"Schamlos und skrupellos"

Nach Streichers Abgang geht die Revolution in der ÖIAG erst richtig los: Vorstände zittern um ihren Job, Aufsichtsräte werden gesäubert, Belegschaften drohen mit Streik. Doch hinter dem scheinbaren Chaos steckt ein klarer Plan: die Zerschlagung der Verstaatlichten.

"Schamlos und skrupellos"

Rudolf Streicher ist zurückgetreten, der ÖIAG ein Chef abhanden gekommen. Doch die Säuberungswelle läuft nach Streichers Abgang erst richtig an. Dass die Revolution begonnen hat, ist offenkundig. Vorstände bangen um ihren Job, Betriebsräte drohen mit Streik, es wird gestritten, ob Abverkaufsstudien bei Investmentbanken bestellt oder von diesen "angedient" wurden. In der öffentlichen Wirtschaft, so scheint es, regiert das Chaos.

Ziel: Zerschlagung der Verstaatlichten
In Wahrheit steht dahinter ein klarer Plan: Die Regierung, vor allem die FPÖ, will mit den Staatsbeteiligungen aufräumen. Die Verstaatlichte, seit 1945 das Rückgrat der heimischen Industrie, soll zerschlagen werden. Auch wenn die nächste Wahl in die Hosen geht – der Zug muss bis dahin abgefahren sein.

Finanzminister Karl-Heinz Grasser und FP-Wirtschaftssprecher Thomas Prinzhorn machen Druck. Ihre Speerspitze, der ÖIAG-Aufsichtsrat, setzt um. Das Tempo bei den Privatisierungen wird erhöht, neue Leute müssen her, die die Vorstellungen mittragen. Prinzhorn erklärt offen: "Die nächsten Entscheidungen über Erneuerungen bei Vorständen und Aufsichtsräten werden bei jenen Unternehmen folgen, die schlechte Ergebnisse bringen."

Suche nach neuen Aufsichtsräten
ÖIAG-Aufsichtsratchef Alfred Heinzel bestätigt, daß der Headhunter Heidrick & Struggles einen Pool von Personen sondiert hat, "die für diverse Aufsichtsräte von ÖIAG-Gesellschaften in Frage kommen".

Bei der AUA steht das neue Kontrollgremium in den Grundzügen fest. Unter anderen wird dort Martine Dornier-Tiefenthaler einziehen. Die streitbare Rechtsanwältin aus Deutschland zwang sogar Daimler-Boß Jürgen Schrempp in die Knie. Bei OMV oder VA Tech werden demnächst ebenfalls – vornehmlich rote – Aufsichtsräte ausgewechselt.
Bei den Bundesbahnen wird sich, wie es aussieht, General Helmut Draxler freiwillig verabschieden. Die Privatisierungschefin der ÖIAG, Hermine Goldmann, wird zur neuen Postbus AG als Finanzvorstand abgeschoben. Sogar der designierte OMV-Boß Wolfgang Ruttenstorfer gerät
in die Schusslinie. Dasselbe gilt für den VA-Tech-General Erich Becker, der allerdings der ÖVP nahesteht.

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