Viennale:
11 Filmtipps

Diese cineastischen Highlights solten Sie dieses Jahr nicht verpassen

Der Herbst ist da – und somit die Viennale-Zeit. Von 25. Oktober bis 8. November steht Wien wieder im Zeichen des Kinos. Das Filmfestival findet erstmals unter der Leitung der neuen Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi statt, die gleich einmal die Trennung zwischen Spiel- und Dokumentarfilm aufgehoben hat. Doch das macht nichts, das Programm kann sich sehen lassen - und News.at hat ein paar Filmtipps:

von Viennale © Bild: Viennale/Alexander Tuma

Alice T.

"Alice T." von Radu Muntean präsentiert sich als rumänisches Coming-of-Age-Drama um eine rebellische 17-Jährige, die sich dazu entschließt, ihr Kind zur Welt zu bringen. Der Regisseur erzählt darin von der Verunsicherung einer Jugend, für die jeder Tag eine neue Herausforderung bedeutet. Hauptdarstellerin Andra Guți wurde in Locarno als beste Schauspielerin prämiert.

Viennale 2018
© © Viennale

Angelo

Kein Film, den man schnell vergessen wird. Das sagte Regisseur Markus Schleinzer zu seinem neuesten Werk „Angelo“, das bereits in Toronto und San Sebastian gelaufen ist. Dieses ist als philosophisches Essay angelegt, in dessen Mittelpunkt der titelgebende und legendenumwobene "Hofmohr" steht. Anfang des 18. Jahrhunderts in Afrika geboren, kam er als Kindersklave über Umwege nach Wien, wo er als Exot bestaunt wurde, gleichzeitig aber auch um Autonomie kämpfte.

Viennale 2018
© © Novotny Film + Filmladen

Blaze

Ein Countryfilm mit Kris Kristofferson? Es scheint, als ginge Hollywoodstar Ethan Hawke als Regisseur auf Nummer sicher. Aber nein, natürlich steckt hinter "Blaze" keine beliebige Geschichte von gerissenen Saiten und gebrochenen Herzen. Stattdessen hat sich Hawke dem Leben und Werk von Blaze Foley angenommen, einem alles andere als angepassten Musiker aus Texas, der es selten leicht hatte. In der Rolle des bärbeißigen Sängers, der dann doch auch verletzliche Momente offenbart, glänzt Newcomer Ben Dickey, der sich bisher eher selbst als Musiker einen Namen gemacht hat. Hawke setzt in seiner dritten Regiearbeit auf ikonische Bilder und eine dunkel-verrauchte Atmosphäre, die den Zuseher mitten hinein bringen in die Bars und Saloons. Und ja, auch Kristofferson bekommt seinen Auftritt.

Viennale 2018
© © Viennale

Alles ist gut

Auf "delikaten Untergrund" wagt sich laut Viennale-Direktorin Sangiorgi Eva Trobisch in "Alles ist gut", "ein Machtkampf zwischen den Geschlechtern". Die junge deutsche Filmemacherin lotet darin die Folgen einer Vergewaltigung aus, denn das Opfer will kein Opfer sein, sondern weiterhin eine starke, berufstätige Frau. Doch die von ihr angewandte Verdrängungsstrategie erweist sich dazu als wenig erfolgreich.

Viennale 2018
© © Trimafilm

Chaos

Krieg und seine Folgen stehen bei "Chaos" im Fokus, in dem Sara Fattahi verschiedene Schicksale miteinander verknüpft - drei Frauen an drei verschiedenen Orten (Wien, Schweden, Damaskus), die auf unterschiedliche Weise das Grauen zu verarbeiten suchen. In Anwesenheit von Sara Fattahi und Mitgliedern der Filmteams.

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First Reformed

Der Venedig-Beitrag „First Reformend“ von Star-Regisseur Paul Schrader dreht sich um einen früheren Militärkaplan (Ethan Hawke), der nach dem Tod seines Sohnes die Frau (Amanda Seyfried) eines radikalen Umweltschützers kennenlernt. Der Kaplan ändert sein Leben und deckt Verwicklungen einer Kirche in skrupellose Geschäfte auf. "Wer Hoffnung für die Menschheit und den Planeten hat, hört nicht richtig zu", sagte Regisseur Schrader. "Ich glaube nicht, dass die Menschheit dieses Jahrhundert überlebt"

Viennale 2018
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Joy

In „Joy“ macht sich eine junge Frau auf den Weg nach Europa, genauer gesagt Wien, wo sie am Straßenstrich landet und auf Precious, eine ambivalente Mentorin trifft. Sudabeh Mortezais Film ist ein Werk über Zwangsprostitution in Wien, das in Venedig mit zwei Preisen bedacht wurde und für das man hart im Nehmen sein muss.

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Matangi Maya M.I.A.

2011 übergab die britisch-sri-lankische Musikerin Mathangi "Maya" Arulpragasam bekannt als M.I.A., ihrem Freund Steve Loveridge für eine geplante Doku einen reichen Schatz an persönlichen Aufnahmen. "Ich dachte, wir machen gemeinsam einen verrückten, drastischen M.I.A.-Film", sagt sie über "Matangi/Maya/M.I.A.“. "Aber es kam anders." Von Kritikern gefeiert, mit Ovationen bedacht wurde dieses intime, aufschlussreiche Porträt einer so talentierten wie umstrittenen Künstlerin. Doch „mir hat es überhaupt nicht gefallen“, sagte die Musikerin auf der Berlinale. Tatsächlich beinhaltet die vermeintliche Musikdokumentation wenig Musik, vielmehr geht es um die Person dahinter, die Tochter des Begründers der umstrittenen tamilischen Unabhängigkeitsbewegung, die mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern vor dem Bürgerkrieg aus Sri Lanka geflüchtet ist.

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Se Rokh

Jafar Panahi darf den Iran seit Jahren nicht verlassen und wurde mit einem Berufsverbot belegt - und gibt dennoch nicht klein bei. Sein heuer in Cannes prämiertes Werk "Se rokh" (Drei Gesichter) gefällt sich als minimalistisches Roadmovie mit großer Wirkung, eine Hommage an drei Generationen weiblicher Selbstbehauptung und Kreativität.

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Styx

Die deutsch-österreichische Koproduktion Styx erhielt bei der diesjährigen Berlinale gleich drei Preise. Nicht nur die Protagonistin, eine deutsche Ärztin, wird darin mit dem Leid von Flüchtlingen auf hoher See konfrontiert, wobei Regisseur Wolfgang Fischer Klischees vermeidet und die humanitäre Katastrophe am Meer auf einen persönlichen Blickwinkel herunter bricht.

Er arbeitet die Ohnmacht des einzelnen heraus, das Paradoxon, wie unbarmherzig die Weite des Meeres die Möglichkeiten des Handelns einengt. Die schwimmende Wohlstandsinsel der Ärztin begegnet auf hoher See der Realität dieser Erde. Wie eine blitzendweiße Provokation aus der Welt des Überflusses liegt die Jacht dem fahruntüchtigen Kahn gegenüber, und doch sitzt darin eine ratlose Frau, deren Beruf das Helfen ist, die aber mit den anderen unterginge, würde sie es tun. Letztlich eine Parabel auf die Situation Europas: Einer darf an Deck, der Rest wird auf Abstand gehalten.

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Touch me not

Der radikale rumänische Experimentalfilm "Touch Me Not" verschreckte bei der Berlinale bereits viele Menschen und hat dann – eine umstrittene Entscheidung – den Goldenen Bären gewonnen. Die rumänische Regisseurin Adina Pintilie beobachtet darin verschiedene Menschen bei deren sexuellen Praktiken unterschiedlichster Art. Die Mischung aus Spiel- und Dokumentarszenen mutet wie eine psychotherapeutische Laboranordnung an. Da werden Schamgrenzen nicht behutsam abgebaut, sondern regelrecht niedergerissen. Die Regisseurin sagte: "Ich wollte herausfinden, was Intimität ist. Es ist eine Forschungsarbeit. Es war insgesamt ein langer Prozess. Letztlich war es eine siebenjährige Liebesgeschichte für uns alle." In Berlin verließen viele Zuschauer die Aufführung – diejenigen die blieben, würdigten den Film allerdings mit starkem Beifall. Auf der Viennale kann man sich nun selbst ein Bild davon machen, wenn man mag.

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Infos, Programm und Tickets unter viennale.at.