Kommen Die Ärzte wieder zurück?

Im Moment nur in Buchform: Das kann die autorisierte Biografie

Die Ärzte, die selbsttitulierte „beste Band der Welt“, wer kennt sie nicht? Wer kennt nicht zumindest einen Hit von BelaFarinRod? Doch gibt es sie noch? Werden sie jemals wieder gemeinsam spielen? Für die Fans gibt es immerhin jetzt eine Biografie der Band mit dem Titel „Das Buch ä – Die von Die Ärzte autorisierte Biografie“. Es ist bereits die zweite, denn eine „offizielle Biografie“ der Band aus Berlin erschien bereits im Jahr 2001. Was kann also dieses neue, über 700-Seiten starke, Werk?

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"Das Buch ä" - Kommen Die Ärzte wieder zurück?
Die Ärzte - Das Buch ä
© Schwarzkopf & Schwarzkopf


Stefan Üblacker hat vier Jahre lang den offiziellen Fanclub der Band Die Ärzte geleitet, bis es zur Auflösung des Clubs kam. Dennoch ist der Autor, der inzwischen in der Unternehmenskommunikation arbeitet, seit mehr als 15 Jahren mit der Band verbunden. Nun hat er eine – von der Band autorisierte – Biografie mit dem Titel „Das Buch ä“ veröffentlicht.

Der Ausdruck „von Die Ärzte autorisierte Biografie“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Geschichte der Band vom Autor erzählt wird, sich Bela B, Farin Urlaub und Rodrigo Gonzalez (und viele andere aus der Musikgeschichte bekannte Namen) aber sehr stark eingebracht haben. An vielen Stellen schildern sie (im Buch markiert ausgewiesen) ihre eigene Sicht der Geschehnisse, was das Buch sehr interessant und lesenswert gestaltet. In manchen Teilen lässt der Autor fast ganze Passagen von direkten Einschüben erzählen.

Die Anfänge

Das Buch ist dabei chronologisch aufgebaut, beginnend mit einer Beschreibung des geteilten Berlins, dem „interessanten Soziotop“, in dem Bela B (als Dirk Felsenheimer) und Farin Urlaub (als Jan Vetter) geboren wurden. Dabei wird immer wieder die Geschichte der Band und deren Mitglieder in historischen Kontext gestellt und der Zeitgeist der verschiedenen Epochen eingefangen. So wird von Belas nicht gerade einfacher Kindheit und Jugend im proletarisch geprägtem Spandau, in dem keiner mit dem Außenseiter über Kultur und die große weite Welt sprechen wollte, erzählt und von Farins Aufwachsen in einer Art Hippie-WG mit dessen Mutter. Mit vier Jahren wurde der Sänger der Ärzte bereits auf Demonstrationen (gegen den Vietnamkrieg) mitgenommen und er sagt über sich selbst: „Als Kind war ich eine ganz große Katastrophe, schwer verhaltensgestört. Heute hätte man bei mir ADHS diagnostiziert, damals hieß die Diagnose: Zappelphilipp.“

»"Wenn die beiden zusammen sind, ist das wie eine toxische Mischung"«

Besser wird alles als die beiden einander bei einem Treffen im Ballhaus Spandau bei einer Punk-Musikveranstaltung kennenlernen, sich anfreunden und gemeinsam als Band Musik machen. Der erste Bassist der Ärzte, Sahnie beschreibt diese langjährige Beziehung der zwei Hauptprotagonisten wie folgt: „Bela ist ein sehr feinfühliger Mensch, der ein ganz feines Gespür für Zwischenmenschliches hat. Farin hingegen ist ein absoluter Kopf-Mensch und ein großer Stratege. Wenn die beiden zusammen sind, ist das wie eine toxische Mischung. Sie ergänzen sich perfekt.“

Diese „toxische Mischung“ wurde 1988 vorerst auf Pause gestellt, doch 1993 meldeten sich Die Ärzte – mit neuem Bassisten Rod – mit ihrem wohl wichtigsten Hit „Schrei nach Liebe“ wieder zurück. Und blieben es auch. Bis 2012. Seither ist immer wieder die Rede von einer Auflösung der Band. Und das sind wohl auch die spannendsten Seiten aus „Das Buch ä“, die letzten, in denen die Bandmitglieder selbst dazu Stellung nehmen. Zunächst sprechen sie über Spannungen und Streitigkeiten während ihrer letzten gemeinsamen Auftritte bei den „Ärztivals“, so offen wie vielleicht noch nie: „Unser bis dato letztes Konzert in der Schweiz war ganz, ganz schlimm“, erzählt Bela: „Da war die Stimmung auf der Bühne auch nicht gut, und wir haben das Ding dann routiniert runtergerockt.“ Auch der Tourabschluss wurde, so Bela dann nicht mehr, wie normal, gemeinsam gefeiert.

2015 erreichte "Schrei nach Liebe" 22 Jahre nach seiner Veröffentlichung wieder Platz eins im Rahmen der "Aktion Arschloch"

Und wie geht es weiter?

Doch soll es das wirklich gewesen sein, bleibt die große Frage offen. „Es wäre schade, wenn wir so abtreten würden“, findet Bassist Rod. „Ich kann mir schon vorstellen, wieder als Farin Urlaub auf die Bühne zu kommen, allerdings nicht, solang es so aussieht wie auf den letzten Konzerten. Das möchte ich nie wieder in meinem Leben haben“, offenbart der Sänger und fügt hinzu „…doch diese Entscheidung liegt nicht allein bei mir.“ Rod „wäre sofort wieder dabei“, wenn er gefragt werden würde, doch auch der gebürtige Chilene zögert: „Allerdings weiß ich nicht, ob die Leute auch ein neues Album von uns brauchen.[…] Und was für einen Tonträger müssen wir denn überhaupt noch machen, um den Leuten zu beweisen, dass wir die beste Band der Welt sind?“

Diese Antworten werden die zahlreichen Fans kaum befriedigen oder gar erfreuen. Bleibt derweil also nur, immer wieder die alten Lieder zu hören – und mit dem neuen Buch (das auch zahlreiche Fotos enthält) in alten Geschichten zu schwelgen. „Die Zeit ist wohl dann reif für Die Ärzte, wenn die Zeit eben reif ist, und wenn dem nicht so ist, dann geht die Welt auch nicht unter“, reüssiert der Autor.

Info:
DAS BUCH Ä
die von die ärzte autorisierte Biografie
Von Stefan Üblacker
Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf
ISBN 978-3-86265-585-4
Originalausgabe: 29,99 Euro

Die Ärzte im Web: www.bademeister.com

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René Kühnel

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