Adelsstreit: Fürstlich zerstritten

Im Hause Esterházy wird erbittert um das Familienvermögen gezankt

Die Familie Esterházy schießt scharf gegen Stiftungsvorstand und Vermögensmanager Stefan Ottrubay und kämpft um ihren Einfluss

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Wirtschaft - Adelsstreit: Fürstlich zerstritten

Bei den Esterházys, den größten Grundeigentümern des Burgenlands und Besitzern zahlreicher Immobilien sowie Kulturdenkmäler, hängt der Haussegen schief -und das seit Jahren. Besserung ist keine in Sicht, im Gegenteil. Immerhin geht es um ein geschätztes Vermögen in Höhe von rund einer Milliarde Euro. "Im Namen der Familie muss ich erneut unsere anhaltende Sorge um die Entwicklungen der von Dr. Ottrubay verantworteten Betriebe ausdrücken. Es ist nach wie vor keine Kursänderung zu sehen", sagt Paul-Anton Esterházy, Sprecher der drei Familienlinien. Der Erbprinz wirft Stefan Ottrubay, der als Neffe der 2014 verstorbenen Melinda Esterházy von dieser an die Spitze der Familienstiftungen geholt worden war, vor, "weder im Geist noch der Tradition der Familie Esterházy entsprechend" zu agieren. Das würden "unzählige Streitigkeiten mit dem Land, Geschäftspartnern und der Familie" sowie "die wieder erschreckenden Zahlen" belegen.

Analyse der Bilanzen

Paul-Anton Esterházy beruft sich dabei auf die Analyse des Wirtschaftsprüfers Werner Albeseder, der die Bilanzen des Firmenimperiums schon mehrfach unter die Lupe genommen hat. Bei seiner neuesten Analyse für 2016 -die News exklusiv vorliegt - kam unterm Strich für die vier Privatstiftungen und die darunter hängenden 39 aktiven Unternehmen zwar ein kleiner Gewinn von rund 77.900 Euro heraus - in Summe habe es seit 2011 aber einen "Verlust in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe" gegeben, sagt der Wirtschaftstreuhänder. Dass es 2016 ein leicht positives Ergebnis gab, hänge einzig damit zusammen, dass die auf Kulturveranstaltungen spezialisierte Arenaria GmbH der neuen "Piedra Oper und Konzert Privatstiftung" zugeordnet sei und dort offenbare Verluste nicht erkennbar sind, so Albeseder. Die zentrale Esterházy Betriebe GmbH jedoch sei erneut mit mehr als 1,4 Millionen Euro in den roten Zahlen. Seit 2011 habe das 162 Mitarbeiter starke Unternehmen rund 16 Millionen Euro an Verlusten geschrieben. Dennoch gebe es steigende Gehälter für die vier Geschäftsführer, darunter Stefan Ottrubay. 2016 betrugen diese inklusive Abfertigungsund Pensionsvorsorgen 804.789 Euro - nach 779.179 Euro im Jahr davor.

Paul-Anton Esterházy, der sich auch am Ende der Opernfestspiele in St. Margarethen und am Aus der Haydn Festspiele im Eisenstädter Schloss stößt, kritisiert zudem "die Verschiebung der Eigentumsanteile am Weingeschäft". Dieses gehöre seit dem Vorjahr zu 55 Prozent der East Wine Participation AG mit Sitz in Zug und zu 35 Prozent der britischen Sterling Holdings PLC. Wer genau dahinter steht, sei unbekannt. "Es ist für uns vollkommen unverständlich, warum eine schweizerische und eine englische Gesellschaft bessere Eigentümer von burgenländischen Weingütern sein sollen", so der Familiensprecher. Er ortet "systematisch bewirkte Verschleierungen im verwunderlich komplexen in-und ausländischen Firmenund Stiftungsgeflecht der Ära Ottrubay". Während dieser seien alle Familienmitglieder aus den Begünstigten-Stellungen der Stiftungen gedrängt und ihre Kontrollrechte "unterschlagen" worden. Niemand habe Einblick in die Vorgänge innerhalb der Stiftungen, so Esterházy: "Ich werde aber weiter für diese Kontrolle kämpfen und meine Verantwortung wahrnehmen."

"Falsche Behauptungen"

Stefan Ottrubay weist die Vorwürfe indes zurück und spricht von "Rundumschlägen gegen die Stiftungen und ihre Organe". Die von Paul-Anton Esterházy vorgebrachten "Behauptungen" seien vor Gericht als "völlig ungerechtfertigt abgewiesen" worden. Erst vor Kurzem habe Esterházy in einem gegen ihn gerichteten Kreditschädigungsprozess seine Aussagen als "ausdrücklich unwahr" widerrufen. Mit dem Land Burgenland sei im Übrigen in der Causa Schloss Esterházy dieser Tage ein wichtiger Teilvergleich geschlossen worden, so Ottrubay.