Ende der Zimmermädchen-Affäre

Vergleich in New York. In Frankreich sind die Probleme aber noch nicht vorbei.

Dominique Strauss-Kahn hat seine Skandal-Affäre um das Zimmermädchen Nafissatou Diallo in New York hinter sich gebracht. Wie viel der Franzose dafür zahlen musste, bleibt geheim. Laut Richter McKeon ist bei dem vertraulichen Vergleich aber "eine Menge Geld im Spiel". Strauss-Kahn einigte sich am Montag mit Diallo, die dem Franzosen Vergewaltigung vorwirft. In seiner Heimat hat der 63-Jährige seine rechtlichen Probleme wegen einer Sex-Affäre aber noch nicht ausgestanden.

von Dominique Strauss-Kahn in einem New Yorker Gerichtssaal © Bild: APA/EPA/Gombert

Zehn Minuten dauerte die Anhörung vor einem Gericht im New Yorker Stadtteil Bronx. Über die Einzelheiten der finanziellen Einigung schwieg Richter Douglas McKeon. Als Ende November erste Informationen über einen möglichen Vergleich in den Medien durchsickerten, schrieb die französische Zeitung "Le Monde" von einer Zahlung in Höhe von sechs Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro). Dabei berief sie sich auf Vertraute von Strauss-Kahn.

Der Bericht sei "frei erfunden", hieß es damals prompt aus Strauss-Kahns Anwaltsteam. Experten halten eine derartige Summe aber für plausibel, denn in den USA enden Zivilverfahren immer wieder mit millionenschweren Vergleichen. Beide Seiten ersparen sich so einen langwierigen Prozess.

Skandal im Mai 2011
Gut zwölf Kilometer südlich vom Gericht in der Bronx liegt die Hotelsuite, in der der tiefe Fall des international geachteten Finanzfachmanns Strauss-Kahn begann. Diallo betrat am 14. Mai 2011 zur Mittagsstunde Strauss-Kahns Zimmer im Sofitel-Hotel im Herzen von Manhattan - was dann geschah, ist noch immer unklar. Das Zimmermädchen wirft Strauss-Kahn vor, sich nackt auf sie gestürzt und sie zum Oralsex gezwungen zu haben. Auch habe er gewaltsam versucht, Geschlechtsverkehr mit ihr zu haben. Der Franzose erklärte dagegen, er habe mit der aus Guinea stammenden Frau einvernehmlichen Sex gehabt.

Strauss-Kahn wurde wenige Stunden später am New Yorker Flughafen John F. Kennedy festgenommen, verbrachte zunächst einige Nächte auf der berüchtigten Gefängnisinsel Rikers Island und wurde dann unter Hausarrest gestellt. Seinen Spitzenposten beim IWF musste er niederlegen, seine Hoffnungen auf eine Kandidatur bei den französischen Präsidentschaftswahlen begraben. Dann kam die überraschende Wende: Die Ermittler stellten das Strafverfahren im August 2011 ein, weil sich Diallo durch wiederholte Lügen unglaubwürdig gemacht hatte.

An der Zivilklage hielt das Zimmermädchen aber fest, Strauss-Kahn verlangte in einer Gegenklage derweil Schadenersatz wegen Verleumdung. Anfang Mai machte Richter McKeon den Weg frei für einen Zivilprozess, bemühte sich aber zugleich um eine außergerichtliche Lösung. Ende November hätten schließlich ernsthafte Verhandlungen zwischen beiden Seiten begonnen, sagte er.

Diallo dankt Gott
Diallo erschien am Montag mit Kopftuch und in schwarzem Mantel am Gericht in New York, nach der Anhörung dankte sie Gott und "allen, die mich unterstützen". Das Zimmermädchen beendete auch eine Zivilklage gegen die "New York Post" wegen Verleumdung mit einem finanziellen Deal - das Boulevardblatt hatte sie als Prostituierte dargestellt. Ihre Arbeit im Sofitel-Hotel hatte die verwitwete Mutter einer Tochter nie wieder aufgenommen.

Strauss-Kahn ließ sich beim Schlussstrich unter eines der düstersten Kapitel seines Lebens durch seine Anwälte vertreten. Der Politiker, der in einem Interview "moralische Fehler" eingeräumt hatte, gesteht mit dem Vergleich keinerlei Schuld ein. "Wir sind froh, in dieser Sache zu einer Lösung gekommen zu sein", teilte sein Anwalt William Taylor lediglich mit.

Weitere Probleme in Frankreich
In Frankreich laufen aber noch Ermittlungen gegen Strauss-Kahn wegen bandenmäßig organisierter Zuhälterei. Der Franzose hatte an Sex-Partys unter anderem in Paris und Washington teilgenommen. Der 63-Jährige beteuert, er habe nicht gewusst, dass die Frauen Prostituierte waren. Kommenden Mittwoch soll ein Gericht im nordfranzösischen Douai über die Forderung von Strauss-Kahns Verteidiger entscheiden, das Verfahren einzustellen.

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