Tsunami hautnah

Eine Familie kämpft gegen die Fluten, der Zuschauer gegen die Tränen

In Hollywood ist nichts unmöglich - und somit kommt jetzt, 9 Jahre nach dem schrecklichen Tsunami in Südostasien, ein Film zu den tragischen Ereignissen in die heimischen Kinos. The Impossible beruht auf der wahren Geschichte einer spanischen Familie, die durch das Unglück auseinander gerissen wird - nicht ohne dabei erbarmungslos auf die Tränendrüse zu drücken.

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    Achtung, Tsunami: der Moment, der alles änderte

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    Als alles noch gut war: Familienidylle auf Khao Lak

Maria und Enrique Belon verbrachten 2004 mit ihren 3 Söhnen ihre Weihnachtsferien in Khao Lak und hatten es sich gerade am Pool ihrer Hotelanlage gemütlich gemacht, als der Tsunami mit voller Wucht das Festland erreichte. Circa 15 Minuten dauert das Drama am Bildschirm, in dem die Familie brutal auseinandergerissen wird und in den Fluten um ihr Überleben kämpft. Obwohl Regisseur J.A. Bayona und nahezu das gesamte Produktionsteam ebenfalls aus Spanien stammen, entschied man sich, die Nationalität der Hauptcharaktere unerwähnt zu lassen um - natürlich - ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Und somit schlüpfen die oscarnominierten Briten Naomi Watts und Ewan McGregor in die Rollen von Maria und Enrique, der kurzerhand in Henry umbenannt wurde.

Eine Familie geht unter

Wir erleben die Naturkatastrophe aus der Sicht von Maria und ihrem ältesten Sohn Lucas, die von der Welle unbarmherzig mitgerissen werden, sich wie ein Wunder in den tosenden Fluten nicht verlieren und trotz schwerer Verletzungen auf einen Baum retten können. Dann beginnt der alptraumhafte Überlebenskampf der beiden - während das Schicksal der restlichen Familienmitglieder zunächst unbekannt bleibt. Diese Erzählweise erweist sich als sehr effektiv, da dadurch zusätzlich Spannung aufgebaut wird. Naomi Watts meistert die Darstellung einer Mutter, hin und her gerissen zwischen Schock, körperlichen Qualen und dem Willen, ihren Sohn zu beschützen, mit großer, emotional mitreißender Bravour, die ihr eine Oscarnominierung einbrachte. Erst als sich Marias Zustand sichtlich verschlechtert, startet Henrys Geschichte. Auch McGregor, im zerstörten Urlaubsparadies verzweifelt auf der Suche nach den Resten seiner Familie, hat einige große Momente - so zum Beispiel als er am Telefon zusammenbericht, als er seinem Schwiegervater mitteilen muss, dass er nichts über den Verbleib von Maria weiß.

Ein Tsunami an Gefühlen

Emotionale Momente gibt es viele im Film. Menschen in größter Not, unter Schmerzen, allein zwischen Tod und Zerstörung aber zwischendrin immer wieder Momente des Glücks und der Hoffnung - im Positiven wie Negativen untermalt vom orchestralen Soundtrack, so dass der Besucher fast schon aufdringlich zum Mitfühlen aufgefordert wird. Die Message des Films soll wohl wie ein Tsunami richtig einschlagen, nämlich dass das Unglück Menschen wie dich und mich getroffen hat, tausende Leben gekostet und Familien auseinander gerissen hat - manche für immer. Wer gerne heult, hat hier den richtigen Film gefunden. The Impossible ist ein Film über das Überleben und zeigt, das Überlebenwillen allein oft nicht ausreicht.

Mittendrin, statt nur dabei

Der Film brilliert in erster Linie aber in der technischen Umsetzung des Tsunamis und seiner Folgen. Die brachiale Naturgewalt mit ihrer vollen Zerstörungskraft lässt nicht nur die Betroffenen, sondern auch den Zuschauer nach Luft schnappen. Und das zerstörte Küstengebiet Thailands, teilweise in Luftaufnahmen abgebildet, wirkt so, als hätte man den Film tatsächlich 2004 vor Ort gedreht. Mehr als 230.000 Menschen in 14 Ländern verloren ihr Leben und selbst wenn der Film nach vielen emotionalen Höhen und Tiefen ein versöhnliches Ende findet - von Happy End kann man in so einer Situation wahrlich nicht sprechen.

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