"Das Ziel Millionär
ist keine Illusion"

Hoch verschuldet, stark übergewichtig und kein Erfolg im Leben. Auf Mike Hager traf all das vor Jahren zu, heute ist er Millionär und eigener Chef in seinem Leben. Im Interview mit news.at erklärt der ehemalige Radiomoderator, warum so viele daran scheitern und wieso Millionär sein eigentlich keine große Hexerei ist.

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ist keine Illusion" © Bild: iStockPhoto.com
© Christian Lisch
Mike Hager ist ein deutscher Radiomoderator, Autor, Unternehmer und Comedian. Bekanntheit erlangte er vor allem durch die Figur "Studiotechniker Josef Nullinger" beim Radiosender Antenne Bayern. Seit er vor 20 Jahren finanziell ziemlich auf die Nase fiel, weiß er, wie man wirklich klug mit Geld umgeht. Binnen sieben Jahren brachte er es mit hartnäckiger Disziplin und alltagstauglichen Strategien vom Schuldenberg zum Millionär. Sein Know-how gibt Hager inzwischen als Erfolgsmentor in Onlinekursen sowie in seiner Bühnenshow „Hack your life“ weiter. In diesem Video erzählt er seine Lebensgeschichte.

Herr Hager, wie sieht Ihre Morgenroutine als Millionär aus? Schnuppern Sie lieber guten Kaffee oder vielversprechende Aktienkurse?
(lacht) In erster Linie immer Kaffee, weil ich ein großer Espresso-Fan bin. Nach einer Tasse Espresso hängt meine Morgenroutine immer von der aktuellen Jahreszeit ab. Sind die Temperaturen höher als 10 Grad, fahre ich auf meinem alten Mountainbike einmal durch den Englischen Garten, in Fröttmaning auf den ehemaligen Müllberg und bin meine 23 Kilometer geradelt.

Und dann, das stimmt, verschaffe ich mir schon regelmäßig einen Überblick über den aktuellen Aktienmarkt, schaue ein bisschen, was sich bei den Kryptowährungen tut und kümmere mich natürlich um meine Community. Damit gehe ich dann sozusagen nahtlos in meinen Arbeitstag über.

»Schneller Reichtum gelingt selten bis nie«

Im Internet gibt’s mit wenigen Mausklicks dutzende Tipps, wie man Millionär wird. Warum sind es dann noch immer so wenige?
Ich darf zitieren: „Wenn Wissen die Lösung wäre, wären wir alle Milliardäre mit Sixpacks“. Es scheitert leider meistens an der Umsetzung und vor allem daran, dass Menschen denken, der Schritt zum Millionär ginge quasi über Nacht.

Meine „Wahrheit“, wie ich sie erlebt habe, ist allerdings, dass schneller Reichtum sehr selten bis nie gelingt. In einem Zeitraum von 7 bis 12 Jahren – und das ist das, wofür ich einstehe – ist das Ziel Millionär hingegen keine Illusion. Dann fallen von den Menschen vielleicht auch diese überzogenen Ansprüche ab und man verliert nicht gleich den Mut, wenn man nicht nach einem Jahr oder zwei noch immer kein Millionär ist. Wenn man das weiß, und weiß, dass es wesentlich wichtiger ist, was in 10 Jahren ist als in zwei, dann bleibt man auch besser dran. Und dann ist Wissen eben doch der Schlüssel und die Lösung zu allem.

Das man sich auch erst einmal aneignen muss…
Der Aufbau von Reichtum braucht nicht viel Wissen. Es gibt eine milliardenschwere Finanzindustrie da draußen, die einem weismachen will, dass alles furchtbar kompliziert ist. Meine „Wahrheit“ ist, dass Finanzen relativ einfach zu handlen sind und dass es nur einen gibt, der sich um deine Finanzen kümmern sollte, und das bist du selbst.

Zahlreiche Studien belegen, dass Reichtum zu einem nicht unbeträchtlichen Prozentsatz schlichtweg vererbt wird. Würden Sie dem zustimmen, dass Lebensläufe wie Ihrer natürlich möglich, aber eher Ausnahme denn Regel sind?
Ich habe viele Gegenbeispiele in meinem Umfeld, die ohne familiären Hintergrund oder unvermitteltem Geldregen vermögend geworden sind. Ich bin jedenfalls dafür angetreten, dass die Ausnahmen immer mehr zur Regel werden.

Was macht Ihre Tipps besser als andere?
Wenn ich etwas in meinem Leben erreichen möchte, frage ich grundsätzlich nur die Menschen um Rat, die schon dort sind, wo ich hin möchte. Und ich vertraue Menschen viel mehr, die den Weg selbst gegangen sind, von dem sie erzählen. Darauf kann man sich auch bei mir zu 100 Prozent verlassen: Alle Tipps von mir sind selbst erprobt und auch schon bei anderen erfolgreich gewesen.

Ich zeige auch, dass es mit Konsequenz, dem richtigen Know-How und mit automatisierten Systemen relativ einfach ist, sich langfristig ein Vermögen aufzubauen. Eine der entscheidendsten Komponenten beim Vermögensaufbau ist der Zeitrahmen.

Welche Rolle spielt das Alter der Person, die ein Vermögen aufbauen will?
Wann war der beste Zeitpunkt einen Baum zu pflanzen? Der erstbeste war vor 20 Jahren, der zweitbeste ist heute. Auch wenn man zum Beispiel schon 50 Jahre alt ist, hat man noch genügend Zeit und kann sehr viel erreichen.

Ältere Semester müssen also nicht die Flinte ins Korn werfen?
Auf gar keinen Fall, das sollte niemand. Ich würde auch mit 70 noch nicht die Flinte ins Korn werfen, weil ich die Macht kenne, die von einer getroffenen Entscheidung zur positiven Veränderung im Leben führt.

»Ich habe von Aldi-Nudeln mit Tomatensoße gelebt«

Sie betonen, Ihren Reichtum mit Immobilien aufgebaut zu haben. Wie kann das funktionieren, wenn man wie Sie sogar verschuldet begonnen hat? Können Sie das konkretisieren?
Es gibt eine ganz große Komponente, die bei einem Investment in Immobilien zum Tragen kommt, die praktisch keine andere Investitionsklasse bietet. Will man hier ein Investment von 100.000 Euro tätigen, braucht man dafür in Wahrheit nur 10.000 Euro. Und daher kommt die Magie.
Grundsätzlich gilt es beim Vermögensaufbau immer drei Hebel zu betätigen: Einnahmen erhöhen, Ausgaben verringern und das Geld, das übrig bleibt, sinnvoll investieren. Das kann schon das Zurückzahlen von Schulden sein, aber vielleicht parallel auch schon der Aufbau eines kleinen Eigenkapitals. Dieses Rezept macht erwiesenermaßen Millionäre: 90 Prozent aller Millionäre in Deutschland sind laut Studie auch Immobilien-Millionäre.

Aber was genau war damals Ihr erster Schritt, wie sind Sie vorgegangen?
Der erste Schritt war kein Investment, sondern die Erhöhung der Einnahmen. Ich habe gearbeitet wie ein Irrer. Der zweite Schritt war es, meine Ausgaben zu verringern. Ich habe gespart ohne Ende und habe zu großen Teilen von Aldi-Nudeln mit Fertig-Tomatensoße gelebt. Das hat mich schon extrem weit nach vorne geschoben. Mit dem Geld, das ich mir auf die Seite gelegt habe, habe ich dann investiert.

Und was war dann Ihr erstes Investment?
Tatsächlich habe ich in die eine oder andere kleine Aktienposition investiert, hatte mit Einzelaktien aber nie so das beste Händchen.
In Wahrheit ist man aber selbst das beste Investment. Dazu gibt es Studien, die belegen, dass damit im Schnitt auch die höchste Rendite erzielt wird. Ich habe sehr viel in mich selbst investiert, indem ich mich aus- und weitergebildet habe und somit sehr viel für meinen beruflichen Bereich getan habe, aber auch für mein finanzielles Know-How.

Weiterlesen: "Geld allein ist auch eine Lösung - Erstaunlich einfache Wahrheiten über Wohlstand und Reichtum"* von Mike Hager

Gab es Momente, in denen Sie geglaubt haben, Sie schaffen es nicht?
Nein. Es gab Momente, in denen ich überfordert war, in denen ich Hörstürze hatte, in denen ich kurz vorm Burnout war und mich eine Ärztin kurzfristig aus dem Verkehr gezogen hat. In diesen Momenten wurde mir alles zu viel. Aber ich habe immer ganz fest daran geglaubt, dass ich das, was ich erreichen will, auch erreichen werde. Dieser Glaube an mich war unerschütterlich.

Sind Opfer auf dem Weg zum finanziellen Wohlstand eine Voraussetzung oder nur eine Möglichkeit?
Vielleicht beweist mir einmal jemand, dass es mühelos funktioniert, ich selbst hab bei mir und anderen die Erfahrung gemacht, dass Reichtum zwar nicht mühelos erreicht werden kann, aber auch keiner übermenschlichen Anstrengung bedarf.

Welche Rolle spielt Glück auf dem Weg, reich zu werden?
Glück ist für mich, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft. Ich glaube, man kann tatsächlich sehr viel vorbereiten, um „Glück“ zu haben. Wenn man beispielsweise einen Job möchte, ist es ein Unterschied, ob man nur eine oder 100 Bewerbungen verschickt. Und so gesehen ist dann auch Glück relativ, so läuft das meiner Erfahrung nach in ganz vielen Bereichen.

»Reich zu werden hat in meiner Welt nichts mit Wahrscheinlichkeiten zu tun«

Was war im Nachhinein betrachtet Ihr größter Fehler, den Sie gemacht und es trotzdem geschafft haben?
Durch diese Notsituation damals habe ich mich auf eine gewisse Art und Weise traumatisieren lassen. Das hat dazu geführt, dass ich viele und immer lauter werdende körperliche Warnzeichen ignoriert habe und nicht gesund geblieben bin.

Und um noch eine Ebene tiefer zu gehen, würde ich jedem davon abraten, am Schlaf zu sparen. Das heißt, nicht so wie ich es lange praktiziert habe, täglich nur drei Stunden zu schlafen, aber auch in ein gutes Bett zu investieren.

Würden Sie grundsätzlich etwas anders machen, wenn Sie noch einmal von vorne beginnen müssten?
(lacht) Ich würde eine einzige Sache anders machen. Ich habe 2013 30 Bitcoins zu je 30 Euro gekauft. Nachdem sie auf 1.000 Euro gestiegen waren, sind sie wieder gefallen und bei 130 Euro habe ich sie verkauft. Erst bei rund 4.000 Euro bin ich wieder bei Bitcoin eingestiegen, und dann auch leider nicht mehr in dieser Menge. Aber im Ernst: Die zuvor erwähnte Gesundheit ist natürlich noch viel wichtiger.

Kann man nicht auch daran scheitern reich zu werden, obwohl man alles dafür getan hat? Geht es im Endeffekt nicht „nur“ um Wahrscheinlichkeiten?
Nein, da muss ich widersprechen. In meiner Welt hat das nichts mit Wahrscheinlichkeiten zu tun. Wenn man alles tut, was dafür nötig ist, und die richtigen Hebel bewegt, ist es für mich denkunmöglich, daran zu scheitern. Das ist meine tiefgehende innere Einstellung.
Es ist aber auch extrem wichtig, nicht nur grob formuliert reich werden zu wollen, sondern sich ein genaues Ziel, eine genaue Zahl und ein genaues Datum vorzunehmen. Dieses Konkretisieren ist unerlässlich.

Besteht auf der Jagd nach Reichtum die Gefahr, am Leben vorbeizulaufen? Wie viel Verzicht steckt im Wort Reichtum?
Ja, man muss teilweise zurückstecken. Das wäre die kurze Antwort. Die längere ist: Wenn man sich gegen den Verzicht entscheidet, was wäre die Folge daraus? Muss man dann an einem späteren Zeitpunkt im Leben nicht viel mehr und viel unangenehmer zurückstecken?
Wenn man sich den Lebensstil „Man lebt ja nur einmal“ objektiv nicht leisten kann, besteht die große Gefahr, an einem späteren Zeitpunkt im Leben massiv zurückstecken zu müssen. Der Belohnungsaufschub, also die vorgezogene Entbehrung fällt grundsätzlich und besonders in jungen Jahren leichter.

Welche Anlageform würden Sie jemandem als Einsteiger hier und jetzt empfehlen?
„Am schnellsten“ - und dennoch über Jahre hinweg wohlgemerkt - funktioniert das Investment in Immobilien. Dennoch würde ich empfehlen, immer zu diversifizieren, zum Beispiel zusätzlich über einen Sparplan in Wertpapiere zu investieren. Das sind die zwei Komponenten, die aus meiner Sicht wichtig sind. Neben einem Konto, wo man auf die Liquidität von drei Monatsausgaben zurückgreifen kann, um in relativer Sicherheit zu leben.

Was ist grundsätzlich nach der Erkenntnis, finanziellen Wohlstand erreichen zu wollen, der wichtigste nächste Schritt, den man machen sollte?
Der nächste wichtige Schritt ist ein Blick auf die eigene Badewanne, wie ich zu formulieren pflege. Wenn man sich Geld wie Wasser in der Badewanne vorstellt, will man die Badewanne zum Überlaufen bringen. Und wie erreicht man das? Der Zufluss muss so weit wie möglich aufgedreht sein, der Abfluss muss so gut wie möglich zugestopft sein und die Wanne selbst muss mit der Lupe nach Rissen oder Lecks untersucht werden.

Für diesen Schritt würde ich tatsächlich über mehrere Monate Bilanz ziehen und schauen, was reinkommt und was rausgeht. Da gibt es mittlerweile sehr gute Apps, mit denen man ein Haushaltsbuch führen kann. Und dann würde ich knallhart mit der Kürzungsschere rangehen und mich zum Beispiel fragen: Brauche ich das Netflix-Abo? Muss ich rauchen? Kann ich mir selbst kochen anstatt in die Kantine zu gehen? Man wird in der Regel mit weniger auskommen als man anfangs denkt.

Angenommen, ich hätte 1.000 Euro frei zur Verfügung – lohnt sich da ein Investment überhaupt?
Der ganz konservative Weg wäre es, diese 1.000 Euro in einen S&P-500-ETF zu stecken oder vielleicht 50:50 auch in die NASDAQ zu investieren, also jeweils 500 Euro.

Wenn man ein bisschen risikoreicher ist, kann man auch 500 Euro in einen ETF investieren und für je 250 Euro Bitcoin und Ethereum kaufen. Bei solchen Beträgen kann man auch ein bisschen „zocken“ und Kryptowährungen zeigen immer mehr Anzeichen, dass sie gekommen sind um zu bleiben.

Was halten Sie von Kryptowährungen als Investment?
Ich bin ein Riesen-Fan von Kryptowährungen und sie sollten schon seit vielen Jahren bei jedem Portfolio als kleine Beimischung enthalten sein. Und mit „klein“ ist ein Betrag gemeint, den man zu verlieren verkraftet. Kryptos werden aber immer mainstreamiger. Gerade im dezentralisierten Finanzbereich kann man als Anleger etwas erhalten, was man sonst fast schon nicht mehr kennt, nämlich Zinsen. Aber eben auch noch in Verbindung mit einem hohen Risiko, dessen muss man sich bewusst sein.

Welchen Prozentsatz machen Kryptowährungen in Ihrem Portfolio aus?
Kryptowährungen und NFTs machen derzeit rund 10 Prozent meines Gesamtvermögens aus, weil ich den Markt schon lange kenne und mir auch des Risikos bewusst bin und vor allem auch, weil sie eben sehr stark gestiegen sind. Das würde ich aber niemandem so raten, allgemein würde ich eher für 1 Prozent des Gesamtvermögens plädieren.

»Man sollte schlechtem Geld kein schlechtes Geld nachwerfen«

Wie sollte man mit Fehlinvestitionen umgehen?
Ich würde natürlich nach Möglichkeit Verluste begrenzen und nicht nachkaufen, um Einstiegskurse zu verbilligen. Man sollte schlechtem Geld kein schlechtes Geld hinterherwerfen.

Das Fehlinvestment an sich würde ich aber auch mit offenen Armen empfangen, weil das einfach dazugehört und man aus diesen Fehlern lernen kann. Wichtig ist aber auch, die Sache dann abzuhaken und sich anderen Investments zu widmen, die gut laufen.

Vielleicht ein Tipp noch dazu: Man sollte nie alles verkaufen. Ich löse heute keine Position mehr ganz auf. Ich lasse immer noch ein bisschen was stehen für den Fall, dass es noch durch die Decke gehen sollte. Das ist quasi die Lehre aus meinem Bitcoin-Fehler.

Welche Ziele haben Sie sich für 2021 gesetzt?
Mein einziges großes Ziel ist es heuer tatsächlich, mit meinem neuen Buch eine breite Masse zu erreichen und ihr zu zeigen, dass und wie Menschen es schaffen können, ein Vermögen aufzubauen. Anderen Leuten zu Wohlstand zu verhelfen, wäre ein sehr guter Beitrag, den ich in die Gesellschaft einbringen kann.

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