Spitzentöne
Dank und Sorgen
eines Autisten
Mich interessiert die Kunst, deshalb bedaure ich Prölls Rückzug so sehr, wie mich die Zukunft der Kulturprojekte mit Sorge erfüllt
Ich bin ein Ressort-Autist. Das bringt mit sich, dass ich mit den Restsegmenten meines Berufs einen nonchalanten bis asozialen Umgang kultiviere. Den Steuerzahler soll der Steuerzahlerredakteur rächen, und die Zerschlagung angeblich zweifelhafter Stiftungen überlasse ich gern dem Zerschlagungsredakteur. Mich interessiert die Kunst, und deshalb bedaure ich Erwin Prölls Rückzug so sehr, wie mich die Zukunft der von ihm verwirklichten Kulturprojekte mit Sorge erfüllt. Krems ist heute mit dem Karikaturmuseum und den Archiven für Turrini, Frohner und Cerha eine Kulturhauptstadt; ein klassisches Musikfestival von Weltrang wurde in die Pampa von Grafenegg gestellt; Arnulf Rainer und Hermann Nitsch, mit denen man keine Wählermehrheiten gewinnt, haben ihre Museen in Niederösterreich; das Donaufestival ist ein Zentrum der Avantgarde, während sich Herrschaften, die es gern gemütlicher haben, in einer Unzahl an Sommerspielen verwirklichen. Folgerichtig ist der Zuzug von Künstlern nach Niederösterreich enorm. Pröll hat verstanden, dass die Summen selbst für die ehrgeizigsten dieser Projekte vergleichsweise marginal sind. Das lässt sich mithilfe der Grundrechnungsarten belegen und findet doch keinen Eingang in die Gehirne fast aller Politiker. Möge die Macht der Logik des Herzens bei Prölls Nachfolgerin sein.