"Die Stimmung ist nicht gut, die Kollegen sind durchaus besorgt und es ist auch mir unverständlich, warum es nicht gelingt, hier eine sinnvolle Lösung zu finden", kritisierte der Präsident der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres. In anderen Bundesländern wie beispielsweise in Niederösterreich sei es schon vor zwei Jahren in aller Ruhe gelungen, das neue Arbeitszeitgesetz umzusetzen.
Rasche Lösung gefordert
Mit der ausgedehnten Betriebsversammlung, die parallel zu jener an der Medizinischen Universität in Innsbruck stattfand, wolle man ein ganz klares Signal setzen, betonte Betriebsrat Martin Andreas. "Es zeigt, dass die Kollegen eine rasche Lösung wollen und sich das auch von der Politik erwarten", meinte er. Die Versammlung heute soll auch ein bisschen mehr Druck in die noch laufenden Verhandlungen mit dem Rektorat bringen.

Dass die Ärzte der städtischen Spitäler kürzlich mit großer Mehrheit die Einigung zwischen Stadt und Krankenanstaltenverbund (KAV) abgelehnt haben, wirke sich zwar nicht direkt auf die AKH-Verhandlungen aus. "Aber es zeigt, dass es keine Lösung geben kann, die nicht von den Kollegen mitgetragen wird", so Andreas.
Folgen für Gesundheitssystem
Für Kammer-Präsidenten Szekeres hat das KAV-Nein vor allem auch Folgen für das gesamte Wiener Gesundheitssystem. Wenn es weder im AKH noch im KAV eine Lösung gebe, werde das Konsequenzen für die Patienten haben, zeigte er sich überzeugt. "Ich bin mir inzwischen auch nicht mehr sicher, ob es nicht Absicht seitens des Rektorats und der Stadt Wien ist, das Gesundheitssystem hinunterzufahren - ohne es wirklich zuzugeben", sagte Szekeres.
Der Notbetrieb des AKH gestaltete sich zumindest am frühen Vormittag problemlos. Lange Warteschlangen waren kaum zu sehen, die Gänge des Spitals waren im Vergleich zu anderen Tagen eher leer. Ambulanzen seien für dringende Fälle geöffnet, planbare Untersuchungen bzw. Therapien sowie planbare Operationen seien bereits im Vorfeld verschoben worden, erklärte das Rektorat auf APA-Anfrage.
Zusätzliche OP-Kapazitäten
Aufgeschobene Eingriffe sollen durch zusätzliche OP-Kapazitäten in den nächsten Tagen kompensiert werden. Man sei bemüht, den Tag mit möglichst wenig Problemen für die Patienten abzuwickeln. Für Akutfälle werde es gar keine Auswirkungen geben, wurde versprochen.

Den Unmut der Patienten fürchtet Szekeres nicht: "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Patenten grantig sind. Die haben sich darauf eingestellt, es sind weniger Menschen hier als sonst." Im Endeffekt gehe es eben darum, das Gesundheitssystem zu erhalten. "Ich kann nicht in den Krankenhäusern herunterfahren, im niedergelassenen Bereich herunterfahren und dann den Best Point of Service suchen. Denn dann haben wir einen No Point of Service", meinte er.
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Schildbürgertum!
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