Scheidung nach
der Silberhochzeit ...

... und glücklich damit! Immer mehr ältere Menschen wollen ganz bewusst Single sein

Nach 20 Jahren Ehe reichte Claudia Hoffmann (Name geändert) die Scheidung ein. Viele Jahre hatte sie mit sich gerungen, bis sie an den Punkt gekommen war, an dem sie nicht mehr weitermachen konnte wie bisher: "Wir haben uns überhaupt nicht mehr verstanden. Es war für mich unerträglich geworden, wie mein Mann mich und unsere Kinder behandelt hat", erzählt die Wienerin.

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Beziehung - Scheidung nach
der Silberhochzeit ...

Zehn Jahre ist das her, seitdem ist die heute 59-Jährige Single. Nicht weil sie keinen Mann mehr findet, sondern weil sie eine bewusste Entscheidung getroffen hat: "Ich will keinen festen Partner. Ich muss mir von niemandem mehr etwas sagen lassen." Angriffslust schwingt keine in diesen Worten mit, sie klingt ruhig und gelassen - eine Frau, die mit sich selbst im Reinen ist.

Frauen wie Claudia Hoffmann sind keine Ausnahmen. Zunehmend gehen auch lange Ehen in die Brüche. In Österreich trennten sich 2015 bei einer Gesamtscheidungsrate von 41,6 Prozent 13,6 Prozent der Paare nach mehr als 25 Jahren. 2005 waren es nur 9,6 Prozent, die erst nach der Silberhochzeit auseinandergingen, obwohl die Gesamtscheidungsrate mit 46,4 Prozent deutlich höher lag. Diese Tendenz spiegelt sich auch im Single-Atlas 2017 der Online-Partnervermittlung Elitepartner wider. Für die Studie befragte das Marktforschungsinstitut Marketagent.com 440 Österreicher zwischen 18 und 69 Jahren. Davon gaben 29 Prozent an, Single zu sein, die höchste Quote wies mit 44 Prozent die Gruppe bis 29 Jahre auf. Zwischen 30 und 59 sind nur 24 Prozent allein, ab 59 Jahren steigt die Zahl wieder auf 31 Prozent.

Glückliche Singlefrauen

"Das persönliche Empfinden von Zufriedenheit in einer Partnerschaft wird immer wichtiger", sagt die Psychologin und Paartherapeutin Lisa Fischbach. "Sind im Alter Kinder oder gemeinsame Projekte nicht mehr beziehungsbestimmend, stehen Partnerschaften häufig auf dem Prüfstand." Das heißt: Unglückliche Paare warten ab, bis die Kinder aus dem Haus sind, dann beenden sie ihre Beziehung. Zudem gehören die heute über 60-Jährigen bereits einer Generation an, für die Scheidungen nicht mehr verpönt sind.

»Dass Frauen sich in dieser Phase trennen, ist ein neuzeitliches Phänomen.«

Wie im Fall von Claudia Hoffmann sind es oft die Frauen, die die Scheidung einreichen. "Dass Frauen sich in dieser Phase trennen, ist ein neuzeitliches Phänomen", sagt Fischbach. "Es ist ein Gewinn der Emanzipation, dass Frauen heute nicht mehr so häufig auf ihre Männer angewiesen sind wie früher. Das hat ihre Bereitschaft, in einer unglücklichen Beziehung zu verweilen, gesenkt." Ihrer Erfahrung zufolge fallen Frauen auch seltener in ein tiefes emotionales Loch als Männer, wenn ihre Ehe zu Ende geht, weil sie sozusagen eine höhere "Singlekompetenz" aufweisen: "Sie investieren mehr in ihren Freundeskreis, können für sich selbst kochen und ein gemütliches Zuhause schaffen, achten besser auf ihre eigene Gesundheit. Bei Männern fehlt dagegen oft die emotionale Versorgung."

»Frauen weisen eine höhere 'Singlekompetenz' auf. Bei Männern fehlt oft die emotionale Versorgung.«

Obwohl Claudia Hoffmann finanziell zurückstecken musste -sie hatte lange zu Hause für ihre Kinder gesorgt und Teilzeit gearbeitet -, erlebte sie das Ende ihrer Ehe als befreiend: "Im Nachhinein dachte ich oft, dass ich schon viel früher hätte gehen sollen." Wie viele Männer, die vor ihrer Scheidung lange verheiratet waren, hatte auch ihr Ex-Gatte rasch wieder eine Freundin, sie selbst ist glücklich allein: "Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und kann gut für mich sein. Ich habe viele Freundinnen und bin nicht einsam." Ihren Hobbys wie Wandern und Bergsteigen geht sie gerne allein nach. Ganz abgeschworen hat sie den Männern nicht. Sie hat immer wieder Affären, sucht sich dafür aber bewusst Partner aus, mit denen es keine gemeinsame Zukunft gibt, beispielsweise jüngere Liebhaber. Noch nie, sagt sie, hatte sie so ein erfülltes Leben wie nach ihrem Neustart als Single.

Kommentare

annas

einmal verheiratet zu sein, ist genug. und das sollte jahrzehntelang glücklich halten.

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