Forstinger rutscht
in die Insolvenz

Mit 800 Mitarbeitern

Die Autozubehörkette Forstinger schlittert in die Insolvenz. 15 der 108 Filialen sollen schließen, das Unternehmen soll fortgeführt werden.

von Autozubehörkette - Forstinger rutscht
in die Insolvenz © Bild: Forstinger/OTS

Die Autozubehörkette Forstinger ist nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten erneut in die Insolvenz geschlittert. Beim Landesgericht St. Pölten wurde am Mittwoch ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, für das eine Quote von mindestens 20 Prozent erforderlich ist. Das Unternehmen mit zuletzt 800 Mitarbeitern soll fortgeführt werden. Bis zu 15 der 108 Filialen sollen zusperren.

Millionenpleite

Mit Passiva von 31,2 Millionen Euro handelt es sich um die bislang zweitgrößte Insolvenz in Österreich, gemessen an der Summe der Passiva (größer war nur der Konkurs der NIKI Luftfahrt GmbH mit 153 Millionen Euro.). Damit sind die beiden bislang größten Insolvenzen des Jahres 2018 in Niederösterreich anhängig

15 der 108 Filialen sollen schließen

Schon einmal, 2001, war Forstinger insolvent gewesen, später wechselten die Eigentümer des seit 55 Jahren bestehenden Anbieters von Autozubehör, Ersatzteilen, Reifen und Felgen mehrmals. 2009 war die seinerzeitige Forstinger-Mutter zahlungsunfähig geworden.

2016/17 setzte Forstinger als größter heimischer Einzelhändler für Automobilzubehör, Zweirad und Zweiradzubehör 111 Mio. Euro um, kaum mehr als 2015/16 (109,5 Mio. Euro). An das Netz von 108 Filialen sind 104 freie Autowerkstätten angeschlossen.

Die Restrukturierungsbemühungen der vergangenen zwei Jahre haben offensichtlich nicht gefruchtet. Zwar stabilisierten sich die Umsätze und mehrere neue Sortimentsgruppen wuchsen sogar zweistellig, wie die Forstinger Österreich GmbH am Mittwochin einer Aussendung erklärte. Kostenseitig habe man aber notwendige Einsparungen aufgrund der Altmietverträge und Altlieferantenverträge nicht ausreichend umsetzen können. Und zuletzt seien im heurigen Jänner - durch die warme Witterung - wetterbedingt die Umsätze bei Saisonwaren wie Starterbatterien und anderen Winterartikeln um bis zu 70 Prozent eingebrochen.

"Weiterführung ohne Altlasten"

Geplant sei eine "Weiterführung ohne Altlasten", erklärte das Unternehmen mit Sitz in Traismauer (Niederösterreich). Schon im Vorfeld des Insolvenzantrags habe man umfassende Vorbereitungen zur möglichst raschen Antragstellung auf Zuerkennung von Insolvenz-Entgelt für die zum Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung rückständigen Löhne und Gehälter getroffen.

»Die Beschäftigten machen sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze und sind zudem auf ihre Löhne und Gehälter angewiesen«

Diese betroffenen Beschäftigten haben ihre Jänner-Löhne nicht erhalten. „Die Beschäftigten machen sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze und sind zudem auf ihre Löhne und Gehälter angewiesen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Die AK organisiert deswegen noch binnen der kommenden Tage Infoveranstaltungen in den Filialen. Wann die Arbeitnehmer/-innen mit der Zahlung durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds rechnen können, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Ziel von AK sowie Insolvenz-Entgelt-Fonds Service GmbH ist natürlich, diese Wartefrist möglichst kurz zu halten.

Rund 700 von 823 Mitarbeitern können hoffen

Rund 700 der 823 Mitarbeiter der insolventen Autozubehörkette Forstinger Österreich GmbH sollen ihren Job behalten. Das sieht der Sanierungsplan von Forstinger vor. Ein entscheidender Punkt im Sanierungsplan ist die Neuverhandlung von Mietverträgen. Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung ist am Mittwoch in St. Pölten eröffnet worden.

Geboten wird eine Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, teilte der Kreditschutzverband KSV1870 mit. "Der KSV1870 wird prüfen, ob diese angebotenen Quote adäquat und erfüllbar ist." Der Firmensprecher betonte, dass die angebotene 20 Prozent Qutoe nur erreicht werden könne, "wenn das Sanierungsverfahren von den Gläubigern angenommen wird. Andernfalls ist im besten Fall mit einer Quote von unter acht Prozent zu rechnen."

364 Gläubiger (ohne Mitarbeiter) sind betroffen. Dazu kommt laut dem weiteren Gläubigerschutzverband AKV eine unbekannte Anzahl an nicht namentlich bekannten Gutscheingläubigern.

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