Unterschiedlichkeit von
Investoren ist sinnvoll

Super-Angels allein reichen nicht

Karin Kreutzer, Inhaberin von AUBMES Invest GmbH und Kommunikationsberaterin, im Gespräch mit Burkhard Gantenbein und Andreas Haschka, Gründer und Geschäftsführer von ANGO Invest GmbH.

von Startup-Investoren Talk - Unterschiedlichkeit von
Investoren ist sinnvoll © Bild: Shutterstock

Nach vielen Jahren als Vorstandsdirektoren in den renommierten Versicherungskonzernen Generali und Helvetia habt Ihr vor drei Jahren die Ango Invest GmbH gegründet. Definitiv ein Kontrastprogramm. Wie geht es euch in der Selbständigkeit? Schon eingewöhnt?

Gantenbein: Danke ja, sehr gut eingewöhnt. Es war aber schon eine Umstellung, ganz ohne Mannschaft im Hintergrund zu arbeiten. Büro- und IT-Organisation nimmt selbst in einer kleinen Firma wesentlich mehr Zeit in Anspruch als ich geglaubt habe.

Haschka: Nach drei Jahren haben wir unsere Eingewöhnungsphase hinter uns gelassen und sind schon einigermaßen selbständig.

Was war eigentlich Eure Entscheidungsgrundlage?

Gantenbein: Wir wollten beide nach über 20 Jahren Versicherungsbranche komplett etwas anderes machen – andere Themen und andere Menschen kennenlernen. Und wir wollten beide mehr Freiheiten haben – über unsere Terminkalender, über unsere Jahresplanung, über die Gestaltung unserer Arbeit und über unsere Entscheidungen. Denn so interessant ein Vorstandsjob auch ist, er schränkt die persönliche Freiheit schon sehr ein. Der Jahresablauf ist komplett verplant und fixiert.

Haschka: Da ich als CFO viele Jahre mit Veranlagungsthemen betraut war, lag das Investment-Geschäft als neues Betätigungsfeld recht nahe. Ich habe in dieser Zeit auch viele junge Gründer kennengelernt. Der Mut junger Menschen zu gründen, hat mir immer schon gut gefallen. Sie nun beim Aufbau ihrer Unternehmen zu unterstützen, hat mich daher sehr gereizt. Ebenso der gemeinsame Aufbruch in das technologisch neue Zeitalter, das auf uns alle zukommt. Und erfreulicherweise fand Burkhard das auch reizvoll. Also haben wir unsere Jobs von der Versicherungs- in die Startup-Branche verlegt. zumindest zum Großteil, Burkhard ist ja seit kurzem im Aufsichtsrat der Uniqa Versicherung. Und auch wenn wir keinen Branchenschwerpunkt haben, so interessieren wir uns natürlich nach wie vor für Fin- und Insurtechs.

War von Anfang an klar, dass Ihr eine gemeinsame Firma gründet? Es gibt ja auch viele Einzelinvestoren, die bei Bedarf kooperieren. Wobei mir vorkommt, der Trend geht schon stärker zu Teams und Firmen.

Haschka: Durch eine gemeinsame Firma hat man einen gemeinsamen Hafen und die Identifikation ist sicherlich höher als bei einer losen Kooperation.

Gantenbein: Der Austausch ist durch eine gemeinsame Firma offener und intensiver. Und wir ergänzen uns sehr gut – gerade weil wir unterschiedliche Zugänge und Herangehensweisen haben. Wir vertrauen einander, lassen uns unsere Freiheiten und es gibt auch keine gegenseitigen Knebelverträge. Das ist wichtig.

Burkhard, du bist Schweizer und Ihr seid auch in Schweizer Startups investiert. Was läuft anders in der Schweiz als in Österreich?

Gantenbein: Bei der Qualität der Startups gibt es keine Unterschiede. Aber die Schweizer Startup-Szene insgesamt hat zweifelsohne einen Vorsprung. Die Szene ist größer und vernetzter. Gründer, Investoren, Unis und Fachhochschulen, die Privatwirtschaft, die Kantone und der Staat gehen viel offener und gemeinsamer vor. Der Drive ist ein anderer. In der Schweiz gibt es viel weniger Ängste etwas gemeinsam zu tun, man ist viel bereiter sich gegenseitig zu befruchten.

Haschka: Schade finde ich, dass in Österreich durch ein gewisses „Kastldenken“ oft Synergien sowohl für die Start-ups aber auch zwischen den Investoren nicht genutzt werden.

Gantenbein: Und der Staat und sein Engagement steht in der Schweiz auch wesentlich weniger im Fokus. Privatinitiativen sind viel häufiger und viel angesehener. Große Konzerne sind schon seit vielen Jahren sehr aktiv bei der Förderung von Startups - das liegt ja in Österreich überhaupt noch in den Kinderschuhen.

Haschka: In Österreich gibt es halt auch viel weniger Headquarters - Startup-Aktivitäten werden selten von Landesniederlassungen gestartet. Und es gibt last but not least auch mehr Geld in der Schweiz. Dadurch ist die Schweizer Startup-Szene nicht so kleinteilig. Startups können viel größere Tickets hergeben und kommen dadurch oft mit weniger Investoren durch. Was das Leben der Gründer natürlich erleichtert.

Vom Manager zum Business Angel – was ist zu bedenken?

• In der Startup-Welt wird wenig geplant und viel improvisiert. Das hat nicht immer mit mangelnder Professionalität, sondern mit der hohen Dynamik zu tun.

• Man muss es aushalten, nicht operativ in die Geschäftsführung eingreifen zu können. Denn man ist weder der Chef der Gründer noch der Hauptaktionär.

• Es ist gar nicht so schwer und teuer in Österreich ein Unternehmen zu gründen. Vom diesem Vorurteil und Gejammer sollte man sich nicht anstecken lassen.

Ich finde allerdings, dass verschiedene Investoren eine Bereicherung für Startups sind.

Haschka: Die Unterschiedlichkeit der Investoren ist schon sinnvoll, ich wünsche sie mir sogar bei unseren Startups. In jeder Phase ist auch ein anderer Typus und Knowhow-Träger gefragt – Startups gehen ja sozusagen von der Improvisation zur Organisation. Wichtig ist dabei, dass man einen sinnvollen Mix findet und die Gründer in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen entsprechend unterstützt.

Was hat sich Eurer Meinung in den letzten drei Jahren zum Positiven in der österreichischen Startup-Szene entwickelt? Und was gefällt euch weniger?

Gantenbein: Ich finde die gestiegene Dynamik und das Wachstum der Szene positiv. Auffallend ist jedoch, dass die Gründer oft zu wenig die Ressourcen und Stärken der einzelnen Investoren nutzen. Gerade in den Bereichen Organisation, Personal und Finanzen, und damit ist nicht nur das Funding gemeint, sehe ich durchaus mehr Möglichkeiten einer aktiven Einbindung unsererseits.

Haschka: Ein Business-Angel sollte ja gerade dieses „Mehr“ an Engagement mitbringen als ein reiner Finanzinvestor. Erfreulicherweise ist die Szene internationaler und auch regional breiter aufgestellt und nicht mehr nur eine Konzentration auf wenige Super-Angels. Für eine gesunde Entwicklung braucht es Vielfalt und durchaus auch immer wieder neue Gesichter auf den Bühnen.

© Karin Kreutzer/beigestellt Karin Kreutzer mit Burkhard Gantenbein und Andreas Haschka

Über ANGO Invest GmbH

Die ANGO Invest ist ein privat finanziertes Beteiligungsunternehmen, mit klarem Investmentfokus auf Start-ups. Aktuell hält ANGO Invest 10 Beteiligungen. Vor der Gründung von ANGO Invest war Burkhard Gantenbein CEO der Helvetia Versicherung in Österreich und Andreas Haschka CFO der Generali Versicherung in Österreich. www.angoinvest.at

Über AUMBES Invest GmbH

AUBMES stellt als Co-Investor Kapital bereit für neue Geschäftsideen und für Startups in der Pre-Seed- und Seed-Phase. AUBMES hält zurzeit 7 Startup-Beteiligungen. www.aubmes.at

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