Zufriedene Blanz:
Die AUA hebt weiter ab

Weiterer Steigflug trotz Turbulenzen in Österreichs Luftfahrt

Morgen, Donnerstag, wird die Lufthansa-Tocher Austrian Airlines ihr Jahresergebnis für 2016 präsentieren. Und so wie es aussieht, wird es wie in den drei Vorjahren wieder eine Gewinnsteigerung geben, wenngleich nur eine leichte. Blieben 2015 unterm Strich 54 Millionen Euro, so dürfte sich der Gewinn für 2016 laut Schätzungen zwischen 60 und 70 Millionen Euro bewegen. Offiziell will AUA-Boss Kay Kratky dazu mit Verweis auf die "Silent Period" vor der Bilanzpräsentation nichts sagen, notiert doch die AUA-Mutter Lufthansa an der Börse. Dass die schwarzen Zahlen höher sein werden als im Jahr davor, scheint laut Unternehmenskennern unbestritten.

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Die AUA hebt weiter ab © Bild: Trend Appelt Michael

Bis Ende September gab es sowohl bei Umsatz, Gewinn, Anzahl der Flüge und Mitarbeitern ein Plus zwischen vier und sieben Prozent. AUA-CEO Kratky zieht gegenüber News eine durchaus zufriedene Bilanz: "Wir mussten 2016 viel Geld in die Modernisierung der AUA stecken. Zehn neue Embraer-Jets, zwei Airbusse, Verbesserungen der Business Class und Internet an Bord." Dazu kam nach der Durststrecke noch ein starker Aufbau an Personal - mehr als 400 Mitarbeiter wurden eingestellt.

2017 sollte es jedenfalls weiter aufwärts gehen, so der Plan - doch das wird alles andere als einfach. Die AUA muss weiter investieren, weil die "Flugzeuge ins Alter gekommen sind", sagt Kratky. Sieben weitere Embraer-Jets kommen dieses Jahr dazu, jeder einzelne habe einen Listenpreis von rund 50 Millionen US-Dollar. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das dem Flughafen Wien den Bau einer dritten Piste untersagt, "hat auch uns überrascht", sagt der AUA-Chef - kurzfristig werde es keinen negativen Effekt auf die Wachstumsziele der AUA haben, die Rahmenbedingungen blieben aber herausfordernd.

"Die größte Herausforderung wird es sein, trotz Investitionen die steigenden Kerosinkosten zu kompensieren und die Gebühren zu senken“, sagt Kratky, dem die Kosten am Standort Wien nach wie vor zu hoch sind. "Würden die hier weiter steigen, wäre das sicher negativ." Auch die angekündigte Senkung der Ticketsteuer ab 2018 sei nur "eine halbe Sache", kritisiert er: "Wenn die Mietpreise höher als in der Wiener Innenstadt oder an vergleichbaren Flughäfen sind, dann ist das zu hoch. Das muss bei Investitionen dieser Größe auch für die Zukunft immer bedacht werden." Würden sich die Rahmenbedingungen nicht bessern, könnte das durchaus negative Auswirkungen auf die weiteren Wachstumspläne haben, meint Kratky: "In der Lufthansa Gruppe haben wir über 600 Flugzeuge. Und die setzen wir dort ein, wo wir Marktchancen und Rentabilität sehen."

Auch die AUA muss sparen

Lufthansa-Vorstand und AUA-Aufsichtsratschef Harry Hohmeister zeigt sich gegenüber News "mit der AUA an sich zufrieden, wenn man bedenkt, von wo sie kommt", sieht "aber bei Synergien noch Potenzial nach oben": "Wir werden in der Gruppe in den nächsten drei Jahren 500 Millionen Euro einsparen, wozu auch die AUA ihren Teil beitragen wird." Auf der Tourismusmesse ITB in Berlin kündigte er am Donnerstag eine gemeinsame Vertriebsstruktur von Lufthansa, Swiss und AUA mit einheitlichen Regeln, Prozessen und Ansprechpartnern an. Hohmeister: "Die Verkaufsmannschaften von Lufthansa, Swiss und AUA sind schon zusammengelegt." Auch bei Airlinepartnern und Reisebüros soll es künftig eine tiefgreifende Kooperation in der Gruppe geben.

Neuerdings regt sich - nach ein, zwei Jahren relativer Ruhe - auch wieder Kritik seitens der AUA-Belegschaftsvertretung und der Gewerkschaft Vida: "Es gibt noch immer keine Entscheidung, wie es mit der Langstrecke weitergeht, und irgendwie hat man den Eindruck, dass die Strategie für die AUA fehlt", sagen AUA-Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger sowie Vida-Vertreter Johannes Schwarcz. Auch wenn im April mit Los Angeles eine neue Langstreckendestination aufgenommen werde, bestehe die "Gefahr eines Nullsummenspiels", da dafür andere Strecken ausgedünnt würden. Und dass künftig fünf Air-Berlin-Maschinen unter AUA-Logo fliegen würden, sei nur bedingt positiv für die Austrian-Mitarbeiter: "Die fliegen zwar unter AUA-Flugnummer, aber mit Air-Berlin-Personal." Auch die konzerninterne Konkurrenz durch die Lufthansa-Billigtochter Eurowings sei bedenklich, sagen die beiden Gewerkschafter: "Unsere Maschinen werden immer älter, und Eurowings bekommt die neuen Flugzeuge." Die AUA könne effizienter operieren, und dennoch werde nicht in sie investiert, kritisieren Straberger und Schwarcz den Eigentümer Lufthansa: "Die AUA hat die beste Kostenstruktur im Konzern, das wird aber offenbar nicht richtig geschätzt, und das ist sehr schade für die Mitarbeiter."

Diese Vorwürfe weist AUA-Chef Kratky zurück: "Die AUA ist 2016 dreimal so stark wie das österreichische BIP gewachsen. Wir haben mehrere Hundert neue Mitarbeiter eingestellt." Und dass die Typen-Entscheidung für den Ausbau der Langstrecke noch immer nicht gefallen sei, habe ebenfalls gute Gründe, meint Kratky: "Der Roll-over der Langstrecke wird ein Investment zwischen einer und zwei Milliarden Euro bedeuten. Da muss es gut überlegt sein, wo wir eine vernünftige Rendite erwirtschaften können. Wir konkurrieren hier mit anderen Standorten."

Auch wenn die AUA in der Vergangenheit eine größere Langstrecken-Flotte als die derzeitige mit elf Flugzeugen hatte, ist unbestritten, dass seit 2014 etliche neue Fernverbindungen aufgenommen wurden: Etwa Teheran, Newark, Miami, Colombo, Mauritius, Shanghai, Isfahan, Havanna oder Hongkong. 2017 geht es neu nach Schiras (Iran), auf die Seychellen und demnächst nach Los Angeles. Nicht nur intern, sondern auch in der Branche wird diese Expansion aber skeptisch verfolgt: "Zu vielen Zielen wird nicht täglich, sondern manchmal nur ein Mal pro Woche geflogen, und es ist daher die Frage, ob die Strategie wie vorgesehen aufgeht", sagt ein Insider.

So kursieren derzeit auch hartnäckige Gerüchte, die AUA könnte die Flüge nach Miami oder Hongkong mangels Nachfrage bald wieder einstellen. AUA-Chef Kratky weist dies zurück und verteidigt auch die Eröffnung von Los Angeles: "Im Vergleich mit 2015 ist es schwieriger geworden, weil die Konkurrenz in die USA noch stärker geworden ist. Umgekehrt helfen uns die Terrorängste in Europa nicht dabei, amerikanische und auch asiatische Touristen nach Österreich zu holen. Also, insgesamt ist es noch immer sehr herausfordernd. Die Vorausbuchungen speziell nach L.A. schauen aber schon ganz gut aus." So oder so: Fakt ist, dass die wirtschaftlichen Probleme von Air Berlin und Niki, die ihre Flugfrequenzen in Wien um mehr als die Hälfte reduzieren, der AUA helfen werden. Flughafen-Vorstand Julian Jäger geht davon aus, dass dadurch 1,5 Millionen Passagiere wegfallen werden, die aber zur Gänze durch andere Airlines kompensiert werden: In erster Linie durch die Lufthansa-Gruppe - inklusive AUA - aber zum Teil auch durch die Billigairline Easyjet, die in Wien heuer wieder um 25 Prozent wachsen dürfte. Der Anteil des Lufthansa-Konzerns in Wien wird aber auf über 60 Prozent steigen und die Abhängigkeit des Airports vom deutschen Airlineverbund dadurch noch stärker.

Der Befürchtung von Niki Lauda, die künftig noch stärkere Dominanz der AUA bzw. der Lufthansa-Gruppe in Wien könne sich in höheren Ticketpreisen niederschlagen, entgegnet man bei der AUA: Ticketpreise für Flüge würden "stärker als sonstwo von Angebot und Nachfrage getrieben". Da die Konkurrenz weiterhin hoch bleibe, gehe man generell nicht davon aus, dass es zu Verteuerungen kommt, heißt es.

Geht es nach Kratky, dann ist die Position der AUA neben der Mutter Lufthansa und der starken Schwester Swiss auch künftig klar: "Austrian ist neben Swiss und Lufthansa als Premiummarke etabliert. Dort wollen wir grundsätzlich auch bleiben. Keiner im Konzern versteht es so gut, mit einer effizienten Kostenstruktur trotzdem Qualität zu bieten. Gemeinsam mit Eurowings verstehen wir unsere Rolle darin, die Position als Marktführer in Wien weiter auszubauen."

2017 geht es ab Wien neu zu diesen Destinationen

  1. Austrian Airlines: Los Angeles, Mahé (Seychellen), Burgas, Schiras und Göteborg
  2. Eurowings: Birmingham, Brindisi, Ibiza, Jerez, Kavala, Lamezia Terme, Las Palmas, Madrid, Malaga, Malta, Mytilene, Nizza, Nürnberg, Olbia, Paphos, Pisa, Porto, Samos, Zadar
  3. SunExpress: Ankara
  4. Germania: Rostock
  5. Flybe/Stobart Air: London Southend
  6. Volotea: Marseille, Nantes
  7. S7 Airlines: Moskau

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