Orange Is The New Black:
Nächste Runde in Litchfield

Nach langer Wartepause sind die vielfältigen Knast-Damen endlich zurück

Im Gefängnis von Litchfield geht es wieder rund: Ab heute ist die dritte Staffel der viel gepriesenen Serie "Orange Is The New Black" rund um die Insassinnen eines Frauengefängnisses über Netflix abrufbar. In gewohnter Manier trifft Gesellschaftspolitisches auf humoristische Momente und glänzt der vielfältige Cast um Taylor Schilling: "Jenji wollte immer auch die anderen in den Fokus rücken."

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Nächste Runde in Litchfield

Damit bezieht sich die 30-jährige US-Schauspielerin auf Serienschöpferin Jenji Kohan, die sich für den Streaming-Dienst der wahren Geschichte von Piper Kerman angenommen und diese in ein vielschichtiges Unterhaltungsformat gegossen hat. "Orange Is The New Black" lässt sich dabei nur schwer üblichen Genres wie Comedy oder Drama zuordnen. "Aber das macht die Serie so speziell", erläuterte Schilling im Gespräch mit der APA in Berlin. "Es geht auch nicht darum, zu predigen oder etwas Politisches in den Vordergrund zu rücken. Hier werden einfach gute Geschichten erzählt. Und dadurch kommen die Zuseher mit Neuem in Berührung."

Schilling gibt nun bereits seit 26 Episoden Piper Chapman, eine eigentlich gut situierte Akademikerin, die aufgrund einer "Jugendsünde" zu 15 Monaten im Gefängnis verurteilt wird. Dort trifft sie nicht nur auf Frauen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, sondern auch auf Alex Vause (Laura Prepon), ihre frühere Geliebte, die auch mit ihrer kriminellen Ader zu tun hat. "Piper existiert für mich einfach. Ich bevorzuge es, einfach loszulassen und mich ganz auf die Drehbücher zu konzentrieren", beschrieb Schilling ihre Herangehensweise an die Rolle.

Zahlreiche Nebenstränge

Fokussierte sich die Serie zu Beginn ganz auf Piper und ihr Eintauchen in den Mikrokosmos Gefängnis, so wurden im Laufe der Zeit immer mehr Nebenstränge von Kohan geöffnet und Charaktere in den Mittelpunkt gerückt. Da gibt es Suzanne "Crazy Eyes" Warren (Uzo Aduba), die ihren Spitznamen nicht ganz zu Unrecht hat, oder Galina "Red" Reznikov (Kate Mulgrew), die eine Zeit lang quasi als Patin des Gefängnisses die Fäden im Hintergrund zog.

Und natürlich gibt es Alex, die man eigentlich als toughe Karrierefrau beschreiben könnte - nur dass sie sich eben auf Drogenschmuggel spezialisiert hat. "Sie ist klug und kann Leute manipulieren. Das nutzt sie für ihren Beruf, in dem sie verdammt gut ist", schmunzelte Prepon im APA-Interview. "Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, sich in eine der Frauen, die sie dafür benutzt, zu verlieben."

Aggressiver Sex

Die Beziehung zwischen Piper und Alex ist folglich ein turbulentes Auf und Ab, das in den 14 neuen Episoden noch genauer beleuchtet wird. "Obwohl sie sich schreckliche Dinge antun, lieben sie sich wirklich. Aber man kann eben nicht kontrollieren, wofür sich das Herz entscheidet", sagte Prepon. Dabei geht es durchaus direkt zur Sache: Zwar hat man bereits zuvor bei "Orange Is The New Black" viel nackte Haut und explizite Szenen gesehen, nun leben die beiden Frauen ihre anfängliche Wut aufeinander aber auch in recht aggressivem Sex aus.

"Das war schon ziemlich verrückt", erinnerte sich Prepon an den Dreh. "Aber es ist eben Teil der Geschichte. Das war mir auch immer wichtig und Jenji hat das stets so gehandhabt: Nacktheit ist hier nicht reiner Selbstzweck. Wenn Frauen in einem Gefängnis sind, würde es komisch aussehen, wenn sie sich im Duschraum alle hinter ihren Handtüchern verstecken. Und auch bei meinen Szenen mit Taylor war immer klar, wer wann wo seine Hände hat und was man am Ende sehen wird. Wir wussten immer, wie alles abläuft."

Nichts verstecken

Dem konnte ihre Kollegin nur zustimmen. "Ich war am Anfang schon ziemlich nervös. Aber je wohler ich mich in der Geschichte gefühlt habe, umso einfacher wurde es. Bei den Szenen mit Laura ging es auch um Sicherheit und Kameradschaft: Wenn das vorhanden ist, kann man mehr Risiken eingehen." Serienschöpferin Kohan will aus der Sicht von Schilling jedenfalls ein Tabu adressieren. "Es geht gegen diese puritanische Ansicht, dass ein nackter Körper etwas Falsches ist. Man muss das aber nicht verstecken! Jedenfalls sehe ich das so." Wobei sie durchaus Kritik an der Filmindustrie übte: "Es ist doch merkwürdig, dass Gewalt oft so viel Platz eingeräumt wird und Nacktheit oder Sex nicht stattfinden dürfen."

Keine festgefahrenen Strukturen

Festgefahrene Strukturen stehen bei "Orange Is The New Black" jedenfalls nicht an der Tagesordnung. Nicht nur wandelt die Serie zwischen heiteren und düsteren Momenten, auch die Rollenverteilung scheint einiges zuzulassen. "Die Ideen von Gut und Böse, von Dingen, die angeblich richtig und falsch sind, werden hier runtergebrochen. Stattdessen wird das wahre Leben in den Vordergrund gerückt", betonte Schilling. "Wir sehen, was wirklich in dieser Welt passiert, anstatt eine schöngefärbte Version vorgesetzt zu bekommen."

Das Frauengefängnis also als Parabel auf die Welt "da draußen". Eine stimmige Sichtweise des Formats, das Diversität und Abwechslung groß schreibt. Und nach der recht harten zweiten Staffel dürfen sich Fans auf viele augenzwinkernde Momente freuen. So wird in Litchfield etwa Muttertag gefeiert oder haben kleine Insekten große Auswirkungen. Wobei nicht befürchtet werden muss, dass Kohan angesichts des leichten Anstrichs ihren Biss verloren hat.

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