Mozart mit Aussicht

„Die Hochzeit des Figaro“ zeigt: die Wiener Staatsoper kann mit einem eigenen Mozart-Ensemble reüssieren. Am Sonntag, 7. Februar, um 20.15 Uhr auf ORF III und auf myfidelio.

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Hochzeit des figaro © Bild: Wiener Staatsoper

Philippe Jordans Vorhaben, ein Mozart-Ensemble an der Wiener Staatsoper zu formieren, klang zunächst wie eine Utopie. Mit der Aufführung des „Figaro“ demonstrierte der Musikdirektor, dass dieses schon die Realität ist. Bereits die erste Vorstellung zeigt ein Ensemble, in dem exzellente Solisten auf ideale Weise harmonieren. Und das unter widrigsten Umständen. Da die Aufzeichnung von Bizets „Carmen“ Corona-bedingt verschoben werden muss, wurde kurzfristig „Die Hochzeit des Figaro“ angesetzt.

Journalisten waren zur Aufzeichnung geladen. Jordan leitet die Aufführung vom Hammerklavier und lässt schon nach den ersten Takten der Ouvertüre erahnen: hier bahnt sich Ereignishaftes an. Er leuchtet jedes Detail aus, passt die Tempi den Figuren an, Text und Musik verschmelzen bei ihm zu einer Einheit. Phänomenal, wie er jedes einzelne Motiv deutlich herausarbeitet. Da Jordan die Rezitative selbst begleitet fügen sich diese ganz organisch ins musikalische Geschehen. So klingt Mozart heute im 21. Jahrhundert, da wird jedwede Diskussion über Originalklang obsolet. Jordan nimmt den Begriff „Musiktheater“ in jeder Hinsicht ernst, und das hört man in seiner Arbeit mit diesem Ensemble auch.

Philippe Sly gestaltet die Partie des Figaro mit Grandezza und einem Höchstmaß an Präzision, dennoch wirkt alles ganz natürlich. Fulminant führt er seinen herrlich klingenden Bassbariton, Ausdruck, schöne Phrasierungen, da ist alles da. Louise Alder ist eine idealtypische Susanna, die glaubwürdig eine quirlige, selbstbewusste Partnerin des Figaro zeigt. Famos klingt ihr weicher Sopran. Andrè Schuen ist ein jugendlicher Graf Alamaviva, der Noblesse und Passion vereint. Federica Lombardi ist eine brillante Gräfin. Ausdruck und Innigkeit halten die Balance. Diese Gräfin lässt die pfiffige Rosina erkennen, der man zutraut, dass sie ihren Vormund austrickst. Atemberaubend ihr „Dove sono“.

Virginie Verrez überzeugt als Cherubino, Johanna Wallroth ist eine exzellente Barbarina. Stephanie Houtzeel überzeugt als Marcellina und Josh Lovell als Basilio. Dieses Ensemble lässt weitere Höhepunkte mit Mozart erwarten. Bedauerlich, dass diese Sänger derzeit nicht von einem Live-Publikum gehört werden können, die Aufzeichnung dieser Leistungen für Fernsehen und Internet in der filmtauglichen Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle kann man in diesen düsteren Zeiten nicht hoch genug schätzen.