"In meinem Geschäft
zählt nicht das Parteibuch"

Die Causa Tal Silberstein streift auch die Frau von Bundeskanzler Christian Kern, Unternehmerin Eveline Steinberger-Kern: Sie hat ebenfalls eine Israel-Connection; aber mit dem Ex-SPÖ-Politberater nichts am Hut, wie sie im Gespräch mit News erklärt

von Eveline Steinberger-Kern - "In meinem Geschäft
zählt nicht das Parteibuch" © Bild: Format/Trend Wolfgang Wolak

Die SPÖ ist wegen der Verhaftung ihres Politberaters Tal Silberstein in heftige Turbulenzen geraten - und auch die Frau von Parteichef Christian Kern, Eveline Steinberger-Kern, kann ein Lied davon singen. Auf ihrer Facebook-Seite schreibt sie am 11. August 2017 nach einer Gewittervorwarnung des Flughafens Wien der Warnstufe Rot: "Vielen Dank an die Crew des Austrian-Fluges OS0862 von Tel Aviv nach Wien gestern Abend. Nach großem Schreck um zwei Uhr morgens überlebensfroh ins Bett gefallen " Bleibt die Frage, ob auch die SPÖ die aktuellen Politturbulenzen unbeschadet übersteht?

Frau Steinberger-Kern, die Verbindung Ihres Mannes zum israelischen Politikberater Tal Silberstein, der der Korruption und undurchsichtiger Geschäfte verdächtigt wird, hat innenpolitisch für große Turbulenzen gesorgt. Sie sind ja auch in Israel geschäftlich aktiv - gibt es da eine Verbindung?

Ich bin schon seit langen Jahren mit Israel verbunden -ich habe seit Jugendtagen viele Bekannte und Freunde dort und hatte durch meine früheren Tätigkeiten beim Verbund sowie bei Siemens auch immer wieder beruflich mit Israel zu tun. 2014 habe ich dann in Tel Aviv die Blue Minds Israel gegründet.

Gab oder gibt es geschäftliche Beziehungen zu Tal Silberstein und seinem umstrittenen Geschäftspartner Beny Steinmetz?
Nein, ich kenne Herrn Silberstein nur vom Sehen und bin ihm einmal vorgestellt worden. Herrn Steinmetz kenne ich überhaupt nicht. Es gab und gibt mit beiden keine geschäftliche Beziehung und keinen Anlass für Verschwörungstheorien.

Wer sind Ihre Partner in Israel?
Das sind Mordechai Friedman und Amos Lasker, die früher unter anderem beim staatlichen israelischen Energieversorger tätig waren und auch entsprechendes Fachwissen haben. Sie sind 2015 in die heute unter Foresight firmierende Unternehmung eingestiegen und halten aktuell gemeinsam 13 Prozent an dieser Firma.

Zumindest einer, Amos Lasker, war auch Captain bei der israelischen Armee
In Israel gibt es eine Wehrpflicht für Männer und Frauen und es ist üblich, dass spätere Manager davor auch Karriere beim Militär gemacht haben. Viele meinen, das ist auch eine Art Kaderschmiede für die Wirtschaft.

Was macht Foresight genau?
Wir beschäftigen uns mit Big Data und sind mit einer innovativen Energiemanagementsoftware auf dem Markt. Diese analysiert unter anderem Smart-Meter-Daten und bereitet sie für Energieversorger und deren Kunden auf. Die Heim- und Testmärkte dafür waren Österreich und Israel, zwischenzeitlich verkaufen wir das Produkt auf drei weiteren Märkten in Europa.

Wie stehen Sie zu Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der ja als Schlüsselfigur in der Causa Silberstein gilt?
Ich kenne ihn natürlich und treffe ihn immer wieder bei diversen Anlässen. Österreich ist ein kleines Land; da kennt man sich.

Alfred Gusenbauer ist auch für Hans Peter Haselsteiner in dessen Stiftungen und Baukonzern tätig - und Sie sind Teil von Haselsteiners Anti-FPÖ-Plattform...
Der Verein "Weil's um was geht" ist keine Anti-FPÖ-Plattform, die Herrn Haselsteiner "gehört". Ich wurde von Maria Baumgartner, Freddy Meryn und David Schalko - das sind drei der Gründer beziehungsweise Präsidenten - gefragt, ob ich mitmache. Es ist eine Plattform, bei der es um ein modernes, weltoffenes und progressives Österreich geht und bei der mehr als 1.000 Menschen unterschrieben haben - auch zahlreiche aus Kunst, Kultur, Sport und Wirtschaft. Ich verwehre mich dagegen, in ein bestimmtes Eck gedrängt zu werden.

Sehr wohl haben Sie jedoch ein Unternehmen mit Kobza Media und Niko Pelinka, der früher bei Ihrem Mann gearbeitet hat, als er noch ÖBB-Chef war - die Innovation Network GmbH.
Richtig.

»In meinem Geschäft zählt nicht das Parteibuch oder Vitamin B«

Was macht die Innovation Network GmbH?
Sie verbindet die globalen Innovationszentren mit Unternehmen und Managern aus Österreich. Das ist eine Non-Profit-Netzwerk-Organisation, die digitale Best-Practice-Ideen aus dem Ausland nach Österreich holt. Da ist auch der in Palo Alto ansässige Start-up- Unternehmer Markus Wagner beteiligt.

Der ist wiederum der Lebensgefährte von Ex-SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas. Und die Frau von Niko Pelinka ist bei Ihnen beschäftigt. SPÖ-Family-Business sozusagen
Auch wenn Sie es nicht glauben wollen, das ist rein themengesteuert. Markus Wagner ist erfolgreicher Investor und lebt und arbeitet im Silicon Valley, dem Zentrum für digitale Transformation. Sein Privatleben spielt dabei keine Rolle. Und Gudrun Pelinka managt bei uns die Onetwoenergy. Diese Frage könnte man Ihnen frauenfeindlich interpretieren. Und wissen Sie, was die angesprochenen Personen gewählt haben? Ich nicht. Ich war nicht dabei. Das ist so eine Sache mit politischen Zuschreibungen. In meinem Geschäft zählt nicht das Parteibuch oder Vitamin B. Es zählen Erfahrung und Können.

Aber Sie wählen die SPÖ?
Ich wähle meinen Mann; er bekommt meine Stimme. Ich halte ihn auch für den Besten.

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Sie haben im Frühling auch eine Firma mit Paul Swarovski aus der bekannten Industriellendynastie gegründet. Was macht die?
Die beschäftigt sich mit digitalen Energieservices; ich bin daran klein beteiligt und manage sie. Wir arbeiten gerade sehr engagiert daran, das Geschäftsmodell zu entwickeln. Mit Ende des Jahres wollen wir mit Pauken und Granaten loslegen.

Die Blue-Minds-Gruppe steigt ja als Inkubator auch bei Start-ups ein; bei welchen?
Seit der Gründung 2014 sind wir auch eine Reihe Beteiligungen in den Bereichen Clean Tech, Big Data und Internet of Things eingegangen und begleiten diese Start-ups in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Osteuropa, Israel und den USA beim Markteintritt. Dabei wurden mehr als 50 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Wie hoch sind die bisherigen Investitionen?
Die von mir begleiteten Startups haben im relevanten Zeitraum mehr als zwölf Millionen Euro Eigenkapital aufgebracht -die Foresight Ltd. allein 4,5 Millionen Euro. Mein eigener Beitrag waren rund eine halbe Million Euro sowie meine Managementleistung.

Im Firmenbuch sind keine relevanten Umsätze zu finden...
Die Unternehmen befinden sich aktuell noch in der Frühphase, daher gibt es auch noch keine Exits. Alle Start-ups entwickeln sich im Plan und existieren noch.

Wie finden Sie als Unternehmerin eigentlich den umstrittenen SPÖ-Wahlkampfslogan "Hol Dir, was Dir zusteht"?
Sehr gut. Als Klein- und Mittelunternehmerin fühle ich mich persönlich extrem angesprochen. Auch die kleineren Leistungsträger sollen den Aufschwung spüren und davon profitieren. Und als solche sehe ich die Blue-Minds-Gruppe.

Der Slogan klingt aber eher danach, dass den Leistungsträgern etwas genommen wird...
Ich interpretiere das nicht so.

Mit Ihrem Mann haben Sie den Slogan zuvor nicht besprochen?
Wir sprechen über vieles, gut und gerne. Aber ich berate meinen Mann nicht in politischen Dingen. Und ich bin überzeugt davon, dass er das Richtige tut.

Parteipolitisch wollen Sie sich nicht engagieren?
Ich engagiere mich gesellschaftspolitisch wie bei der Plattform "Weil's um was geht". Parteipolitik ist aber nichts, was mich beschäftigt und antreibt.

Wie gehen Sie als Unternehmerin damit um, dass Ihr Mann Bundeskanzler ist?
Privat hat sich natürlich einiges verändert, weil die Privatsphäre kleiner wurde. Beruflich hat sich für mich weniger verändert, auch weil ich von Anfang an sehr sorgfältig und verantwortungsvoll mit diesem Umstand und möglichen zukünftigen Unvereinbarkeiten umgegangen bin. Da ich meine gut 20-jährige Karriere in der internationalen Energiewirtschaft nicht ad acta legen wollte, war dies notwendig. Und darüber hinaus habe ich mich nie über den Beruf meines Mannes definiert.

Sehen Sie Berufliches und Privates ausreichend getrennt?
Ja. Ich habe darauf geachtet, dass beides vereinbar ist, und tue das nach wie vor sehr sorgfältig. Ich habe zum Beispiel 2016 meinen Anteil am Consultinggeschäft der Blue-Minds-Gruppe verkauft. Eigentümer ist da neben meinem bisherigen Geschäftspartner Bernhard Raberger seither Markus Singer. Das war ein Einschnitt, aber gut und richtig. Auch wenn ich als Ehefrau des Herrn Bundeskanzler keine öffentliche Funktion innehabe, wird es unter Umständen so wahrgenommen.

Aber Sie werben mit ihm auf der Homepage Ihres Unternehmens?
Das ist mir nicht bewusst...

Zumindest gibt es ein Foto von ihm auf der Unternehmens-Homepage.
Das muss wohl von einer Diskussionseinladung stammen, als er noch als ÖBB-Chef zu Gast war

Sie haben ihn ja auch auf seiner Reise als Kanzler nach Israel begleitet
Nicht nur nach Israel, aber unter anderem. Wie in anderen Staaten auch werden die Regierungschefs mitunter von ihren Lebenspartnern begleitet. Liegen derartige Einladungen vor, schaue ich in meinen Terminkalender und entscheide mit meinem Mann, ob ich ihn begleiten kann oder nicht. Aber um eines klarzustellen: Ich bin mindestens einmal im Monat in Israel und muss nicht eine Reise der Republik Österreich in Anspruch nehmen, um dort die Leute zu treffen, die mit mir arbeiten. Und ganz wesentlich noch: Bei jeder Staatsreise, bei der ich meinen Mann begleite, bezahle ich Ticket und Hotelzimmer selbst.

Zur Person

Eveline Steinberger-Kern
Die 45-jährige Obersteirerin promovierte an der Uni Graz in Wirtschaftswissenschaften und war in Managementpositionen beim Verbund und bei Siemens tätig. 2014 gründete sie die Blue Minds Company, die sich mit Energietransformation beschäftigt, und investiert in Start-ups. Seit 2009 ist sie mit Bundeskanzler Christian Kern verheiratet und hat mit ihm eine zehnjährige Tochter.