Tatort im Heaven

Hipster-Dealer und eine krebskranken Drogenfahnderin beschäftigen Ritter und Stark

Der letzte Tatort aus Berlin behandelte all die Gefahren, vor denen Volksschullehrer immer gewarnt haben: Böse Dealer geben gemeingefährliche Drogen an arglose Schüler am Spielplatz gratis ab, um diese abhängig zu machen. Auch sonst wurde kaum ein Klischee ausgelassen. Hätte Ina Weisse nicht sehr eindrücklich die krebskranke Drogenfahnderin Melissa Mainhard gespielt und damit das Berliner Ermittlerduo Ritter und Stark, wie auch die Logik-Lücken im Drehbuch an die Wand gespielt, man hätte wahrlich vergnüglicheres an diesem Sonntagabend tun können, als sich den Tatort anzusehen.

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Tatort Berlin mit Stark und Ritter © Bild: ORF/ARD/Volker Roloff

„Heaven“ heißt die neue Modedroge, die Berlins Schüler in Rausch versetzt. Noch ist sie nicht verboten – ein sogenanntes „legal high“- doch die gefährlichen Folgen werden im Tatort bereits gezeigt. Die Auswirkungen der Droge sind scheinbar: Ständiges Tragen von Sonnenbrillen, Entwenden von Polizeipistolen sowie hilfloses Herumgefuchtle damit und Springen aus der Höhe, da man sich auf Droge scheinbar mit einem Flugzeug verwechselt.

Soweit so schlecht: Ein Chemiker, der die Droge herstellt, wird tot aufgefunden und die Versorgung mit Berlins neuer Partydroge scheint gefährdet. Auftritt Ina Weisse alias Drogenfahnderin Melissa Meinhard.

Krebs und Drogen

Da sich die ARD diese Woche dem Thema „Sterben“ widmet, musste wohl auch der Tatort auf Biegen und Brechen in diesen Themenkomplex integriert werden. Bald lässt man also Droge Droge sein und widmet sich der unheilbaren Krebserkrankung der Drogenfahnderin. Das hat mit dem eigentlichen Thema wenig zu tun, wird von Ina Weisse aber umso eindringlicher dargestellt. Dass dabei der Kontext verloren geht, ist scheinbar egal.

Im Gegensatz zu Weisse, taumeln die Hauptkommissare Ritter und Stark durch die Story. Ritter hat ein Auge auf die Drogenfahnderin geworfen und ergeht sich in melodramatischen Szenen, sobald die unheilbare Krankheit von Weisse bekannt wird. Dazwischen hat man mit allerlei Drogenkurieren zu tun. Diese sind in Berlin scheinbar alle Hipster, tragen ständig Sonnenbrillen und reden so, wie Opa und Oma sich vorstellen, dass die Enkel reden.

Auftritt Anwalt Schädlich

Währenddessen tritt ein fieser Anwalt - Nomen est omen – Schädlich auf, der ebenfalls im Drogengeschäft aktiv ist. Ein weiterer ins „Heaven“-Geschäft Involvierter wird ebenfalls tot aufgefunden. Mainhards Teenager-Tochter brennt mit einem der jungen Drogenkuriere durch und auch der absurde Plan über Polen nach Asien mit einer Fähre abzuhauen, kann sie nicht abschrecken.

Schließlich wird die Teenager-Tochter zurückgebracht, doch die Ermittler tappen weiterhin im Dunkeln. Im letzten Moment hat Stark einen Geistesblitz: Weisse ist die Mörderin! Man eilt zu Anwalt Schädlich, der mittlerweile unter Polizeischutz steht. Dort wird der diensthabende Polizist gerade scheinbar durch Mainhard abgelöst. Die Ermittler stoppen sie im letzten Augenblick und lassen sie dann doch laufen. Schließlich hat sie nur mehr wenige Wochen zu leben und die soll sie besser mit ihren Kindern verbringen, meinen die Kommissare. Ob das eine gute Idee bleibt, wird offengelassen. Denn im Abspann erfährt der Zuschauer, dass Schädlich auf mysteriöse Weise zu Tode kam.

Fazit

Als Fazit bleibt, dass Drogen und Krebs ein bisschen viel für einen Tatort sind. Wie so häufig ist die Darstellung von Jugendlichen völlig unglaubwürdig. Auch den Drogenverkauf am Spielplatz wird man in der Realität so wohl eher selten finden. Zudem tragen Ritter und Stark wenig zu einer gelungenen Handlung bei. Taumeln sie doch durch diesen Fall, ohne Nennenswertes zur Klärung beizutragen. Die einzigen Lichtblicke bleiben die schauspielerische Leistung von Ina Weisse sowie der Ausblick: Denn nächste Woche wird wieder in Münster ermittelt.

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