Plötzlich ist er da, der schöne Vagabund Gino (Jude Law). Er spielt eine Weise auf der Mundharmonika. Die Frau des Tankstellenbesitzers versorgt ihn mit Speis und sonstigem leiblichen Wohl. Man tut sich zusammen, mordet den Gatten und geht selbst daran zugrunde.
Das alles geschieht bei van Hove wie im Zeitraffer in 100 Minuten auf Jan Versweyveld karger Bühne. In der linken Ecke prangt die Anrichte einer Designer-Küche. Ein automatisches Akkordeon ertönt, der Motor eines PKWS pendelt über dem Anwesen wie ein Damokles-Schwert und wird später sein Motoröl über die Opfer im Stück ergießen.
Im Zentrum des Geschehens steht Jude Law als ansehnlicher Landstreicher Gino. Die restlichen Darsteller muten eher wie eine Truppe von Background-Sängern an, die den Auftritt des großen Stars umringen.
Und der tut, was man vom ihm erwartet: er posiert, übt Minen- und Muskelspiel am Laufband wie im beim Tête-à-tête mit der Dame seines Herzens.
Allein aber, trotz gut agierenden Ensembles, das wie ein Hintergrundchor um ihn gruppiert ist, kann der Hollywood-Star den Abend nicht stemmen. Denn da passt nichts zusammen.
Simon Stephen, der renommierte britische Dramatiker, hat Viscontis Story in knappe Dialoge übertragen. Die Videoeinspielung einer Meeresbrandung in Schwarz-Weiß, könnte eher aus einem englischen Seebad wie Brighton stammen als aus Italien. Das Englisch, das die Schauspieler sprechen ist nicht britisch. Auch die italienischen Namen der Figuren und Verdi-Klänge können keineswegs so etwas wie Italianità verströmen.
Diese 100 Minuten ordentlich abgespieltes Tourneetheater zeigen, wie wenig man bei diesen Wiener Festwochen um das kümmert, was einmal ereignishaft war: wirkliches großes Theater.