Traumziel Thailand

Atemberaubende Natur, goldgelbe Sandstrände und eine chaotische, sehenswerte Hauptstadt: Das südostasiatische Land ist abwechslungsreich und das ganze Jahr über eine Reise wert.

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Reisen - Traumziel Thailand

Sawasdee - guten Tag." Kannika Kanjanaprapakul faltet ihre Hände vor der Brust, nickt langsam mit dem Kopf und lächelt. Kannika ist Reiseführerin. Sie spricht perfektes Deutsch, obwohl sie noch nie in einem deutschsprachigen Land war, und sie bleibt stets ruhig und höflich -egal, wie chaotisch es um sie herum gerade ist.

Und Bangkok ist chaotisch. Bereits kurz nach der Landung am Flughafen Suvarnabhumi, in den scheinbar nie endenden Gängen ist klar, was Besucher hier erwartet: eine schnelle, vibrierende Metropole, in der rund um die Uhr in voller Intensität gelebt, gearbeitet und gefeiert wird. Eine Stadt zwischen bitterer Armut und modernsten Wolkenkratzern.

Bangkok, Thailand
© iStockphoto.com Bangkok

5,7 Millionen Einwohner leben in der thailändischen Hauptstadt. Offiziell. Inoffiziell sind es über 14 Millionen. Neun Millionen Autos sind in der Stadt registriert. Ausgelegt seien die Straßen aber nur für 1,6 Millionen, sagt Kannika. Die Folge: Es staut überall. Die Einheimischen steigen daher gerne auf Mopeds um und schlängeln sich damit waghalsig durch die langsam dahinschleichenden Kolonnen. Auch die Motorrad-Taxis machen stets ein gutes Geschäft. Damit zu fahren sei sehr billig und für Touristen ein großes Erlebnis, meint Kannika und fügt lachend hinzu: "Vorausgesetzt, die Knie bleiben heil."

Genauso abenteuerlich ist die Fahrt mit einem der Tuk Tuks. Rund 10.000 davon in den unterschiedlichsten Farben sind auf Bangkoks Straßen unterwegs. Es ist erstaunlich, wie viel die kleinen Gefährte transportieren können. Manche sind bis zum Dach mit prall gefüllten Einkaufssäcken vollgestopft. In anderen stapeln sich die Passagiere. Elf Personen in einem Tuk Tuk sind laut Kannika der Rekord.

Bangkoks Street Food

Auch die rund 50.000 Garküchen auf den Gehsteigen prägen das Stadtbild. Der Fernsehsender CNN hat Bangkoks Straßenküchen zu den weltweit besten gekürt. Von früh bis spät wird hier geschält, gekocht und gegrillt. Rohe Früchte, Suppen, frittierte Würste oder gebackene Enten - die Auswahl der Speisen ist riesig.

Die Gerüche, die die Stände verströmen, verleihen Bangkok einen unverwechselbaren Charakter. Es riecht nach Fett und Curry, nach Süßem und zugleich nach Scharfem. Es ist ein Geruch, der in Europa nicht existiert. Den Behörden sind die Stände allerdings ein Dorn im Auge. Sie wollen sie verbieten und so Ordnung auf den Gehsteigen schaffen.

Bangkok hat auch Charme. Wer nach einiger Zeit bei hohen Temperaturen und extremer Luftfeuchtigkeit nicht mehr ausschließlich an die am Körper klebende Kleidung denkt, sondern die Stadt auf sich wirken lässt, wird ihn entdecken. Etwa bei einer Fahrt mit der öffentlichen Fähre über den Chao Phraya, den Hauptfluss Bangkoks. Legt die Fähre an, einfach mit den Menschenmassen von Bord treiben lassen. So landet man kurz darauf unweigerlich bei der nächsten Sehenswürdigkeit.

Wat Arun, der Tempel der Morgenröte, ist bereits vom Wasser aus beeindruckend. Und die Anlage wird noch imposanter, je näher man kommt. Der Tempel ist nur einer von 453 in Bangkok. 45.000 gibt es in Thailand insgesamt.

93,5 Prozent der Thais sind Buddhisten, rund fünf Prozent Muslime. Diese leben vor allem im Süden des Landes, wo es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Sicherheitskräften kommt. Diese Regionen an der Grenze zu Malaysia meiden Touristen am besten.

Beim Besuch eines Tempels sollte es selbstverständlich sein, die Regeln zu respektieren. "Wir Thais sind eigentlich immer freundlich. Nur bei Religion, Politik und Königshaus verstehen wir keinen Spaß", erklärt Kannika. Es sei sehr unhöflich, Spaß-Selfies mit Buddhastatuen zu machen, sich Buddha tätowieren zu lassen, einen Tempel in Straßenschuhen oder mit unbedeckten Schultern zu betreten.

Der Aberglaube der Thais

Gut 40 Prozent der Thais, schätzt Kannika, seien zudem abergläubisch. Es soll Glück bringen, den Bauch des goldenen Buddhas beim Eingang des Tempels zu streicheln. Da die Neun eine Glückszahl ist, besuchen viele inländische Touristen oft gleich neun Tempel an einem Tag.

Wichtig ist den Thais auch, die Götter stets bei Laune zu halten. Der Bug der Schiffe wird mit Bändern geschmückt, um den Wassergott milde zu stimmen. Vor den meisten Hochhäusern und in den Gärten stehen bunte Geisterhäuschen inklusive Opfertisch. Dort, so der Glaube, können die Geister, die beim Hausbau von den zuvor leeren Grundstücken vertrieben wurden, nun wohnen.

Nach dem Trubel und der Schwüle der Großstadt ist die Sehnsucht nach Abkühlung und Erholung groß. Thailand ist bekannt für seine paradiesischen Sandstrände. Phuket liegt rund 700 Kilometer oder 1,5 Flugstunden südwestlich von Bangkok. Die Region ist mittlerweile so etwas wie der Ballermann des Landes: Das ausschweifende Nachtleben ist für viele Touristen zentraler Bestandteil ihres Urlaubs.

Beschaulicher geht es im rund 100 Kilometer weiter nördlich gelegenen Khao Lak zu. Der Tsunami im Jahr 2004 traf diese Region besonders schlimm. Zehntausende Menschen starben allein rund um Khao Lak, 230.000 wurden insgesamt Opfer der Naturkatastrophe.

Die Hotels sind längst wieder aufgebaut und für etwaige kommende Tsunamis wurde vorgesorgt. Ein Frühwarnsystem soll rechtzeitig Alarm schlagen und gut beschilderte Evakuierungsrouten weisen den Weg zum höchsten Punkt der Umgebung.

Einzig das 60 Tonnen schwere Polizeiboot, das durch die zerstörerische Kraft der Riesenwelle von der Küste zwei Kilometer ins Landesinnere gespült wurde, erinnert noch sichtbar an die Katastrophe. Die seelischen Wunden allerdings sind nach wie vor nicht verheilt. Viele Einheimische, die Angehörige oder Freunde verloren haben, können und wollen das Meer nach wie vor nicht sehen.

130 Nationalparks

Khao Laks kilometerlange Strände sind weiß bis goldgelb, das Meer türkisblau und angenehm warm. Dennoch wäre es schade, das Umland nicht zu erkunden.

In Thailand befinden sich 130 Nationalparks. Sie wurden geschaffen, um diese Regionen vor der massiven Abholzung zu schützen. Rund 60 Kilometer von Khao Lak entfernt liegt Khao Sok. Mittelpunkt dieses Nationalparks ist der 162 Quadratkilometer große Chiao-Lan-See, der durch den Bau des riesigen Ratchaprapha-Staudamms im Jahr 1980 entstanden ist.

Das Wasser des bis zu 90 Meter tiefen Sees glitzert smaragdgrün. Imposante Felsen aus Sandstein und Kalk ragen am Ufer und auch mitten im See bis zu 1.000 Meter empor. Es ist einer jener Orte, die von Beginn an gefallen, doch immer noch schöner und faszinierender werden, je länger man sich dort aufhält.

Longtailboote bringen die Touristen ins Innere des Parks. Dort starten Trekkingtouren durch den Dschungel. In einigen Buchten kann in schwimmenden Unterkünften übernachtet werden. So können die einzigartige Geräuschkulisse und die Atmosphäre des Regenwaldes noch genossen werden, wenn der Park für Tagesbesucher bereits geschlossen ist und die Boote den See wieder verlassen haben.

Die Hütten sind einfach, die Mücken nicht so zahlreich wie befürchtet und das frisch zubereitete Essen schmeckt. Arbeiten dürfen hier nur jene Menschen, die durch die Flutung der Täler wegen des Staudamms ihre Dörfer verloren haben. Sie sind nun Parkranger, Gastgeber und Köche. Sie begleiten Gäste in den Urwald - und lächeln stets dabei.

"Wir Thais versuchen immer positiv zu denken und viel zu lächeln", erklärt Kannika. Einerseits tue man den Mitmenschen etwas Gutes, wenn man ihnen ein Lächeln schenkt, andererseits schaue so jeder automatisch viel jünger aus.

Und nach einigen Tagen zwischen Großstadt, Strand und Natur, überwältigt von den einzigartigen Eindrücken und der ungezwungenen Gastfreundschaft, sollte es dann auch den Urlaubern nicht mehr schwerfallen, das freundliche Lächeln einfach zu erwidern.