Steirischer Reis

Adele und Franz Fuchs waren auf der Suche nach "etwas Neuem" und entschlossen sich, Reis auf ihren Feldern anzubauen. Es dauerte vier Jahre bis zur ersten erfolgreichen Ernte.

von Steirischer Reis © Bild: Copyright (c) 2018 Love the wind/Shutterstock.

Reisfelder sind eigentlich etwas typisch Asiatisches. Schließlich zählt das Getreide dort zu den Grundnahrungsmitteln. So werden in China mehr als 211 Millionen und in Indien rund 160 Millionen Tonnen Reis jährlich produziert. Doch seit einiger Zeit wächst diese Getreide auch in der kleinen Gemeinde Klöch inmitten des südoststeirischen Weinlandes.

Vor mittlerweile elf Jahren bauten Adele und Franz Fuchs zum ersten Mal Reis an. Warum ausgerechnet Reis in der Steiermark, die bekannt für Wein und Kürbiskernöl ist? "Wir waren immer auf der Suche nach etwas Neuem, das wir ausprobieren können", erklärt Landwirtin Adele Fuchs. "Und Reisanbau war zu diesem Zeitpunkt in Österreich bisher noch weitgehend unbekannt. Dieses ,Unbekannte' reizte uns."

© SteirerREIS by Fuchs/Barbara Majcan SORTIMENT. Begonnen haben Adele und Franz Fuchs mit Kürbiskernöl. Nach und nach kamen weitere Produkte dazu
© SteirerREIS by Fuchs/Barbara Majcan AUFBEREITUNG. 2021 eröffneten Adele und Franz Fuchs ihre neue "Reis Manufaktur" - eine 300 m² große Halle zur Aufbereitung. Hier wird der Reis u. a. geschält und poliert. Zudem werden Fremdkörper wie Steine und pilzbefallene Reiskörner automatisch aussortiert
© SteirerREIS by Fuchs/Barbara Majcan ERNTE. Der Reis wird -abhängig vom Wetter -zwischen Ende September und Mitte Oktober geerntet. Anschließend wird er gereinigt, getrocknet und gelagert. So verlagern sich ungekannte Kompetenzen ins Steirische

Idee beim Backhendlessen

Die Idee kam dem innovativen Paar im Sommer 2010 beim Backhendlessen im Gasthaus Palz im Ort. Sie bestellten Reis als Beilage, und schließlich entbrannte darüber eine Diskussion. "Wir fragten uns,w warum es eigentlich keinen steirischen Reis gibt", erinnert sich Fuchs zurück.

Daraufhin begannen sie mit der Recherche. Adele Fuchs informierte sich über Anbaumethoden, ihr Mann Franz ermittelte Wetterdaten, und gemeinsam machten sie Familienausflüge nach Italien, um sich dort mit Reisbauern auszutauschen und die Chancen für einen erfolgreichen Reisanbau in der Steiermark auszuloten. Schließlich stand der Entschluss fest: "Wir waren überzeugt, dass wir es probieren sollten."

Kohlenhydrate und Mineralstoffe

Reis ist für mehr als die Hälfte Weltbevölkerung das Hauptnahrungsmittel. Zum Großteil besteht er aus Kohlehydraten. Weitere Inhaltsstoffe sind Wasser und Eiweiß sowie Eisen, Zink, Magnesium und Vitamine. Mineralstoffe und Vitamine verringern sich aber mit zunehmender CO2-Konzentration in der Luft. Auch sind sie überwiegend hinter dem sogenannten Silberhäutchen zu finden, weshalb Vollkornreis gesünder als weißer Reis ist.

Für Adele Fuchs, die selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, "war nicht immer klar", dass sie selber eine Landwirtschaft betreiben will. Doch dann lernte sie ihren Mann kennen und übernahm mit ihm den Hof der Schwiegereltern. Nach wie vor helfen diese mit. "Wir sind ein reiner Ackerbaubetrieb hauptsächlich mit Spezialkulturen - mit steirischem Kürbiskernöl, Käferbohnen und Knabberkernen", erklärt Fuchs. Nach und nach kamen Marmeladen, Essig, Buchweizen und Polentamais für die Direktvermarktung dazu. Und dann eben noch der Reis.

Viele gescheiterte Versuche

Sie fanden eine für die Steiermark geeignete Sorte in Italien: einen sehr frühreifen Mittelkornreis. Sie säten, doch konnten nichts ernten. "Wenn man in der Landwirtschaft etwas Neues wagt und es geht schief, dann ist gleich ein Jahr verloren", sagt Fuchs. Und genau das ist der Familie beim Reisanbau wiederholt passiert.

2011 bauten sie auf rund einem halben Hektar Fläche Reis an. Doch die Ernte fiel aus. Aber, so Adele Fuchs, in der Landwirtschaft lerne man, "nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken, wenn etwas einmal nicht funktioniert".

Sie probierten es ein zweites Jahr und ein drittes. Doch es funktionierte nicht. Schließlich stellten sie sich die Frage, ob sie überhaupt noch weitermachen sollten.

"Ich habe gesagt, wir probieren es noch ein Jahr", so Fuchs. Es war 2014 zwar keine große Ernte, sondern gerade einmal eine Scheibtruhe voll. Doch der Reis wuchs, und das gab den steirischen Bauern wieder genug Motivation, um weiterzumachen.

Wasser und Wärme

In Asien wird Nassreisanbau betrieben. Es werden Terrassen angelegt und diese Felder geflutet. Dazu sind allerdings ca. 4.000 Liter Regen-oder Flusswasser pro Kilogramm Reis notwendig. Dieses Unter-Wasser-Setzen hat den Vorteil, dass ein Mikroklima entsteht und sich die Temperaturunterschied zwischen Tag-und Nacht nicht so extrem auswirken.

Eine Anbaumethode, die in der Steiermark allerdings nicht möglich ist. Die Böden könnten das Wasser nicht halten, und der Verbrauch wäre in den ohnehin immer trocken werdenden Sommern enorm. Daher entschied sich Familie Fuchs für den Trockenreisanbau. Dieser funktioniert ähnlich wie der Anbau des übrigen Getreides. Eine Bewässerung der Felder ist in den meisten Jahren dennoch notwendig, der Wasserverbrauch ist aber deutlich geringer.

"Der August ist die schwierigste Zeit, weil es meist am heißesten ist. Dann müssen wir auf Regen hoffen. Denn es ist wichtig, dass der Reis nicht austrocknet", erklärt Fuchs. Der vergangene August war hingegen zu kalt. Die Temperaturen sanken so tief, dass der Reis zwei Wochen lang aufhörte, zu wachsen.

Als Risotto und Beilage

Mit der ersten Ernte im Jahr 2014 fand ein Umdenken in der Umgebung statt: "Die Schwiegereltern haben zunächst unsere Versuche sehr kritisch betrachtet. Auch manche Nachbarn haben zunächst genau beobachtet, was wir da machen." Mittlerweile produzieren einige Landwirte aus der Region ebenfalls Reis, und Adele Fuchs erhält immer mehr Anfragen zum Reisanbau in Österreich.

Sie betreut gemeinsam mit ihrem Mann zudem Projekte von Schulklassen der HBLFA Wieselburg/Josephinum und weiterer höhere landwirtschaftliche Ausbildungsstätten -um "die Jungen zu motivieren, Neues zu probieren". Außerdem bieten sie für Interessierte Führungen auf ihrem Hof an.

Regionaler Handel und Online-Shop

Mitte April, sobald es Boden und Temperaturen zulassen, wird neuer Reis angepflanzt. Geerntet wird schließlich ab Mitte September. Der Mittelkornreis, den Familie Fuchs in der Steiermark anbaut, ist ein typischer Risottoreis. Er wird im Hofladen, dem regionalen Handel und im Onlineshop verkauft. Zudem servieren ihn bereits Gastwirte in der Südoststeiermark. Sie machen daraus Sushi und bieten ihn als Beilage an, zum Backhendl, zum Beispiel.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News-Magazin Nr. 10/2022.