Österreich hat
genügend Bargeld

Die Spitzen von Finanzministerium, Nationalbank und der Bankensparte haben heute versichert, dass auch in der Corona-Krise Bargeldversorgung und Zahlungsverkehr gesichert sind. In den letzten Tagen sei zwei bis dreimal so viel Bargeld abgehoben worden wie üblich (200 Mio. Euro), und es sei genügend vorhanden, sagte Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann. "Ich erwarte keinen Bank-Run".

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Corona - Österreich hat
genügend Bargeld

"Seien Sie versichert, Österreich ist in der Lage den Bargeldbedarf ausreichend sicherzustellen", versicherte der Gouverneur. Die rund 9.000 Bankomaten würden bei Bedarf sofort nachgefüllt. Man solle das Bargeld außerdem nicht in zu großem Ausmaß mit nach Hause nehmen, denn dort sei es nicht sicher, meinte der Gouverneur. Holzmann, der EZB-Ratsmitglied ist, sieht die Europäische Zentralbank bereit zur Stützung der Wirtschaft, die in der Corona-Krise durch Schließungen und Ausgangbeschränkungen stark gebeutelt wird. Er verwies auf die bereits getroffenen Maßnahmen der EZB, denen noch weitere folgen könnten: "Wenn Notwendigkeit besteht, im Bereich der Staatsanleihen einzugreifen, werden sicherlich die nächsten Schritte im geeigneten Maße erfolgen."

Budgetdefizit nicht abschätzbar

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz Montagvormittag im Bundeskanzleramt kündigte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) an, dass für die Wirtschaft - zusätzlich zum bereits beschlossenen 4 Mrd. Euro Hilfspaket - über die Kontrollbank zwei Milliarden Euro Garantien für Kredite zur Verfügung gestellt werden. Der Bankensektor zeige eine große Bereitschaft für Kreditstundungen und flexible Handhabung von Kreditkosten. Blümel bedankte sich für den "Schulterschluss" aller Beteiligten in der Krise, der Nationalbank, der Banken und der Regulatoren.

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Auf Fragen zum Budgetdefizit hielt sich der Minister bedeckt. Es sei derzeit nicht abschätzbar, wie hoch dieses ausfallen werde. "Wir leben in einer Ausnahmesituation", sagte Blümel. Es gehe darum, genügend Geld für das Gesundheitssystem zur Verfügung zu stellen, aber auch um die Arbeitsplätze möglichst lange zu sichern. Man müsse das Überleben des Wirtschaftsstandorts sichern und dafür sorgen, dass Menschen ihre Fixkosten und ihre Kreditraten bezahlen können. Die Krise betreffe nicht nur einzelne Branchen, sondern die gesamte Wirtschaft.

Die heimischen Banken sind in der Corona-Krise gut vorbereitet, betonte der Spartenobmann Bank und Versicherung, Andreas Treichl. "Wir werden alle Maßnahmen treffen, die es uns ermöglichen, die österreichischen Unternehmen, die durch die Krise in Mitleidenschaft gezogen werden, durch die Krise zu bringen", versicherte er. "Das ist unsere Pflicht, das ist unsere Aufgabe". Wie die einzelnen Regelungen etwa bei ausfallenden Kreditzahlungen seien, könne er nicht sagen, das komme auf den Einzelfall und die jeweiligen Institute an. Auch eventuelle Filialschließungen seien Sache der einzelnen Institute, die die Kundenfrequenz in den nächsten Tagen genau beobachten werden. Die Banken sind von den Geschäfts-Schließungen durch die Bundesregierung ausgenommen.

Ausreichend Kapitalpuffer vorhanden

Nationalbank-Vizegouverneur Gottfried Haber sprach den österreichischen Banken ebenfalls großes Vertrauen aus. "Die österreichischen Kreditinstitute haben in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Kapitalausstattungen erhöht, teilweise sogar verdoppelt", sagte er. Diese Puffer seien jetzt auch verfügbar, um in "turbulenten Zeiten" Entwicklungen abzufangen und die Liquiditätsversorgung weiter sicherzustellen. Bei den Kreditinstituten seien derzeit keine wirtschaftlichen Auswirkungen zu bemerken. Bei Meldepflichten, die nur der Statistik dienen, werde man jetzt die Banken soweit wie möglich entlasten. "Die Banken sind stabil, ein stabiler Partner in der Krise", versicherte auch er.

Finanzminister Blümel wies darauf hin, dass es sich nicht um eine Finanzkrise sondern um eine Nachfragekrise handle. Es sei nicht mit einem Ansturm auf Banken zu rechnen, "man kann das Geld ja ohnehin nicht ausgeben, wenn die Geschäfte zu sind". Im Kurzarbeitsmodell seien vorerst 400 Mio. Euro zur Verfügung, aber "es ist so viel Geld da, wie gebraucht wird". Zum Vergleich: In der Finanzkrise seien 200 Mio. Euro für Kurzarbeit zur Verfügung gestanden und nur 130 Mio. Euro gebraucht worden.

Heute Nachmittag findet eine Videokonferenz der Euro-Finanzminister statt.