, ist "hinter", "unter", "vor" dem Denken ohnehin immer da. Solange wir allerdings damit beschäftigt sind, WAS und WIE wir denken, übersehen wir, wer wir wirklich sind. Hinter allen Gedanken ist reines Sein. In diesem Zustand gibt es keine Angst, keine Sorge und keinen Stress. Ohne Denken gibt es kein Problem. Hier finden wir einen unerschütterlichen Frieden und unser natürliches Wohlsein und damit die beste Ausgangsbasis für unser Leben.

Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie Ihren Flow gefunden haben?
Flow ist kein Zustand, den wir einmal finden und nie wieder verlieren. In Wahrheit ist Flow ein Zustand, der immer da ist. Allerdgins neigen wir dazu, diesen Zustand durch den Affenzirkus im Kopf, Yogis nennen es "Monkey-Mind ", zu überlagern. Das ist sehr menschlich; und ich bin ein ganz gewöhnlicher Mensch. Das heißt, auch ich bin nicht immer im Flow.

Ich vergesse nur immer seltener das, was in Wahrheit in uns immer präsent ist. Selbst wenn die Wogen an der Oberfläche hochschlagen, gibt es dennoch einen Teil in mir, der dabei ruhig und entspannt ist. Wenn ich gerade keinen Zugang zu diesem Teil finde, weiß ich, dass ich mich im Moment nur in einem niedrigeren Bewusstseinsstockwerk aufhalte und ich meinem Denken zurzeit nicht trauen kann. Und, ich weiß, dass sich das wieder ändert. So wie sich das Wetter verändert und sich auch dichte Wolken wieder klären.

»Flow ist unsere Werkseinstellung, unser Naturzustand«

Lässt sich sagen, wie schnell Menschen durchschnittlich brauchen, bis sie ihren Flow finden?
Jeder Mensch kennt diesen Zustand und erlebt ihn – bewusst oder unbewusst – regelmäßig. Die meisten verbinden diesen Zustand allerdings mit bestimmten Situationen, Aktivitäten oder Rahmenbedingen. Es scheint, dass Flow so etwas wie ein Ausnahmezustand ist und wir uns bemühen müssten, in den Flow zu finden. Ich wusste lange Zeit nicht, dass dieser Zustand in Wahrheit immer da ist und in dem Moment zum Vorschein kommt, in dem der Kopf zur Ruhe kommt – egal warum. Flow ist unsere Werkseinstellung, unser Naturzustand, und es gehört zum menschlichen „Spiel“ dazu, das vorübergehend zu vergessen. Es geht also nicht ums Finden, sondern darum sich zu erinnern, was in uns wohnt. Das kann jeden Moment passieren.

Eine Kerntheorie im Buch lautet, dass Stress vom Individuum selbst kommt und nicht von außen einwirkt. Trifft das wirklich auf alle zu? Um einen ganz harten Kontrast zu ziehen: Wie lässt sich das beispielsweise bei traumatisierten Opfern von Verbrechen oder etwa bei Gewalt in der Familie noch halten?
Dass Stress vom Individuum selbst kommt, würde ich so nicht sagen. Mit dieser Aussage fühlen sich die meisten sofort schuldig und noch mehr gestresst. Aber ja, Stress kommt nicht von außen. Die Kerntheorie im Buch lautet, dass Stress durch momentane Gedanken entsteht. Stressige Gedanken verursachen Stress. Mehr noch, wir empfinden immer unser Denken und nicht unser Leben. Das Medium des Denkens bringt unsere individuelle Wirklichkeitserfahrung hervor. Das ist schlicht Teil des Menschseins. Wir können, wie gesagt, unser Denken nicht bewusst steuern. Aber wir können erkennen, dass es sich „nur“ um Gedanken handelt und dahinter mehr ist.

Um es konkret zu machen, nehmen wir Ihr Beispiel: Natürlich können in der Vergangenheit Dinge passieren, die uns in der Gegenwart einholen. Doch auch traumatische Erfahrungen ändern nichts daran, dass ein Teil von Ihnen – Ihre wahre Essenz – unzerstörbar, ganz und heil ist. Das heißt nicht, dass es Ihnen im Hier und Jetzt immer gut geht. In einem Flashback fühlen Sie sich beispielsweise in eine traumatische Situation zurückversetzt. Sie erleben aber niemals die Vergangenheit und die Situation an sich, sondern Ihr Denken in diesem Moment – in dem Fall Erinnerungen aus der Vergangenheit. Die Vergangenheit existiert nicht, wir erleben immer nur den jetzigen Augenblick. Das ist die Wahrheit. Damit das klar ist: Das ändert nichts, dass wir traumatische Erfahrungen manchmal aufarbeiten müssen, damit solche Flashbacks aufhören.

Doch Ihr Denken und damit Ihr inneres Erleben verändert sich wesentlich schneller und öfter, als sich Ihre äußeren Umstände verändern oder gar Ihre Vergangenheit. In einer Minute können Sie gestresst sein, in der nächsten zuversichtlich und erleichtert, obwohl im Außen alles beim Alten ist.

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Über Ihr Buch hinaus bieten Sie personalisierte Lösungen gegen Stress an: Welche Vorteile haben personalisierte Lösungen im Vergleich zu generellen Ratgebern?
Der Subtitel meines Buches heißt „Wahrheiten für ein Leben im Flow.“ Es zeigt Prinzipien auf, die allgemeingültig sind, und schafft hoffentlich ein praktisches Verständnis dafür, was es bedeutet Mensch zu sein. Doch bei all der Gemeinsamkeit, die uns verbindet, ist doch jeder einzigartig. So wie es Rosen, Tulpen, Lilien und Edelweiße gibt, unterscheiden auch wir uns voneinander. Im Rahmen eines Coaching ist es möglich, auf persönliche Anlagen, Stärken, aber auch Fallen einzugehen und zu schauen, wo der Kopf Unruhe stiftet und Stress verursacht, und vor allem, wie sich das maßgeschneidert verändert lässt.

Sie schreiben auf Ihrer Website, dass Sie als Matrix-Coach ambitionierten, unruhigen Geistern helfen: Was darf man sich kurz gefasst unter „Matrix-Coaching“ vorstellen? Welche Zielgruppe sprechen Sie mit Ihrem Angebot in erster Linie an?
Gerade Menschen, die das Bestes aus sich und ihrem Leben machen möchten, haben oft mit innerer Unruhe und diversen Folgeerscheinungen zu kämpfen – und diese Menschen sind meine Kernzielgruppe. Im Matrix-Coaching zeige ich ambitionierten Geistern, die von Stress, Ängsten und Sorgen geplagt bzw. blockiert sind, wie sie innerlich zur Ruhe kommen, in ihre Kraft finden und entspannt ihr Bestes leben können – und zwar anhand universeller Prinzipien und basierend auf ihrer einzigartigen, persönlichen Matrix.

Zum Schluss noch: Ein einfacher Trick oder eine Technik für unsere Leser, um einen Anflug von Stressempfinden schnell abzudämpfen?
Kein Trick und keine Technik, sondern ein uralte Weisheit, auf die wir, wenn wir gestresst sind, viel zu selten hören: Im Anflug von Stressempfinden neigen die meisten Menschen dazu, sofort zu reagieren, schneller zu werden und alles Mögliche zu tun, um den Druck möglichst rasch wieder loszuwerden. Und das ist so kontraproduktiv. Gerade im Anflug von Stressempfinden trauen Sie sich, zunächst einmal langsamer zu werden, durchzuatmen, sich bewusst zu machen, dass es nicht, um Leben und Tod geht. Wenn Sie sich ZUERST innerlich entspannen, bevor sie loslegen, werden Sie Ihre innere Weisheit hören. Sie werden wissen, was für Sie jetzt wirklich zu tun ist und wo und wie Sie am besten ansetzen. Und dann tun Sie einfach, was zu tun ist. So gut es geht.

© (c) www.kito.at / Michael Baumgartner

Zur Person: Su Busson unterstützt als systemische Beraterin, Matrix-Coach und Yoga-Lehrerin seit über vielen Jahren Menschen dabei, Stress, Ängste und Sorgen loszulassen und entspannt ihr Bestes zu leben. Nach ihrem Wirtschaftsstudium arbeitete sie fünf Jahre als Kommunikationsberaterin in der Werbung. Kurz vor dem Burnout entschied sie sich dazu, ihr Leben drastisch zu verändern und zu tun, was ihr wirklich Freude macht. So sind auch ihre Bücher eine Inspiration und Ermutigung, authentisch zu leben, das eigene Potenzial zu nutzen, Träume zu verwirklichen und im Hier und Jetzt glücklich zu sein. Mehr Infos unter www.beyourbest.at

"Stressbefreit. Wahrheiten für ein Leben im Flow." von Su Busson*

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