"Heuer holen wir uns,
was uns zusteht"

Vorerst keine Prozentwerte für Lohnerhöhung

In entspannter und optimistischer Stimmung ist am Mittwoch der Start der Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller über die Bühne gegangen. Ausnahmsweise waren sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber einig, dass die wirtschaftliche Ausgangslage gut ist. Zahlen für ihre Lohnforderungen nannten die Gewerkschaft noch nicht, aber PRO-GE-Obmann Rainer Wimmer forderte einen "ordentlichen" Lohnabschluss.

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Metaller - "Heuer holen wir uns,
was uns zusteht"

Selbst Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie und Vertreter der Arbeitgeberseite, räumte ein, "die Ausgangslage ist grundsätzlich ganz gut". Man dürfe aber nicht die Stagnation der vergangenen zehn Jahre vergessen. Außerdem müsse den Betrieben genug Geld für Investitionen übrigbleiben, baute er allzu hohen Forderungen vor. Auf die Frage nach der noch offenen genauen Forderung der Gewerkschaft meinte Knill: "Wir werden den Prozentsatz schon rechtzeitig hören." "Darauf können Sie sich verlassen", antwortete Wimmer.

"Zu kräftigen Lohnerhöhungen aufgefordert"

Karl Dürtscher, Chefverhandler der Dienstleistungsgewerkschaft GPA, verwies sogar auf die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank, die "uns zu kräftigen Lohnerhöhungen auffordern". Und "man kann diese Institutionen, glaube ich, wirklich nicht als Brutstätten der Revolution bezeichnen". Die Gewerkschaft werde "versuchen, dem nachzukommen und kräftige Gehaltserhöhungen zustande zu bringen".

»Heuer holen wir uns, was uns zusteht«

"Rundungsdifferenzen" zeigten sich bei der Inflationsrate, die den Verhandlungen zugrundegelegt wird. Wimmer nannte 1,8 Prozent, Knill meinte dazu: "Das kann man auch abrunden." "Es fällt den Arbeitgebern heuer verdammt schwer zu jammern", stellte Wimmer daraufhin fest. "Heuer holen wir uns, was uns zusteht", griff Wimmer auf eine entsprechende Frage hin den Wahlslogan der SPÖ auf.

"Zufälliger" Verhandlungstermin

Vor den Wahlen am 15. Oktober gibt es nur mehr einen Verhandlungstermin (9. Oktober). Das sei ein Zufall, die Wahl beeinflusse die Arbeitgeber nicht, versicherte Wimmer. "Uns umso weniger. Wir sitzen ja nicht im Nationalrat", konterte Knill.

Höhere Zulagen und Aufwandsentschädigungen

Abgesehen von höheren Löhnen stehen auf der Wunschliste der Arbeitnehmer auch höhere Zulagen und Aufwandsentschädigungen. Für die zweite Schicht soll der Zuschlag um 25, für die dritte Schicht und die Nachtschicht um 50 Prozent steigen. Das würde in der Nacht den Zuschlag pro Schicht um 8 Euro erhöhen. Lehrlingsentschädigungen sollen als Prozentsatz des Facharbeitereinkommens definiert werden - von 40 Prozent im ersten bis zu 70 Prozent im vierten Lehrjahr. Das würde eine Erhöhung um etwa 40 Prozent oder 240 Euro monatlich für das erste Lehrjahr mit sich bringen.

Wahl zwischen mehr Lohn oder mehr Freizeit

Wie vor zwei Jahren möchte die Gewerkschaft den Arbeitnehmern die Wahl zwischen mehr Lohn oder mehr Freizeit eröffnen, auch sollen Karenzen und Papa-Monat besser auf Vorrückungen angerechnet werden. Auf Altersteilzeit, insbesondere geblockt, soll es einen Art Rechtsanspruch der Arbeitnehmer geben.

"Kollektivvertrag neu"

Für die Arbeitgeber hatte Knill schon im Vorfeld der heutigen Veranstaltung deponiert, dass er einen "KV neu" wünsche, der nicht nur im Zeichen der prozentuellen Erhöhung der Löhne und Gehälter stehe. Die Forderung nach einer Arbeitszeitflexibilisierung auf Betriebsebene bleibt aufrecht. Des Weiteren wünscht die Industrie im Sinne einer besseren Planbarkeit mehrjährige KV-Abschlüsse.

Metaller-Fachverbände

In den fünf Metaller-Fachverbänden sind 186.000 Menschen von den KV-Verhandlungen betroffen. Im Fachverband der metalltechnischen Industrie (FMVI), der heute die Verhandlungen aufgenommen hat, sind davon knapp 130.000 beschäftigt. In den letzten Jahren haben die anderen Verbände den gleichen Abschluss gehabt wie der FMVI. Die Gewerkschaft würde auch gerne alle Verbände gleichzeitig verhandeln, die Arbeitgeber haben das aber in den vergangenen Jahren abgelehnt.

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