Wo aus Bierwürze
Heizungswärme wird

In Graz werden Wohnungen mit einem ungewöhnlichen Wärmeenergiekonzept beheizt

Durch Abwärme von der Vergärung der Bierwürze gewinnt die Brauerei Puntigam in Graz Heizwärme. Bis 2023 sollen 800 Wohnungen sowie Büros und sogar ein Kindergarten damit beheizt werden. Noch ist das Konzept österreichweit einzigartig.

von Bierig warm - Wo aus Bierwürze
Heizungswärme wird © Bild: Shutterstock

Ein kühles Bier im Sommer erfrischt. Wärmende Eigenschaften werden dem Hopfengetränk eher selten zugeschrieben. Dabei wird in Graz seit kurzem mit Bier ordentlich eingeheizt. Im Wohn- und Geschäftsviertel "Brauquartier" sollen bis 2023 rund 800 Wohnungen sowie die Büros, Geschäftslokale und ein Kindergarten mit der Abwärme der nahegelegenen Brauerei Puntigam beheizt werden. Die ersten Wohnungen wurden in den vergangenen Wochen bezogen.

»Unser Kerngeschäft ist und bleibt die Brauerei und nicht die Wärmegewinnung«

Bereits seit 1478 wird im Grazer Stadtteil Puntigam Bier gebraut. Jahr für Jahr wird am Standort insgesamt rund eine Million Hektoliter Bier produziert. "Bis dato ist die biogene Abwärme einfach verpufft", erläutert Gabriele Maria Straka, Leitung Kommunikation und CSR der Brau Union, den Hintergrund zum neuen Konzept. "Wir haben einen Partner gesucht, der es ermöglicht, daraus etwas zu machen, und hatten dann das Glück, ein Bauprojekt in unmittelbarer Nähe zu haben."

Überschüssige Wärme soll verkauft werden

Die drei Partner Brauerei Puntigam, Kelag Wärme GmbH und C&P Immobilien AG haben die energieeffiziente Lösung gemeinsam entwickelt, um rund 65.000 Quadratmeter Nutzfläche mit Wärme aus dem Gärprozess zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen. Das Konzept ist einzigartig in Österreich und die technische Umsetzung nicht einfach. "Wir benötigten gute Partner für die Umsetzung", betont die Brau-Union-Sprecherin.

In dem Wärmeenergiekonzept wird ein Teil der Abwärme, die 75 Grad hat, unmittelbar genutzt. Die Abwärme mit niedrigerem Temperaturniveau wird mit einer Wärmepumpe erhitzt, bevor sie an das Brauquartier weitergeleitet wird. Wenn der Heizbedarf an warmen Sommertagen oder im lauen Winter mal nicht hoch ist, dann könnte die entstehende Abwärme auch verkauft und in andere Systeme eingespeist werden. Laut der Kelag Wärme GmbH sei dies problemlos möglich. Als Ausfallreserve, sollte es doch zu einem überdurchschnittlich kalten Winter kommen, dient Energie aus bestehenden Dampfanlagen der Brauerei. Der Energieanbieter hat 1,5 Millionen Euro in das Projekt mit Gärwärme gesteckt.

Ein hoher Kostenfaktor spielt auch für die Brauerei ein Rolle. Die Umsetzung geschieht vor allem aus ideologischen Gründen, denn aus finanzieller Sicht ist es kein lohnendes Geschäft. "Unser Kerngeschäft ist und bleibt die Brauerei und nicht die Wärmegewinnung."

Nachhaltigkeit bei der Bierproduktion bald auch in Schwechat

Die Brau Union Österreich, zu der neben Puntigamer unter anderem auch die Biermarken Gösser, Wieselburger, Schwechater oder Zipfer gehören, setzt auf Nachhaltigkeit. Für das Engagement wurde das Unternehmen mit dem Energy Globe Austria, dem EU Sustainable Energy Award oder jüngst mit dem Green Brands Austria Siegel ausgezeichnet. Neben dem Heizprojekt der Brauerei Puntigam ist die Grüne Brauerei Göss ein Vorzeigeprojekt, wo Bier ausschließlich unter Verwendung erneuerbarer Energien und österreichischer Rohstoffe erzeugt wird. In Schwechat soll in naher Zukunft ein ähnliches Projekt wie in Graz mit etwa 900 Wohnungen umgesetzt werden. Zudem wird derzeit ein Geothermie-Projekt zur Nutzung von Erdwärme in Zipf geprüft.