Happy Birthday, Yoko!

Die Avantgarde-Künstlerin und Lennon-Witwe feiert heute ihren 80. Geburtstag

John Lennon liebte sie, manche Beatles-Fans hassen sie bis heute. Yoko Ono hat immer polarisiert. Dabei wird oft vergessen, was sie schon lange vor der Lennon-Ehe war: eine willensstarke Avantgarde-Künstlerin. Andere wären unter dem Erbe des Ex-Beatle, den Anfeindungen der Fans und den Tiraden der Presse eingeknickt oder abgetaucht - Yoko Ono tat das Gegenteil. Seit dem Tod Lennons 1980 verteidigt sie seinen Nachlass, macht weiter Kunst, kämpft unermüdlich für den Frieden - und stöhnt auch im gehobenen Alter bei Konzerten animalische Laute ins Mikrofon. Am Montag (18. Februar) wird Yoko Ono 80 Jahre alt.

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  • Yoko Ono
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    Yoko Ono wird heute 80 Jahre alt.

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    John Lennon und seine Muse Yoko.

Von Müdigkeit ist bei der zierlichen Frau mit der dunklen Sonnenbrille und der ruhigen Stimme nichts zu merken. Für die Juli-Ausgabe der britischen "Vogue" ließ sich Yoko Ono mit tiefem Ausschnitt und in sexy Hotpants ablichten. Skandalös? Nicht wirklich. Nacktheit und blanke Hintern setzte Ono schon vor Jahren für ihre Kunst in Szene.

"Kunst ist wie ein Instinkt in mir"

Sagte Ono 2010 in einem Interview. Das war schon so, bevor sie den Beatle traf. Ja, es gab ein Leben vor Lennon. Eines, in dem Ono bereits als Konzeptkünstlerin der Fluxus-Bewegung bekannt war, zweimal geheiratet hatte und Mutter einer Tochter war. Eines, das sie sich gegen die traditionellen Vorstellungen ihrer japanischen Familie erkämpft hatte. Geboren in Tokio, wuchs sie in reichen Verhältnissen auf. Die emotionale Bindung zu den Eltern war laut Ono nie eng.

"Make love, not war!"

Dann steht Ende der 1960er in einer Galerie Lennon vor ihr. "In gewisser Weise ruinierten John und ich mit unserer Beziehung unsere Karrieren", sagte Ono dem "Sunday Telegraph". Sie verdreht Lennon so mächtig den Pilzkopf, dass er und seine "Muse" oder "Göttin der Liebe" wie er sie nennt, fortan unzertrennlich sind. Das Paar heiratet 1969. Die Welt darf am Liebesglück und den pazifistischen Happenings teilhaben: Die Flitterwochen verbringen sie beim "Bed-In" im Hotelzimmer vor Journalisten - als Statement gegen Krieg. "Make love, not war!" wird Botschaft und Hymne der beiden.

Entführung ihrer Tochter

Onos Privatleben verläuft alles andere als friedlich. Ihr zweiter Mann entführt 1971 die minderjährige Tochter Kyoko. "Es war, als ob jemand einen Teil meines Körpers weggerissen hätte", erinnerte sich Ono in Gesprächen. Mutter und Tochter sehen sich erst über zwei Dekaden später wieder.

Die böse Hexe im Beatles-Märchen

Von vielen Beatles-Fans geht derweil unverhohlener Hass in Richtung Ono. Nachdem Lennon 1970 aussteigt und sich die Band trennt, gibt es in den Augen vieler nur einen Grund dafür: Yoko Ono. Sie wird zur "Drachenfrau", zur "bösen Hexe im Beatles-Märchen". Dabei, verteidigte Sir Paul McCartney sie kürzlich in einem Fernsehinterview, sei es nicht wegen Ono zum Aus gekommen. "Sie hat die Gruppe mit Sicherheit nicht auseinanderbrechen lassen, die Gruppe ist selbst auseinandergebrochen", sagte McCartney. Tatsächlich habe sie Lennon gut getan, ihn inspiriert.

Beziehung zu Lennon

Mit Ono wird der Musiker zum Hippie. Lennon singt mit Rauschebart und wallenden Gewändern Friedenslieder, Ono krächzt und schreit im Hintergrund. Die Solokarriere gelingt ihm nicht, er flüchtet in Alkohol und Rauschgift. Ono und Lennon trennen sich und kommen wieder zusammen. Erst Sean, der gemeinsame Sohn, der 1975 geboren wird, sorgt für Beständigkeit. Lennon wird zum Hausmann.

Johns tragischer Tod

Dann bricht am 8. Dezember 1980 für viele eine Welt zusammen, vor allem die von Ono. Vor dem pompösen New Yorker "Dakota", in dem die Lennon-Witwe bis heute lebt, erschießt Mark Chapman den Musiker. "Johns Tod war das Schlimmste", sagte Ono in Interviews. Sie stößt auf Unverständnis, als sie auf der Platte "Season of Glass" ein Foto der blutigen Brille Lennons veröffentlicht. Nun wird sie zur "Schwarzen Witwe", zum geldgierigen "Nachlasshai".

Trotz Hass positiv

"In den letzten fünfzig, sechzig Jahren wurde ich beschimpft, wurden Lügen über mich verbreitet und Hassbriefe an mich geschickt", erzählte Ono dem Korrespondenten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bei einem Gespräch im "Dakota". Den Hass habe sie "in positive Energie umgepolt". "So viel Energie war das, dass ich jetzt genug für zweihundert Jahre habe."

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