Die Königsdisziplin

Das große Highlight: Österreicher wollen bei der Abfahrt die erste Medaille einfahren

Der Norweger Aksel Lund Svindal, der Italiener Dominik Paris und der Salzburger Hannes Reichelt werden als Topfavoriten für den Höhepunkt der Ski-WM in Schladming gehandelt. Rund 40.000 Fans werden live dabei sein, wenn mit der Herren-Abfahrt auf der Planai um 11.00 Uhr die Jagd auf die prestigeträchtigste Goldene eröffnet wird. Eine Trophäe, der die Österreicher seit mittlerweile zehn Jahren erfolglos nachlaufen. Damals hatte Michael Walchhofer 2003 in St. Moritz triumphiert.

von Klaus Kröll, Schladming © Bild: GEPA/Simonlehner

Holen die ÖSV-Herren den Abfahrtssieg, kann bei der WM aus rot-weiß-roter Sicht sportlich eigentlich fast nichts mehr schief gehen. "Aber das ist kein Wunschkonzert", weiß Reichelt, der Schnellster im einzigen Training über die volle Distanz von 3.282 Metern war. "Sehr viele sind gut drauf und richtig heiß auf eine Medaille", erwartete Max Franz ein enges Rennen. Und Lokalmatador Klaus Kröll meinte: "Die Erwartungshaltung ist gewaltig groß. Alle erwarten Gold, aber über Silber wäre ich sicher auch nicht böse."

Reichelt hat Rang vier im Auftakt-Super-G abgehakt. "Weil ich abgeschwungen hab und mit mir im Reinen war. Das war eine gute Leistung, dadurch war der vierte Platz leichter zu verkraften. Und ich hab auch für Samstag nur ein Ziel: gut skifahren", sagte der Radstädter, der während der WM immer wieder auch daheim schläft. "Da mach ich dann die Türe zu und finde meine Ruhe. Sonst erdrückt dich der Druck ja irgendwann."

Nur Reichelt hat heuer gewonnen

Aus eigener Erfahrung weiß der Super-G-Vize-Weltmeister 2011, dass für eine Medaille sehr viel zusammenpassen muss. "Material, Startnummer und Physis. Und das Quäntchen Glück muss auch auf deiner Seite sein." In Bormio hat Reichelt Österreichs bisher einzigen Speed-Sieg in diesem Winter eingefahren. Und für Mitfavorit Christof Innerhofer (ITA), der bereits den Super-G-Erfolg von Ted Ligety (USA) prognostiziert hatte, steht fest: "Reichelt holt Abfahrts-Gold."

Im März 2012 hat Kröll in Schladming seinen Triumph im Abfahrtsweltcup unter Dach und Fach gebracht. Nun soll 28 Kilometer von seiner Heimat Öblarn entfernt seine erste Medaille bei einem Großereignis folgen. "Wenn alles passt, dann habe ich die Möglichkeit, das Rennen zu gewinnen. Das weiß ich. Aber eines ist auch klar, das wird kein Kindergeburtstag", sagte Kröll vor dem Ritt über Schlüsselstellen wie Walchersprung, Panoramasprung, Klammerschuss, Kesslersprung, Holzhacker, Italienerloch und Weirather-S.

Die Sprünge gehen gefährlich weit

Die weiten Sprünge, die im Training teilweise bis ins Flache gingen, sorgten nicht bei allen Beteiligten für Jubelstürme. Deshalb wurde überlegt, die "Jumps" bis zum Rennen leicht zu entschärfen. Nach der verpassten Super-G-Qualifikation musste Kröll vier Tage lang krank das Bett hüten.

Trotz der alles andere als perfekten Vorbereitung auf sein persönliches "Rennen der Rennen" meinte der Steirer zuversichtlich: "Ich denke, dass ich bis zum Rennen zu hundert Prozent fit sein werde."

Für Franz, der am 1. Dezember 2012 im Super-G in Beaver Creek schwer gestürzt war, geht am Samstag mit seinem ersten WM-Start ein kleiner Traum in Erfüllung. "Als ich in Beaver Creek auf die Nuss geflogen bin, hab ich mir gedacht: 'Okay, das war's dann mit der WM.' Aber jetzt bin ich da und fahre die WM-Abfahrt. Das ist richtig geil", meinte der 23-Jährige.

Die Vorfreude beim Kärntner ist deutlich größer als die Nervosität. "In letzter Zeit ist mir die Nervosität ein bisschen verloren gegangen. Das war in Kitz auch schon so", berichtete Franz, der auf der Streif als Fünfter endgültig ins WM-Team raste. Den Helm des Draufgängers schmückt stets eine Wildsau, bei der WM wird die Kopfbedeckung von Franz im neuen, goldenen Design erstrahlen.

Der Herminator tippt auf Max Franz

Gold, das traut Franz niemand Geringerer als Hermann Maier zu. "So etwas macht mich schon stolz, wenn das einer wie Hermann Maier sagt. Aber kaufen kann ich mir davon leider nichts. Wenn alles zusammenpasst, kann ich sicher um die Medaillen mitkämpfen." Im Training hatte Franz vor allem Probleme im unteren Streckenabschnitt (Platz 39). "Eine einzelne richtige Linie gibt es da nicht. Man muss einfach schauen, dass man schnell ins Ziel kommt", meinte Franz über seine "einfache" Taktik im gefinkelt gesetzten Schlusshang.

Schrecksekunde im Abschlusstraining

Max Franz geht gehandicapt in die Abfahrt. Der Kärntner zog sich beim verkürzten Trainingslauf über den unteren Streckenabschnitt am Samstagmorgen bei einem "Verschneider" eine leichte Knieblessur zu. Laut ÖSV-Angaben soll sein Start aber nicht gefährdet sein. "Was wir im Moment wissen, ist die Verletzung nicht so schwer", erklärte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum eine Stunde vor dem Start im ORF-Interview.

Cheftrainer Mathias Berthold ist überzeugt, dass seine Truppe für den großen Showdown bereit ist: "Das wird eine extrem coole Abfahrt. Wir haben eine super Mannschaft, das haben wir in den jüngsten Weltcup-Abfahrten gezeigt." Der vierte ÖSV-Starter wurde erst nach dem zweiten Abfahrtstraining am Freitagnachmittag nominiert. Es handelt sich um Matthias Mayer.

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