Weltcup-Finale wird zum Mega-Thriller: ÖSV schließt interne Stallorder kategorisch aus

Raich und ÖSV-Damen kämpfen um große Kugel Alpinchef Pum stellt klar: "Teamorder gibt's nicht"

Der alpine Ski-Weltcup 2006/2007 entpuppt sich am Ende als Mega-Thriller. Bei den Damen kämpft das ÖSV-Trio Renate Götschl, Nicole Hosp und Marlies Schild gegen US-Girl Julia Mancuso um die große Kristallkugel, bei den Herren Titelverteidiger Benjamin Raich vor allem gegen den Norweger Aksel Lund Svindal. Trotzdem wird es keine Stallorder im ÖSV-Team geben, wie Alpinchef Hans Pum vor den letzten Saison-Rennen klarstellte.

Die Situation ist bei Damen wie Herren zwei Stationen vor Schluss extrem spannend. Zwischen den ex aequo führenden Götschl und Mancuso sowie der viertplatzierten Schild liegen sechs Rennen vor Schluss nur 29 Punkte, bei den Herren geht Benjamin Raich mit 77 Zählern Vorsprung auf Doppel-Weltmeister Aksel Lund Svindal in die verbleibenden sieben Einzelrennen.

Aber der Alpinsport ist ein Einzelsport. "Teamorder gibt's nicht. Man kann einem Mario Matt nicht sagen, dass er nicht gewinnen soll", machte Pum klar. "Außerdem geht es ja auch darum, dass unsere Leute der Konkurrenz Punkte wegnehmen." Pum warnte aber: "Man darf auch den drittplatzierten Didier Cuche nicht außer Acht lassen. Er fährt sehr gut und das Restprogramm kommt ihm entgegen."

Vorentscheidung in Kvitfjell
Bei den Herren stehen vor dem Finale in Lenzerheide noch die drei Rennen (Superkombination, Abfahrt, Super G) in Kvitfjell an. Cuche wird dort ebenso alles fahren wie Raich und Lokalmatador Svindal. Der Tiroler bekommt - hoffentlich - Schützenhilfe durch Hermann Maier und Michael Walchhofer, die nach ihrem verletzungsbedingten Fehlen in Kranjska Gora wieder dabei sind. "Ich möchte versuchen, im Speedbereich endlich das einzulösen, was ich mir schon die gesamte Saison vorgenommen habe", baut Technik-Spezialist Raich aber auf eigene Stärken.

Die sensationellen ÖSV-Damen haben schon vier kleine Kugeln erobert und selbst wenn am kommenden Wochenende im schneearmen Zwiesel auch der Riesentorlauf vorzeitig vergeben werden sollte, wird der Fight um den Gesamtsieg erst beim Finale entschieden. Bei 19 Saisonsiegen wackeln aber schon in Zwiesel die Allzeitrekorde an ÖSV-Damen-Siegen (20) und Podestplätzen (47).

Götschl "eine Kämpferin"
Besonders heiß macht die Sache, dass die 31-jährige Renate Götschl noch voll im Rennen gegen drei deutlich jüngere Kolleginnen ist. Auch wenn die Steirerin auf dem Papier Außenseiterin ist, "die Renate darf man nie abschreiben, sie ist eine Kämpferin", ist Pum überzeugt.

Götschl fährt auf einer Erfolgswelle. In Tarvis stellte sie mit dem 7. Saisonsieg eine persönliche Bestmarke auf und steht nun mit ihren zwei absoluten Idolen auf einer Ebene bzw. sogar darüber. Sie egalisierte Franz Klammers Zahl an Abfahrts-Weltcupkugeln (5) und ist mit 17 Super-G-Siegen nun vor der Deutschen Katja Seizinger die Beste der Welt.

Zur Frage, was am Ende ausschlaggebend sein wird, gibt es verschiedene Antworten. Nicole Hosp hält "Glück" für am wahrscheinlichsten. Pum glaubt, dass die besseren Nerven und das größere Selbstvertrauen entscheiden. Und: "Wenn alle in ihren Spezialdisziplinen wie erwartet punkten, wird entscheiden, wer in seiner jeweils dritten und vierten Disziplin am meisten holt."

Vielleicht besteht am Ende aber doch eine Situation, die eine Stallorder nicht unlogisch machen würde. Wenn etwa im finalen Slalom Mario Matt mit einem Sieg einen Gesamtsieg von Raich verhindern könnte? Pum ist überzeugt: "Zu dieser Situation wird es nicht kommen."

(apa/red)