Der Osterhasen-Check 2017

NGOs testeten die ökologische und soziale Qualität der Hasen aus Schokolade

Ostern steht vor der Tür und schon längst gibt es in etlichen Supermärkten wieder die beliebten Schoko-Osterhasen zu kaufen. Hase ist jedoch nicht gleich Hase, wie der Osterhasen-Check 2017 der Menschenrechtsorganisation "Südwind" und der Umweltschutzorganisation "Global 2000" zeigt. Zwei Drittel der Süßigkeiten beinhalten Pestizid-Rückstände.

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Getestet - Der Osterhasen-Check 2017

Der Trend geht klar zum nachhaltigen Schoko-Osterhasen, doch in manchen Produkten konnten die Tester immer noch Pestizid-Rückstände feststellen. "Nach dem Osterhasen-Check im Vorjahr und einer breit unterstützten Petition ist das Angebot von sozial und ökologisch zertifizierten Schokolade-Osterhasen stark gewachsen. Vor allem die Eigenmarken-Hasen der Supermärkte tragen zunehmend Gütesiegel", teilt Kakao-Expertin Caroline Sommeregger von "Südwind" in einer Aussendung mit.

Die Bewertungskriterien

Die Organisationen haben die Schokolade-Osterhasen auf Pestizid-Rückstände getestet und basierend auf unabhängigen Gütesiegeln, wie dem Fairtrade-, dem UTZ- und dem EU-Bio-Siegel, die soziale und ökologische Qualität bewertet. Unternehmenseigene Nachhaltigkeitsinitiativen der Hersteller sind laut "Südwind" und "Global 2000" nicht berücksichtigt worden, da sie für Konsumenten nicht am Produkt nachvollziehbar sind.

Das sind die Testsieger

Die NGOs haben ein Ampelsystem entwickelt, dass Konsumenten bei der Wahl des für sie richtigen Schoko-Osterhasen helfen soll: Das Ampelsystem (grün, gelb, rot) informiert jeweils über die ökologische und soziale Qualität von 31 Schokolade-Hasen aus österreichischen Supermärkten. Heuer wurde gleich drei "grüne" Testsieger gekürt: die Hasen "Biologische Milchschokolade dekoriert" (EZA-Fairer Handel), "Natur aktiv Bio Confiserie Osterhase" (Hofer) und "Swiss Confisa Franz" (Chocolats Halba). Zehn Schoko-Hasen - ein Drittel der getesteten Hasen - wurden aufgrund fehlender Zertifizierung und prekärer Umwelt- und Produktionsbedingungen im Kakaoanbau als sozial und ökologisch bedenklich eingestuft und zweifach mit "rot" gekennzeichnet. Damit fiel der Check 2017 besser aus als im Vorjahr. Damals wurden mehr als die Hälfte der Produkte als "rot" eingestuft.

Diese Hasen sind durchgefallen

Am schlechtesten abgeschnitten - mit zwei haben "roten Hasen" - haben die Hasen der Firmen: "Ferrero Rocher", "Franz Hauswirth Hase Ostermischung", "Hammermühle", "Heidi", "Kinder Überraschung", "Kinder", "Lindt Goldhase", "Lindt Hello Bunny", "merci" und "Milka". Sämtliche Produkte dieser Hersteller wiesen kein Gütesiegel auf, teils konnte auch eine Pestizidbelastung nachgewiesen werden. Das trifft allerdings auch auf Produkte zu, die besser bewertet wurden beziehungsweise ein Gütesiegel vorweisen konnten.

Sie können den Osterhasen-Check 2017 hier downloaden.

Was die Hersteller sagen

Einige der Hersteller, die am schlechtesten abgeschnitten haben, nahmen zu dem Testergebnis Stellung:

1. Lindt & Sprüngli
... "Lindt & Sprüngli engagiert sich als Premium-Schokoladehersteller seit Jahren für nachhaltigen Kakaoanbau"...
"Über 55.000 Kakaobauern in Ghana, Ecuador und Madagascar sind mittlerweile Teil des "Lindt & Sprüngli Farming Program", das sie bei der Verbesserung ihrer Anbaupraktiken in wirtschaftlicher, landwirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht unterstützt. Eine externe Stelle (The Forest Trust) prüft dabei regelmäßig die erreichten Verbesserungen." ...
"Eine Einteilung von Produkten in „zertifiziert = gut“ und „nicht zertifiziert = schlecht“ ist für eine Bewertung zwar am einfachsten, greift aber eindeutig zu kurz, wenn es um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauernfamilien geht und trägt der Komplexität der Probleme und Lösungsansätze in keiner Weise gebührend Rechnung." ...
"Es ist uns aber bewusst, dass wir – ohne bekanntes Siegel – verstärkt über unseren Ansatz kommunizieren müssen, damit die Konsumenten verstehen können, was unser Programm beinhaltet."...

2. Ferrero
"Wie Ihre Testergebnisse zeigen, finden sich keinerlei Pestizidrückstände in den beiden Osterhasen der Marke kinder. Im Ferrero Rocher Osterhasen mit Haselnussstückchen wurden Spuren von Rückständen nachgewiesen, die jedoch unterhalb der gesetzlich festgesetzten Grenzwerte liegen."...
"Produktqualität und -sicherheit werden durch ein strenges System interner Verfahrensweisen gewährleistet und durch systematische Audits überprüft."...

3. Hauswirth
"In den letzten Jahren wurde der Anteil an sozialzertifizierten Produkten kontinuierlich ausgeweitet und er wird auch in Zukunft weiterhin deutlich ansteigen. Wir haben in unserem Sortiment viele Artikel mit UTZ oder produzieren auch Eigenmarken mit FairTrade Zertifizierung"...
"Neben diesen direkt auf den Produkten ausgelobten Beiträgen engagieren wir uns auch, und zwar ohne dafür irgendeine Anerkennung in der Öffentlichkeit zu suchen, bei anderen Projekten, die wir als sinnvoll erachten. Besonders erwähnen möchte ich hier etwa das von der UNODC und der Kolumbianischen Regierung ins Leben gerufene Programm "Kakao statt Drogen"."...

4. Lidl Österreich
Lidl hat beim Test gut abgeschnitten, geringe Pestizidrückstände wurden jedoch gefunden.
"Alle von Südwind getesteten Produkte liegen innerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Gleichzeitig teilen wir die Meinung, dass im Idealfall gar keine Pestizidrückstände in den Produkten nachweisbar sind. Wir arbeiten deshalb gemeinsam mit unsere Produzenten beständig daran, uns weiter zu verbessern. Dazu bauen wir auch unsere Zusammenarbeit mit Siegelorganisationen wie Fairtrade, UTZ oder Rainforest Alliance weiter aus."

5. DM
Der Hase von DM mit Bio-Gütesiegel hat mittelmäßig abgeschnitten. Hier wurden ebenfalls geringe Pestizidrückstände nachgewiesen.
"Die fünf detektierten Pestizidrückstände liegen jeweils unterhalb der Bestimmungsgrenzen der durchgeführten Analyse."...
"Wir versichern Ihnen, dass für unser Produkt bzw. bei den eingesetzten Rohwaren keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz gekommen sind. Unser dmBio Schokohase Vollmilch entspricht daher den Anforderungen an biologische Lebensmittel."...
"Die Detektion von fünf verschiedenen Rückständen wie in der vorliegenden Analyse, wenn auch unter Einhaltung des BNN-Orientierungswertes, ist im Rahmen unseres jahrelangen Monitorings der Rohwaren und Endprodukte noch nicht vorgekommen.
Da Authentizität und Prozesssicherheit unserer biologischen Produkte für uns entscheidend sind, nehmen wir die von Ihnen übermittelte Analyse zum Anlass eine konkrete Ursachenforschung zu betreiben. Die Ursachenforschung hat das Ziel, etwaige Prozesskontaminationen zu lokalisieren und auf ein nicht vermeidbares Mindestmaß zu reduzieren."

Mit Pestiziden belastet

In 22 der 31 getesteten Schokolade-Osterhasen haben die Tester Pestizide nachgewiesen, bis zu fünf verschiedene in einem Hasen. "Die Pestizid-Rückstände in den Osterhasen deuten auf einen massiven Einsatz von Pestiziden in der Produktion hin – mit enormen negativen Folgen für die Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen und für die Umwelt", sagt Martin Wildenberg, Nachhaltigkeits-Experte von "Global 2000". Die festgestellten Mengen in den Schokolade-Hasen würden jedoch keine direkten Gesundheitsrisiken für die Konsumenten bergen. Einige der Chemikalien - wie Chlorpyrifos, Cypermethrin, Deltamethrin und Permethrin - seien allerdings hormonell wirksam und würden ihre Wirkung auch in kleinsten Mengen entfalten. Darüber hinaus sei über das Zusammenwirken der verschiedenen Pestizide als "Cocktail" nur wenig bekannt.

Der Tipp des Experten lautet: Beim Einkauf auf das EU-Bio-Siegel am besten in Kombination mit dem Fairtrade-Gütesiegel zu achten. Der Bio-Anbau verbiete nämlich die Verwendung von Pestiziden. Zudem könnten Bauern dank wachsender Nachfrage einen höheren Preis für ihre Bio-Produkte erzielen.

© Video: Südwind/Global 2000