Diese evolutionären Überbleibsel braucht der Mensch nicht mehr

Die Evolution spielt sich bis heute direkt an unserem eigenen Körper ab. Sehen Sie selbst!

von Evolution - Diese evolutionären Überbleibsel braucht der Mensch nicht mehr © Bild: shutterstock

Vor knapp sieben Millionen Jahren begann in Afrika die Erfolgsgeschichte des Menschen. Die Evolution ist aber alles andere als abgeschlossen und ist somit eigentlich nichts Historisches: Sie spielt sich bis heute direkt vor unseren Augen ab. So ist unser Körper mit einigen genetischen Relikten unserer evolutionären Vergangenheit ausgestattet. Ähnlich wie beispielsweise die Flügel eines Straußes, gibt es auch bei uns verkümmerte oder heute schlicht unbrauchbare Körperteile. Die durch kleine Mutationen vorangetriebene Entwicklung kann Organe nicht einfach verschwinden lassen. Die Evolution experimentiert vielmehr – und das dauert.

Diese Überbleibsel der Evolution braucht der Mensch heute nicht mehr:

Hohlhandmuskel

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Probieren Sie es doch selbst: Legen Sie Ihren Arm vor sich auf den Tisch, mit der Handinnenfläche nach oben. Jetzt führen Sie den Daumen und den kleinen Finger zusammen und beugen das Handgelenk leicht, sodass sich der Handrücken von der Tischplatte hebt. Achten Sie nun auf den Bereich knapp unter Ihrem Handgelenk. Bewegt sich das was? Falls ja, sind Sie einem kleinen Stück Evolutionsgeschichte an Ihrem eigenen Körper auf die Spur gekommen. Was da eventuell als schmaler Strang hervortritt, ist der lange Hohlhandmuskel. Vielen mag seine Anwesenheit nicht erstaunlich vorkommen. Zehn bis 15 Prozent aller Menschen fehlt er jedoch an einem oder gar an beiden Armen. Das ist allerdings nicht weiter schlimm.
Nützlich ist dieser Muskel heute eigentlich nur noch für Tiere, die sich besonders viel mit ihren Vorderbeinen fortbewegen: zum Beispiel Affen, die viel auf Bäumen herumklettern.

Ohrfistel

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In Europa hat nur jeder Tausendste eine sogenannte Ohrfistel – ein zweites, kleines Loch am Ohr. Es ist angeboren, bei Betroffenen kam es in der Embryonalentwicklung an der Grenze von erstem und zweiten Kiemenbogen zur der Überschussfehlbildung. Bei der asiatischen und afrikanischen Bevölkerung sind es übrigens zehn bis 14 Prozent, die diese Mutation haben. Der Evolutionsbiologe Neil Shubin geht davon aus, dass die kleinen Löcher evolutionäre Überbleibsel von Kiemen sind, wie sie auch Fische haben.

Haaraufrichtmuskeln

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Auch die kleinen Muskeln, die für die Gänsehaut verantwortlich sind, könnte man als weiteren körperlichen Artefakt bezeichnen. Benötigt werden die Haaraufrichtmuskeln heute nämlich nicht mehr. Ist uns kalt oder fühlen wir starke Emotionen, richten sich unsere Härchen auf. Bei Säugetieren oder Vögeln, die in Fell beziehungsweise Federn gehüllt sind, macht das Sinn, weil sie so besser gegen die Kälte isoliert sind und bedrohlicher wirken. Bei uns Menschen mit geringem Haarwuchs macht es heute aber nur noch wenig Sinn.

Weisheitszähne

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Auch die Weisheitszähne erfüllen mittlerweile gar keinen Zweck mehr. Was die sogenannten dritten Molaren angeht, steckt der Mensch gerade mitten in einer evolutionären Umwälzung: Unsere Vorfahren hatten 44 Zähne im Mund, heute sind es nur noch 32. Und es werden immer weniger, parallel dazu sind die Kiefer kleiner geworden. Wenn dennoch vier – oder in seltenen Fällen noch mehr – Weisheitszähne durchbrechen, wird es eng, die überflüssigen Zähne müssen raus.

Drittes Augenlid

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Das dritte Augenlid, ein verkümmertes Überbleibsel der Nickhaut, ist nur noch rudimentär vorhanden und wird wohl bald ganz verschwunden sein. Hund, Katzen und viele Reptilien können ihre Nickhaut zum Schutz vor Schnee, Wasser oder Wind wie ein Scheibenwischer ausbreiten. Wir besitzen nur noch eine Miniaturausgabe davon – das kleine rosa Häutchen im inneren Augenwinkel.

Rippenspeer

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Im Biologieunterricht lernen wir, dass der Mensch über zwölf Rippen verfügt, sechs auf jeder Seite. Sie dienen dem Schutz von Lunge und Herz und geben dem menschlichen Körper Halt. Immerhin acht Prozent der erwachsenen Menschen haben statt der üblichen zwölf aber noch eine dreizehnte oder gar vierzehnte Rippe. Die Varianten reichen dabei vom kleinen Stummel bis hin zur voll ausgebildeten Rippe.

Steißbein

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Unser Steißbein ist nichts anderes als ein verkümmerter Schwanz. Vier bis fünf Wirbel bilden das Steißbein, die bei den meisten Menschen im Laufe der Zeit zu einem einzelnen Knochen verschmolzen sind. Bei der Entwicklung des aufrechten Ganges wurde der Schwanz, der ja für die Balance zuständig ist, überflüssig. Bis heute werden immer wieder Kinder mit einem Schwanz geboren, der aber im Allgemeinen keine gesundheitlichen Risiken birgt. Er kann meist ohne negative Effekte entfernt werden.