Kletterhallen in Wien:
Hoch die Wände

Im Winter müssen Kletterer nicht pausieren. Zahlreiche Kletterhallen in der Stadt haben ein breites Angebot für Anfänger und Fortgeschrittene und machen Lust auf Höhe

von Bouldern, Klettern... - Kletterhallen in Wien:
Hoch die Wände © Bild: Angelika Schiemer

Noch vor wenigen Jahren galt nur das Klettern am Berg als echter Sport. Klettern in der Halle wurde eher belächelt. Doch das hat sich gründlich geändert. Auch die Besten von heute haben oft in einer Halle angefangen, und selbst Superkönnerin Angela Eiter nützt die Halle für gezieltes Training.

Die mehrfache Weltmeisterin und erste Frau, die im Fels eine Route mit Schwierigkeitsgrad 9b bewältigte, ist heute Profikletterin. Sie sagt über ihre Anfänge: "Im Grunde habe ich auf Kunstwänden mit dem Klettern im Alter von elf Jahren begonnen. Ich bin sofort in den Wettkampfzirkus eingestiegen, die stets auf Kunstwänden, Inoder Outdoor, ausgetragen wurden und heute noch auf künstlichen Anlagen stattfinden. Somit bin ich quasi auf Plastik aufgewachsen." Seit ihrem Karriereende im Wettkampf ist sie vorwiegend am Felsen unterwegs. "Begleitend nutze ich immer noch die Kletterhalle in meiner Heimat in Imst zum gezielten Training und für meine Kletterkurse. Zusätzlich bin ich viel in der neuen Halle 'Bergstation' in Telfs zu finden, in der mein Mann Bernie Ruech Routen und Boulder baut. Insofern ist eine Halle auch für mich als Profi sinnvoll."

Bouldern, ohne Seil

Auch in der Stadt muss man nicht warten, bis der Frühling kommt und man zum Klettern hinaus ins Freie kann. Zahlreiche, teils sehr große Hallen bilden im Winter ein schönes Angebot für Kletterer und Boulderer -Letztere sind jene, die ohne Kletterseil und Klettergurt an Kletterwänden in Absprunghöhe klettern. Dicke Matten federn den Absprung ab. Beim Bouldern trainiert man kurze und schwierige Kletterzüge, und "das geht", sagt Kletterer Alexander Wallner, "auch wahnsinnig auf die Kraft".

Bouldern ist ein Boom, sagt Christian Götting, der gemeinsam mit seinem Bruder Simon die im August eröffnete "Blockfabrik, die Boulderhalle in Wien", leitet. Viele junge Leute nützen, sagt Götting, Bouldern als Fitnesstraining, weil es abwechslungsreich und sehr effizient ist. Der gelernte Tischlermeister hat große Teile der Einrichtung selbst gebaut. Eine Besonderheit der 1.000-m²-Halle: Sie hat viel Tageslicht und ist großzügig gestaltet, was eine gute Atmosphäre schafft. Zwischen den Kletterwänden sind Safety-Zonen und Bänke zum Rasten, Regenerieren und Plaudern eingerichtet. 120 Kletterer können gleichzeitig bouldern, und jede Woche wird ein Teil der Routen umgeschraubt. Die Routen sind für AnfängerInnen und erfahrene Boulderer gleichermaßen geeignet. Und im Bio-Bistro, das ist den Götting-Brüder wichtig, wird gesunde Kost angeboten.

© Sebastian Wahlhuetter

Wenn man unten steht und den Kletterern zuschaut, bekommt man entweder selbst Lust aufs Klettern oder Sorge um die SportlerInnen in luftiger Höhe. Die vergehe, wenn man sich einmal in die Höhe wagt, sagen die erfahrenen Kletterer. Hier kann man zum Beispiel einen Versuch wagen: Der Alpenverein Edelweiss betreibt das "Edelweiss-Center" in der Walfischgasse im 1. Bezirk, eine große Boulderhalle. Sie ist mit rund 350 Farbbouldern von leicht bis schwierig ausgestattet, hat Kletterwände mit vielfältigen Formen und Neigungen und verstellbare Kippwände. Auf vier Etagen verteilt, misst die Kletterfläche 1.000 Quadratmeter.

Die "Boulderbar Vienna" in der Hannovergasse im 20. Bezirk hat seit August eine Schwester, die "Boulderbar Wienerberg" in der Gutheil-Schoder-Gasse im 10. Bezirk. Man kann beide mit demselben Ticket nützen. In der Hannovergasse können 200 Kletterer gleichzeitig klettern, am Wienerberg 150. Hier kommen, sagt Dieter Steinhardt von der Geschäftsleitung, AnfängerInnen und Routiniers auf ihre Rechnung: "Auch Mitglieder des Nationalteams trainieren regelmäßig bei uns."

Klettern mit Seil

Dass Klettern zum Breitensport wurde, dabei sei die "Kletterhalle Wien" der Naturfreunde in der Erzherzog-Karl-Straße im 22. Bezirk federführend gewesen, sagt der Geschäftsführer Dieter Schimanek. "Wir sind die Halle für alle und haben internationale Standards nach Wien geholt." Die Halle ist 1.200 m² groß (das Außenareal misst noch einmal 3.000 m²) und hat eine Kletterfläche von 3.000 m². 300 Personen können gleichzeitig indoor klettern, im Durchschnitt sind es 250 an jedem Abend. Mit mehr als 100.000 Tagesgästen im Jahr ist sie die meistbesuchte Kletterhalle Österreichs. Ihre Besonderheit, sagt Schimanek: "Vielfalt, die gute Schulung, Sicherheit, Kurse mit Klettertrainern und Bergführern." Jede Woche werden neue Routen gesetzt. Auch Profis klettern hier, wie die Tirolerin Angy Eiter: "Ich hatte in der großen Kletterhalle in der Erzherzog-Karl-Straße schon Bewerbe."

Hier kann man klettern und bouldern, auch Neulinge finden genügend Kletterflächen. Eine der inzwischen schon geübten Kletterinnen ist die neunjährige Ariane, die seit fünf Jahren hierher oder in die "Kletterhalle Marswiese" im 17. Bezirk kommt: "Ich klettere gern", sagt Ariane, "weil wir alles machen können: klettern, springen und Techniken lernen, und weil die Kinder in der Gruppe total nett sind. Ich mag große Hallen, weil man sich dort gut an die Höhe gewöhnt, und ich mag auch Überhänge gern."

Früher, sagt Hannes Resch, der Geschäftsführer der "ÖTK Kletterhalle" in der Bäckerstraße im 1. Bezirk, "hat man das Indoorklettern nicht als selbstständige Sportart gesehen, nur als Trockentraining im Winter." Ursprünglich wurden Steine durchbohrt und an Bretter geschraubt. Dann baute man erste Kletterwände mit Kunstgriffen, die immer weiter entwickelt wurden. Innerhalb weniger Jahre ist das Hallenklettern zum Breitensport geworden.

Hallen in Wien

Indoor klettern und bouldern

Kletterhalle Wien. Die größte Kletterhalle Österreichs. Monatskarte 70 Euro, 12-Monatskarte 465 Euro, Ermäßigungen für Mitglieder der Naturfreunde und anderer alpiner Vereine. 1220, Erzherzog-Karl-Straße 108. www.kletterhallewien.at

Kletterzentrum Austria des Alpenvereins. 2 Boulderräume, 2 Kippwände, 2 Vorstiegs-/Topropehallen. Jahreskarte 250 Euro. 1010, Rotenturmstraße 14. www.alpenverein-austria.at

ÖTK Kletterhalle. Klettern auf vier Etagen. Jahreskarte 139 Euro für Mitglieder des Österreichischen Tourismusklubs, für andere 219 Euro. 1010, Bäckerstraße 16. www.kletterhalle.at

Kletterhalle Marswiese. 1.674 m² Kletterfläche für das Seilklettern mit ca. 300 Routen. Jahreskarte ab 350 Euro. 1170, Neuwaldeggerstraße 57A. www.climbonmarswiese.at

Kletterzentrum Alpenverein- Gebirgsverein. 440 m² Kletterfläche, 17 Meter hohe Seilkletterwand, Jahreskarte 270 Euro. 1080, Lerchenfelderstraße 28. www.gebirgsverein.at

Edelweiß-Center. Die größte Boulderhalle. Monatskarte für Mitglieder eines alpinen Vereines 52 Euro, Jahreskarte 355 Euro. 1010, Walfischgasse 12. edelweiss-center.at

Blockfabrik. Boulderhalle mit viel natürlichem Licht und Platz zwischen den Wänden. Zehnerblock 75 Euro, Jahreskarte 399 Euro. 1050, Schloßgasse 10-12. www.blockfabrik.at

Boulderbar Vienna, Boulderbar Wienerberg. Zwei großzügige, helle Hallen. 1200, Hannovergasse 21 und 1100, Gutheil-Schoder-Gasse 8. Jahreskarte 435 Euro. www.boulderbar.net