Darum wird der Begriff "Alpha-
Männchen" häufig missverstanden

Die Erkenntnis gilt nicht nur für die Tierwelt

Der renommierte Zoologe und Verhaltensforscher Frans de Waal hat den Begriff "Alpha-Männchen" geprägt. Nun sagt er, dass die meisten Menschen das Wort falsch verwenden. Es sei an der Zeit die Vorurteile abzulegen.

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Forscher klärt auf - Darum wird der Begriff "Alpha-
Männchen" häufig missverstanden

Die Schwerpunkte von de Waals Arbeiten liegen in der Erforschung der tierischen und menschlichen Entwicklung von Kultur, Moral und der Entstehung von Empathie. Seine populärsten Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und haben ihn zu einem der bekanntesten Primatenforscher der Welt gemacht. Im Jahr 2007 wurde er vom Time Magazin in die Liste der "100 einflussreichsten Menschen heute" aufgenommen.

"Alpha-Männchen": Eine notwendige Klarstellung

In Rahmen seiner Arbeiten hat er auch den Begriff „Alpha-Männchen“ geprägt. Nun will er diesbezüglich aber einiges klarstellen. In einem neuem TED-Talk beklagt der Primatologe die weitverbreitete Ansicht, dass Alpha-Männchen brutale, grausame Anführer seien.

Welche Führungsqualitäten wirklich zählen

„Ich bin eigentlich mitverantwortlich für den Begriff Alpha-Männchen, weil ich das Buch „Chimpanzee Politics“, sagte er. Seine Forschungen an Schimpansen zeigen jedoch, dass Führungsqualitäten nuancierter sind und auch das tierische Moralverhalten tiefgründig ist.

Nur mit Empathie bleibt man an der Spitze

Alpha-Schimpansen sind eindrucksvolle und ehrfurchterweckende Anführer, aber der Großteil von denen, die es an die oberste Spitze schaffen, sind sehr wohlwollend und freundlich gegenüber den anderen, denn sie wissen, dass Respekt ihnen dabei hilft , ihre Position zu behalten, sagt de Waal.

Tyrannen sind keine Alpha-Männchen

„Du solltest einen Tyrannen nicht als Alpha-Männchen bezeichnen“, sagte de Waal. „Jemand, der groß und stark ist und jeden einschüchtert und beleidigt, ist nicht unbedingt ein Alpha-Männchen.“

Er sagt, dass viele Schimpansen wissen, dass Freundlichkeit und Liebe ein Weg sind, um Fans zu gewinnen, sei es durch Kitzeln von Babys, gemeinsames Essen oder eine Art politischer Primatenkampagne.

»Macht ist eine gefährliche Droge«

Andere Wissenschaftler, die die Funktionsweise der Machtdynamik beim Menschen untersucht haben, haben ähnliche Erkenntnisse gewonnen.
Die Forschung hat gezeigt, dass wir „körperlich stattliche“ Männer eher als bessere Führer wahrnehmen, was aber nicht gilt, wenn diese sich wie Idioten benehmen. Trotzdem sei Macht eine gefährliche Droge. Sie kann die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, beeinträchtigen.

Das kleinste Indiviuum kann ein Alpha-Männchen sein

„Du musst nicht das größte und stärkste Männchen sein“, sagt de Waal. „Das kleinste Indiviuum kann ein Alpha-Männchen sein, solange es weibliche Unterstützung oder die richtigen Freunde hat und diese glücklich hält.“

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